Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., V 9622
Retzius, Gustaf
Biologische Untersuchungen
Jena, N. F. 16.1911
Seite: 92
(PDF, 39 MB)
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kommen. Durch die Fürsorge der Herren A. Cohn und Dr. 0. Holhqvist gelang mir dies im letzten Frühling.
Es zeigte sich, dass der Spermietypus bei Cypselus dies vollständig bestätigt. Er ähnelt denen der genannten
Familien in hohem Grade und gehört zu dem echten Sauropsidentypus, welchen alle Vögel, mit Ausnahme der
Passeriformes, zu besitzen scheinen. Die Fig. 25 der Taf. XXVII zeigt ein ganzes Spermium von Cypselus, die
Fig. 26 und 27 ders. Taf. zwei Köpfe mit dem Verbindungsstück und dem vorderen Teil des Hauptstücks, alle
nach Osmiumbehandlung; die Fig. 24 gibt den Kopf, das Verbindungsstück und das Vorderende des Hauptstücks
mit Biondigemisch gefärbt wieder. Der Kopf stellt einen langen, schmalen, sich nach vorn und ein wenig nach
hinten verschmälernden, nach einer Seite etwas gebogenen Zylinder dar, an dessen zugespitztem Vorderende mehr oder
weniger deutlich ein ganz kleines Spitzenstück wahrzunehmen ist. Mit Biondigemisch färbt sich das Kopfstück intensiv
grün (Fig. 24). Das kurze, zylindrische, hinten etwas schmälere Verbindungsstück färbt sich rot und läuft in einen
langen, äusserst feinen Schwanzfaden aus, an dessen hinterem, sehr feinem Ende kein abgesetztes Endstück zu sehen war.

Was die Spermien von Columba livia domestico (L.) betrifft, habe ich schon im XIV. Bande dieser Biolog.
Untersuchungen (1909) S. 101—103 dieselben eingehend beschrieben und abgebildet, so dass ich auf jene Darstellung
hinweisen kann. leb wiederhole diesmal nur, dass man bis dahin die Frage von dem eigentlichen Kopfstück
in verschiedener Weise aufgefasst hatte. Ballowitz hatte in seiner ersten umfassenden Abhandlung über die
Spermien der Vögel vom Jahre 1888 das vordere, schmal zylindrische Stück mit dem vorn ansitzenden Spitzenstück
als den eigentlichen Kopf, das danach folgende, auffallend lange Stück als ein Hauptstück und nicht als
Verbindungsstück gedeutet; er nahm aber im Jahre 1890 die letztere Frage wieder auf und erklärte, class er, nachdem
er die Spermien der Schlangen untersucht hatte, mehr der Ansicht zuneige, dass das fragliche lange Stück
der Taubenspermien einem Verbindungsstück entspreche. Waldeter folgte im Jahre 1901 hauptsächlich der ersten
Auffassung von Ballowitz, obwohl er auch die spätere Deutung dieses Autors hinzufügte. Im Jahre 1902—03
nahm Benda diese Frage von neuem auf und kam zu der sonderbaren Ansicht, dass bei den Taubenspermien der Kopf
von Ballowitz nur das Perforatorium (das Spitzenstück) darstelle, und das lange Stück hinter demselben dem eigentlichen
Kopfe (Kerne) entspreche. Benda fügte hinzu, diese Deutung »ist das Resultat der histogenetischen Analyse».

In meiner Darstellung vom Jahre 1909 stellte ich fest, dass das vordere kürzere Stück dem Kopfe und
das danach folgende lange Stück einem ausserordentlich langen Verbindungsstück entsprechen. Auf meiner Taf.
XXX derselben Arbeit legte ich dies in deutlichen Abbildungen dar.

Indessen schien es mir noch von Interesse zu sein, diese eigentümlichen Spermien mittelst der Biondifärbung
zu prüfen. Diese vortreffliche Methode stellte die Tatsache absolut fest, dass die eben angeführte Auffassung
die einzig richtige ist. Das vordere kürzere Stück färbte sich intensiv grün; nur sein kleines Spitzenstück
wurde rot; das lange Verbindungsstück wurde rot gefärbt. In der Fig. 28 der Taf. XXVII hierunten ist die
vordere Partie einer Taubenspermie in Biondifärbung wiedergegeben. Das intensiv grüngefärbte Stück ist das
Kopfstück (der »Kern»). Danach folgt das lange, rote, spiralig umwundene Verbindungsstück, von dem aber nur
die vorderste Partie abgebildet ist.

Ich studierte auch mit der Biondifärbung die Histiogenese der Taubenspermien, und alles bestätigte die
geschilderte Auffassung; ich brauche aber hierauf nicht näher einzugehen.

Um den kleinen übrig gebliebenen Platz auf der Tafel zu füllen, teile ich in Fig. 29 eine Spermiozyte mit,
den stark grüngefärbten Chromosomen am Aequator der Spindel mit.

*

Weil auf dieser Tafel (XXVII) noch etwas Platz auszufüllen ist, füge ich die vorderen Enden von zwei Spermien
von Molge cristata (Laur.) hinzu, welche ebenfalls mit dem Biondigemische gefärbt sind. Die Fig. 30 ist bei Zeiss"
Apochr. 2 mm, Ap. 1,30 und Komp. Ok. 12, die Fig. 31 ebenso, aber noch dreimal linear vergrössert, abgebildet.

An beiden sieht man vom das feine, mit einem Widerhaken versehene Spitzenstück rotgefärbt. Danach
folgt das lange, schmale, zylindrische Kopfstück, intensiv grüngefärbt. Dann kommt das kurze, zylindrische »Mittelstück
», und zwar mit der Orangeiarhe des Gemisches intensiv gefärbt, wonach der Anfang des rotgefärbten Hauptstückes
mit dem roten Bandfaden folgt. Ich habe diese Figuren besonders deshalb hier mitgeteilt, um die Orangefarbe
des Mittelstückes, welche mir auffallend erschien, zu zeigen. Sonst färbt sich an Spermien fast nie etwas,
in dieser Farbe, welche in den Präparaten in der Eegel nur rote Blutkörperchen tingiert.


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