Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TF 2014/26
Bock, Carl Ernst
Hand-Atlas der Anatomie des Menschen: nebst einem tabellarischen Handbuche der Anatomie
Berlin, 1864
Seite: 2
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Anatomische Literatur

  (z. B.: IV, 145, xii)



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Fläche mehr oder weniger convex, auf der andern concav. 3) Dicke, kurze, gemischte Knochen, ossa brevia s. multi-
formia, sind von unregelmässiger Gestalt (würfelförmig, dreieckig, rundlich etc.) und von keiner sich auszeichnenden Dimension,
haben deshalb mehrere Flächen und Winkel; ihr dickerer Theil heisst gewöhnlich der Körper. Hinsichtlich des Gewebes
bestehen sie fast nur aus schwammiger Substanz, die mit einer dünnen Rinde umkleidet ist-, sie enthalten keine Markhöhle und
sind am wenigsten dem Zerbrechen ausgesetzt. Sie werden da gebraucht, wo eine auf viele kleine Knochenstücke vertheilte Bewegung
hervorgebracht werden soll, oder wo die Knochen einen ziemlich grossen Umfang haben mussten, um als Stützen oder Ansatz-
puncte zu dienen. Meist liegen sie in grösserer Anzahl beisammen und sind ihrem Zwecke nach mit vielen Rauhheiten und Gruben
versehen. 4) Gemischte Knochen, ossa mixta, sind Combinationen, Uebergänge der 3 "genannten Knochenformen. So bilden
die Rippen und der Unterkiefer Uebergänge von den langen zu den platten Knochen; das Brust- und Kreuzbein von den platten
zu den kurzen Knochen.

An der äussern Oberfläche (superficies) der genannten 3 Arten von Knochen, zeigen sich Erhabenheiten, Vertiefungen und
Löcher von verschiedener Gestalt und Bedeutung, welche in die folgende Ordnung gebracht werden können. A. Knochenerhabenheiten, eminen-
tiae ossium, dienen entweder zur Bildung eines Gelenkes, oder überhaupt zur Verbindung zweier Knochen, oder zur Befestigung
von Muskeln und Bändern. Sie werden benannt: Caput, Kopf, ein mehr oder minder kugelförmig auslaufendes Knochenende. Der schmälere
Theil, auf welchem er sitzt, heisst der Hals, collum. (Am Oberarm- und Oberschenkelknochen.) Capitulum, Köpfchen, dieselbe Bildung, nur
von geringerem Umfange; an den Knochen der Mittelhand, des Mittelfusses etc. Condylus, processus condyloideus, Gelenkknopf oder -hügel,
welcher meist nur an einer Stelle überknorpelt ist, weicht von der KugeKbrm ab und ist verschiedenartig gedrückt oder abgeplattet. Es werden auch
einige Vorsprünge nahe an Gelenkenden, z. B. am untern Ende des Oberarms, Condylen genannt, die aber zum Ansätze von Muskeln dienen.
Tuberositas, tuber, Höcker, eine verbreitete Hervorragung von verhältnissmässig bedeutender Höhe. Hierher gehört auch trochanter. Tuber-
culum, Höckerchen, eine gleiche Erhöhung von geringerem Umfange, hügelartig. Protuberantia, eine Erhebung von einiger Verbreitung, aber
geringer Höhe. Spina, Stachel, eine kleine, dünne, scharfe und spitze Hervorragung; wird oft mit crista verwechselt. Samns, Ast, die stärkere
Hervorragung in dieser Ordnung. Processus, Fortsatz, näher benannt nach seiner Aehnlichkeit mit irgend einem Dinge (proc. coracoideus, styloideus,
odontoideus etc.), oder nach seiner Bichtung (proc. obliquus, transversus etc.). Er erhält bisweilen auch einen Beinamen von dem Theile, an welchen
er anstösst, oder den er mit bilden hilft (proc. palatinus, nasalis, orbitalis etc.). Crista, Leiste, Kamm, eine weit ausgedehnte, stärker hervorspringende
Linie, welche bisweilen dicke aufgeworfene Ränder, Lefzen, labia, hat. Linea, Linie, eine weniger hervorragende, kantenähnliche
Erhabenheit. — B. Knochenvertiefnngen, Aushöhlungen, depres siones, ex c av ationes ossium, sind vertiefte Bäume, welche ganz oder theil-
weise von Knochensubstanz umschlossen sind und entweder mit der Verbindung der Knochen, mit der Anlage von Muskeln und Bändern, oder mit
dem Laufe der Gefässe und Nerven in Bezug stehen. Wie: Foveae, Gruben, tiefe Aushöhlungen, und scharf begränzte Vertiefungen, meist von
rundlicher Form mit ziemlich weiter Oeffnung. Es sind: Gelenkgruben, cavitates s. foveae articulares, überknorpelt, entweder flache, Dellen,
cavitates glenoideae, oder tiefe, Pfannen, cavitates condyloideae, acetabula. An den letztern unterscheidet man den Grund, fundus, und den
Band, limbus. Gruben zur Aufnahme von Weichgebilden. Impressiones, Eindrücke, oberflächliche Vertiefungen, meist in breiten
Knochen und für weiche Theile bestimmt. Fossae, rinnenartige Vertiefungen, welche meist der Länge nach verlaufen. Sulci, Furchen, wo
die Länge der Vertiefung bedeutend die Breite und Tiefe übertrifft; zur Aufnahme von Gefässen, Nerven und Sehnen. Sinus, antrum, grössere
Knochenhöhle in der Knochensubstanz, mit Oeffnungen nach aussen und mit Schleimhaut ausgekleidet. Cellulae, Zellen, fächerförmige Höhlen von
geringerer Geräumigkeit, welche unter einander und mit grössern Höhlen in Verbindung stehen. Sie sind mit dünner Schleimhaut ausgekleidet
Incisura, Einschnitt, eine Aushöhlung am Knochenrande, als ob ein Stück herausgeschnitten wäre. Fissura, Spalte, als ob ein Schnitt, Biss,
in den Knochen gemacht wäre. — C. Wirkliche Durchbrechungen der Knocheninasse, perfor ationes, Aufhebung der Continuität eines Knochens
durch seine ganze Substanz hindurch; nämlich: Foramen, Loch, führt durch den Knochen hindurch oder in eine Höhle desselben. Es erhält den
Beinamen von seiner Gestalt (ovale, rontundum), oder dem Theile, zu welchem es führt und an welchem es anliegt, oder von seiner Bestimmung.
Ist es die Oeffnung eines Canales, dann wird es besser apertura genannt. Canalis s. ductus, Canal, wenn die Entfernung von der äussern zur
innern Oeffnung von einiger Bedeutung ist.

Verbindungen der Knochen unter einander, conjunctio,junctura, nexus ossium. Ihrem Zwecke gemäss sind die einzelnen
Knochen auf verschiedene Art unter einander verbunden, wonach sich auch die Structur der an einander stossenden Theile
derselben richtet. Im Allgemeinen ist die Vereinigung zweier Knochen doppelter Art, entweder unbeweglich oder beweglich,
was aber auf verschiedene Weise bezweckt wird. A. Unbewegliche Verbindung", synarthrosis, bei welcher die Oberflächen,
welche die Knochen einander zukehren, in allen Puncten fest an einander haften, a. Unmittelbare Synarthrose, ohne einen
Zwischenkörper, ist ganz unbeweglich. 1) Sutura, Naht. Hier greifen zackige, rauhe gezähnte Ränder so in einander, dass die
Zacken des einen in die Vertiefungen des andern Knochens zu liegen kommen. Kommt nur zwischen den Kopfknochen vor. Man
unterscheidet eine wahre und eine falsche Naht. aa. Sutura vera, bei welcher die Zacken deutlich und bedeutender
ausgeprägt sind. Sie findet sich zwischen Schädelknochen und ist fester als die spuria. a) Sutura dentata, gezahnte Naht,
wenn die Zacken parallel laufende, lange Spitzen bilden, wie bei s. sagittalis. ß) Sutura serrata, wenn die Zacken kleiner sind
und mit ihren Spitzen schräg über einander liegen, wie bei einer Säge; bei s. coronalis. y) Sutura limbosa, wenn die Zacken
seitwärts wieder kleinere haben, wie bei s. lambdoidea. bb. Sutura spuria s. notha, bei welcher die an einander liegenden Knochenränder
ohne merkliche Zacken und Vertiefungen, nur rauh, sind, wie an den Gesichtsknochen, a) Sutura squamosa, der zugeschärfte
Rand des einen Knochens ist schuppenartig über den des andern hinweggeschoben, ß) Harmonia, wenn sich 2 nur
etwas rauhe Ränder an einander legen. — Zwischen den eine Nath bildenden Knochenrändern liegt eine dünne, kaum merkliche
Lage knorpliger (Nahtknorpel, welcher mit dem Periosteum zusammenhängt) oder häutiger Substanz, welche die Fortpflanzung
eines Stesses von einem Knochen zum andern mässigen und Knochenrisse aufhalten kann. Im Alter verschwinden viele der Suturen,
indem die durch sie verbundenen Knochen in einen zusammenfliessen. 2) Gomplwsis, Einkeilung, (yo/.iyog, der Keil), wo
ein Knochen in den andern, wie ein Keil oder Nagel eingeschlagen ist. So stecken die zapfenförmigen Wurzeln der Zähne in den
Kiefern, b. Mittelbare Synarthrose, durch einen Zwischenkörper, lässt nach der Elasticität dieses Körpers eine geringe
Bewegung zu. 3) Synchondrosis, Knorpelhaft, Knorpelfuge. Zwischen 2 platten Knochenflächen ist entweder ein wahrer^
Knorpel oder ein Faserknorpel eingelegt, welcher fest mit beiden Flächen verwächst. Nach der grössern oder geringem Elasticität
dieses Zwischenkörpers, abhängig von seiner Dicke und Weichheit, findet eine geringe Beweglichkeit statt. 4) Syndesmosis, Baud-
haft {üvvösoßog, das Band), bei welcher 2 dicht aneinander liegende Knochen durch kurze, straff von einem zum andern gezogene
Bänder vereinigt sind. — B. Bewegliche Verbindung-, diarthrosis, Gelenkverbindung. Hierbei können 2 einander


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