Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., V 9622
Retzius, Gustaf
Biologische Untersuchungen
Jena, N. F. 16.1911
Seite: 76
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Alte Drucke und Autorensammlungen

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0090
76

Eine besondere Art von Körnern, durchweg gröberer Art und nicht in bestimmten Beziehungen zur Protoplasmastruktur
, haben wir durch Nissl keDnen gelernt»: die Nisslkörperchen oder die tigroide Substanz.

Am eingehendsten hat aber Eamön Cajal j) die Struktur des Protoplasmas der Nervenzellen in seinem grossen
neuen Werke besprochen. »Lorsqu'on examine des cellules nerveuses pleines de vie, il est impossible de decouvrir,
dans leur protoplasma, trace d'une structure quelconque». Höchstens einige Körnchen. Nach dem Tode und
nach der Fixierung treten aber im Zellkörper mehrere Gebilde hervor. In dem > Spongioplasma ou charpente
protoplasmique> erkennt man: >Un reseau de teinte päle, dont les trabecules, courtes et rugueuses, parfois mem-
braniformes, limitent des mailies polygonales de faible etendue. Ces trabecules, que Nissl et Lenhossek ont les
premiers signalees et dont Texistence a ete confirmee par nous, Marinesco, Van Gehuchten et Held, servent de
trait d'union. . . Au point oü ces filaments s'entrecroisent et parfois, aussi, le long de ces filaments eux.-meines,
on apercoit de minuscules granulations de matiere basophile, avide, comme le mot l'indique, de substances colo-
rantes basiques et par suite identique a celle des amas. Cet arpect du reseau spongioplastique et des mailles par
lui delimitees est celui que presente le protoplasma du corps, de l'espace le plus large de la cellule. Ailleurs,
dans les prolongements dendritiques, au cone d'origine du cylindre-axe, il varie, de maniere si sensible meme, qu'il
semble tout autre. Ainsi, au niveau des premieres, les fils du reseau s'amincissent, se rapprochent, deviennent
plus ou moins paralleles; au meme temps, les mailles interposees s'allongent, la trame spongieuse se resserre. . .
Quant a la region du cone d'origine de l'axone, le meme mode d'examen y demontre que, malgre la päleur plus
grande du spongioplasma par perte ou absence de granulations basophiles, comme l'ont remarque Simarro, Schaffer,
Lenhossek et d'autres, malgre le tassement et la convergence des trabecules, convergence passant graduellement au
parallelisme dans le cylindre-axe, malgre la delicatesse de plus en plus grande de ces trabecules, il s'agit la, toujours,
d'un reseau.» Wie nun die Neurofibrillen sich zu dem Spongioplasma verhalten, will Cajal nicht entscheiden;
sie gehen aber teilweise in dessen Zusammensetzung ein. »Nous croyons», sagt er, »aussi que ce reseau renferme
des facteurs nouveaux, c'est-a-dire des travees et des reticulums granuleux, produits vraisemblablement par une
substance proteique coagulee. En resume, une grande partie du spongioplasma n'est, pour nous, qu'une production
artificielle».

Aus den obigen neueren Anführungen einiger auf diesem Gebiete speziell wirksamer Forscher geht offenbar
hervor, dass man noch gewiss nicht zu endgültigen Ergebnissen gelangt ist. Durch neue, ausgezeichnete Färbungsmethoden
ist es gelungen, in dem Körper der fixierten Nervenzellen teils ein reichliches Fibrillensystem, teils eine
besondere aus Körnern bestehende Substanz, welche sich in Schollen ansammelt, nachzuweisen. Die übrige, diese
Gebilde umfassende »Grundsubstanz» des Protoplasmas hat sich aber einer genauen Erforschung entzogen. Man
scheint sie grösstenteils als eine netzförmige oder sogar schwammige oder maschige Substanz (ein »ßeticulum » oder
einen »Schwamm») aufzufassen; Eamön Cajal scheint diese ihre Beschaffenheit, wenigstens teilweise, als von der
Behandlung herrührend zu betrachten (»une production artificielle»). Die Frage, wie sich diese Substanz zu den
Neurofibrillen verhält, ist noch ganz ungelöst.

Da ich hin und wieder bei der Untersuchung gut fixierter und gut gefärbter Nervenzellen verschiedener
Tierarten schöne Bilder von der Struktur derselben erhalten habe, kann ich nicht umhin, im Anschluss an meine
Befunde in den Eiern mancher Tiere, diesmal auch einiges über die Protoplasmastruktur beizufügen. Weil ich
aber hoffe, auf die Behandlung dieser Frage bald wieder zurückkommen zu können, will ich jetzt nur einige
dieser Befunde mitteilen, welche bei einem Knorpelfische und einem Säugetier gewonnen sind. Auf der Tafel
XXIV sind aus meinen Präparaten in den Fig. 15—27 einige Abbildungen wiedergegeben. Das betreffende
Material wurde ganz frisch teils im Carnoyschen Gemisch, teils im Zenkerschen Gemisch, teils in Pikrinessigsäure
gehärtet, und die 2—3 n dünnen Schnitte mit Eisenalaun-Hämatoxylin und Eosin gefärbt. Dass die Schönheit
und Deutlichkeit der Protoplasmabilder von einer möglichst passend abgewägten Differenzierung der Präparate
abhängt, brauche ich wTohl kaum zu betonen.

Vom Squalus acanthias L. (Acanthias vulgaris 0. F. Müller) teile ich also in den Fig. 15—17 einige kleine
Stücke aus Schnitten von Nervenzellen aus dem Ganglion gasseri mit. Die Fig. 15 gibt die Bandpartie einer
solchen Zelle wieder, in welcher man ein reichliches Geflecht von sehr feinen, Körnchen enthaltenden Fäserchen
deutlich wahrnimmt. In dem Präparate kann man hier und da an den dünneren Stellen diese Fäserchen streckenweise
recht weit verfolgen und sieht sie sich wiederholt dichotomisch teilen, aber kein wirkliches Netz bilden.

J) S. Eamön Cajal, Histologie du Systeme nerveux de l'homme et des vertebres. T. I., 1909.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1911_16/0090