http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bock1864/0019
h 0
Osteologia, ^nadjenlfljre.
Das Knochengewebe nützt dem Körper durch seine Härte und Festigkeit, indem es Organe, die
Knochen, bildet, welche eine feste Grundlage für den Körper abgeben, an welcher die weichen Theile angeheftet
sind und in welcher sich schützende Höhlen für wichtige Eingeweide befinden; die sich ferner auch
mit einander durch Bänder zu einem durch die Muskeln vielfach zu bewegenden Mechanismus verbinden. —
Die harte, feste, trockne, gelblichweisse, geschichtete, unempfindliche Knochensubstanz besteht aus einer
knorpligen und (zu fast 2/3) aus einer erdigen (hauptsächlich aus phosphor- und kohlensaurem Kalk zusammengesetzten
) Grundlage; sie hat an der mit der Knochenhaut überzogenen Peripherie des Knochens ein sehr
dichtes, im Innern desselben ein lockeres, schwammiges Gefüge. In der gefässarmen, spröderen Rinden Substanz
(substantia compacta s. corticalis), welche dem unbewaffneten Auge gleichförmig dicht erscheint, zeigen
sich an der äussern Oberfläche foramina nulritia für grössere Arterien und Venen, sowie kleinere Oeffnungen
für feine Arterien (welche in die Markcanälchen eintreten). Dagegen enthält die schwammige Mark Substanz
{subst. medulläris s. spongiosa) deutlich sichtbare Lücken und Höhlen (Markzellen und Markhöhlen), welche
alle unter einander communiciren und von einem lockern, sehr gefässreichen Zellgewebe (Markhaut) ausgekleidet
und mit Fett (Knochenmark) gefüllt sind. Nerven sind mit den grössten Arterien in die Knochensubstanz
verfolgt worden. — Das Knochengewebe zeigt unter dem Mikroscope eine lamellöse Zwischen- oder Grundsubstanz
und in dieser weitere und engere, unter sich und mit Zellen (in Knochenlücken) communicirende
Kanälchen, welche ebenso an der äussern wie innern Oberfläche des Knochens Oeffnungen haben. Die weiteren,
schief und querverlaufende Zweige abgebenden und so ein weitmaschiges Netz (mit gestreckten, meist rechteckigen
Maschen) bildenden Canälchen sind die Haver'schen Gefäss- oder Markcanäle, welche die ernährenden
Blutgefässe des Knochens beherbergen, an der Oberfläche des Knochens, sowie an den Wänden der Markhöhlen
und Markräume im Innern des Knochens ausmünden, und deren Wände von concentrischen Knochenschichten
umgeben sind. Der Verlauf der Haver'schen Canäle ist in den Röhrenknochen der Längsaxe des
Knochens parallel, in platten Knochen der Oberfläche derselben; die Blättchen, Fasern und Balken der spongiösen
Knochensubstanz enthalten nur, wenn sie dicker sind, hier und da Gefässcanäle. — Die (— aus allgemeinen,
dem ganzen Knochen angehörenden Grundlamellen und aus besonderen die Wände der Haver'schen Canäle
bildenden Speziallamellen bestehende —) Grundsubstanz ist ferner mit äusserst zahlreichen, dicht an einander
gelagerten, die zartwandigen Virchow'schen Knochenzellen enthaltenden länglich runden, abgeplatteten
Knochenhöhlen (früher: Knochen- oder Kalkkörperchen) durchsetzt, welche mit ihren breiten Reiten den
Oberflächen der Lamellen gleich stehen und strahlige, mehrfach verästelte Ausläufer oder Knochencanälchen
(früher Kalk c anälchen genannt) haben. Diese letzteren schaffen die von den Gefässen gelieferte Ernährungsflüssigkeit
durch die Knochenmasse, und münden theils in die Gefässcanäle, theils in die Markhöhlen und Markräume
ein; nur wenige endigen blind. So entsteht ein die ganze Knochenmasse durchziehendes zusammenhängendes
System von Lücken und Kanälchen.
Mau theilt die Knochen ihrer äussern Gestalt nach in lange, platte, dicke und gemischte. 1) Lange Knochen,
Kührenknochen, ossa longa s. cylindrica, kommen vorzüglich an den Extremitäten als Grundlage vor, überhaupt da, wo
Theile grosse und schnelle Bewegungen ausführen sollen. Sie bestehen aus einem Mittelstücke und 2 Enden, a. Mittelstück,
Körper, corpus s. diaphy sis, ist der mittlere, dünnere, lang ausgezogeue, meist walzenförmige oder mehr oder weniger dreiseitige
(also mit 3 Flächen und 3 Winkeln versehene) Theil. Er besteht fast ganz aus subst. compacta und hat in seinem Centrum
eine mit Knochenmark angefüllte Höhle, Markhöhle, tubus medulläres, in welcher sich nur wenig subst. reticularis
vorfindet. 6. Die Enden, e.vtr emit ates s. apophyses, bestehen fast ganz aus schwammiger Substanz (ohne Markhöhle im
Innern), die mit einer dünnen Rinde umschlossen ist. Sie sind aufgeschwollener als der Körper, um bessere Gelenkfläcken darzubieten
, und mit einer dünnen Knorpelplatte überzogen. So lange die äussersten Stücken dieser Enden noch nicht durch Knochen-,
sondern noch durch Kuorpehnasse mit dem übrigen Theile vereinigt sind, nennt man sie epiphyses. — 2) Platte, breite
Knochen> ossa plana, werden im Körper vorzüglich zur Bildung von Höhlen, oder da, wo viele Muskeln eine Befestigung
brauchen, verwendet. Sie sind meist ebenso breit, als laug, und bestehen aus 2 Platten fester Substanz {subst. vitrea), zwischen welchen
sich lockere Substanz \diploe), nach der Dicke des Knochens in verschiedener Quantität, befindet. Gewöhnlich sind sie auf der einen
1
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bock1864/0019