Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., V 9622
Retzius, Gustaf
Biologische Untersuchungen
Jena, N. F. 16.1911
Seite: 80
(PDF, 39 MB)
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nach hinten reicht, Am hinteren Umfang erkennt man eine Randverdickung, welche wie eine glänzende Schale
diese Partie umgibt und der entsprechenden Bildung an den Menschenspermien sehr ähnelt. Oft findet man
zwischen ihrem vorderen Rande und dem hinteren Rande der Kopfkappe ein queres, helles Band (Fig. 1, 4, 7, 8, 10).

Von der Kante betrachtet, zeigt sich der Kopf schmal konisch (Fig. 2) mit vorderer Spitze und hinterer,
dickerer Fusspartie, welche am hinteren Ende abgerundet ist. Im ganzen sind die beiden Seitenlinien übrigens
recht gerade. Man bemerkt auch hier sowohl die hintere Kontur der Kappe als die vordere der schalenartigen
Randpartie des hinteren Umfangs. Bei manchen Spermien ist der Kopf, von der schmalen Kante betrachtet, noch
mehr schmal konisch, wie dies die Fig. 11 und 12 dartun.

Das Verbindungsstück des Schwanzes ist länger als der Kopf, überschiesst ihn mit etwa einem Viertel oder
etwas mehr von seiner Länge. Es ist ziemlich breit, besonders in der Mitte und etwas weiter nach vorne hin.
Hinsichtlich seines Baues wird man hier überrascht, in diesen reifen Spermien eine spiralige Anordnung der
Hülle in selten prägnanter Form zu rinden. Zwar ist es nicht gerade leicht, die Anzahl der Spiralwindungen
sicher zu bestimmen. Die hintersten drei treten in der Regel ganz scharf hervor; nach vorn hin verwischen sie
sich aber oft derart, dass man über die exakte Zahl etwas zweifelhaft wird. In günstigen Fällen können jedoch
sieben solche Windungen gezählt werden (Fig. 1, 2, 3); in anderen Fällen schien es, als ob acht vorhanden seien
(Fig. 4, 5); in noch anderen war die Anzahl derselben noch weniger sicher bestimmbar (Fig. 6, 8). Offenbar
besteht die Spirale aus aneinander gelagerten und miteinander verbundenen v. BRUNN'schen Körnern, welche auch
voneinander durch die Präparation getrennt werden können (Fig. 11). Wenn diese Hülle mehr oder weniger abgestreift
wird (Fig. 11, 12), tritt der schmale Axenfaden des Verbindungsstückes scharf hervor, aber auch an
•den Spermien, an welchen die Hülle in ihrer natürlichen Lage geblieben ist (Fig. 1—4), schimmert oft dieser
Faden durch sie, und zwar besonders an den Grenzlinien der Spiralwindungen (Fig. 1—4, 9, 13). Am oberen
Ende des Axenfadens, welches am hinteren Kopfende befestigt ist, sieht man an den meisten Spermien mehr
oder weniger distinkt eine dünne, quere, sich mit Rosanilin stark färbende Scheibe, die dem Kopfe innig angeheftet
ist und oft an ihrer einen Seite ein rundes Korn trägt. Ich vermochte aber nicht deutlich wahrzunehmen
, dass in dieser »Scheibe* die betreffenden Körnchen des Zentralkörperapparates hervortraten; das vorhandene
Material war für die Eruirung dieser Sache nicht geeignet.

Das Hauptstück des Schwanzes ist nicht besonders lang. An seinem vorderen Ende erkennt man eine
•deutliche, sich in Rosanilin stark färbende Querscheibe, welche offenbar dem JENSEisr'schen Querring des Verbindungsstückes
entspricht, was man besonders deutlich an den Seitenrändern sieht, wo der optische Durchschnitt
kornförmig erscheint. Das Hauptstück verschmälert sich, wie gewöhnlich, immer mehr nach hinten hin und läuft
nach einem wenig scharf ausgeprägten Absatz in ein kurzes, feines und spitzes Endstück aus (Fig. 1, 2).

Doppelschivänse waren in den Präparaten nicht selten anzutreffen. In Fig. 14 habe ich ein solches Spermium
abgebildet, wo aber die hinteren Partien der beiden sich voneinander trennenden Schwanzfäden nicht wiedergegeben
sind.

Wenn man nun die Spermien des Schimpansen mit denen des Orang Utangs und des Menschen vergleicht,
kommt man zu der Auffassung, dass sie der Form nach denen des Menschen näher stehen und mehr ähneln als
denen des Orang Utangs. Bei denen des letzteren, welche im ganzen in allen ihren Dimensionen grösser sind, ist
der Kopf hinten mehr abgeplattet, vorn aber dicker. Die Spermien des Schimpansen dagegen sind, wie die des
Menschen, obwohl weniger als bei diesen, nach vorn hin abgeplattet, hinten dicker, aber gar nicht so sehr verdickt
wie bei denen des Menschen, was aus den Kantenansichten deutlich hervorgeht. Der Kopf der Schimpansen-
.spermien ist von auffallend geringeren Dimensionen als es bei den Menschen Spermien gewöhnlich der Fall ist; die
Form ist auch mehr ausgezogen oval als bei den letzteren, wo sie mehr rundlich oder breit oval ist.

Das Verbindungsstück des Schwanzes ist an den Spermien des Schimpansen sowohl absolut als relativ zur
Kopflänge wesentlich länger und dicker alt an den Spermien des Menschen, aber kürzer als an denen des Orang
Utangs. Die oben näher beschriebene, deutlich spiralige Struktur der Hülle beim Schimpansen tritt beim Orang
Utang und beim Menschen im reifen Zustande nie hervor. Die Zahl der Spirahvindungen scheint beim Schimpansen
ein wenig grösser zu sein als beim Menschen, wo man an unreifen Spermien in der Regel nur sechs
Körnerringe zählen kann; beim Schimpansen belaufen sie sich wenigstens auf sieben.

Das Hauptstück des Schwanzes ist an den Spermien des Schimpansen bedeutend kürzer als an denen des
Orang Utangs, aber, im ganzen genommen, von beinahe gleicher Länge mit denen des Menschen. Das Endstück
desselben ist aber, wie beim Orang Utang, kürzer als beim Menschen.


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