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kelbewegungen lassen sich die willkürlichen Muskeln auch noch wie folgt eintheilen und benennen. — Unter den Gruppen willkürlicher Muskeln
, welche für die Bewegung eines Gliedes bestimmt sind, entsprechen sich meistentheils 2 verschieden gelagerte Muskeln so, dass der eine die
entgegengesetzte Bewegung von der hervorbringt, welche der andere erzeugt, und dass der eine davon in Euhe sein muss, wenn der andere thätig
ist; diese Muskeln heissen in Beziehung auf einander gegenwirkende Muskeln, Antagonisten, ant agonistae, z. B. Beuger und
Strecker, An- und Abzieher etc. Wirken beide zugleich, so machen sie das Glied steif und unbeweglich. Wirken dagegen 2 an einem Theile
sich ansetzende Muskeln nach verschiedenen, sich aber nicht entgegengesetzten Bichtungen, so bringen sie (nach der Eegel vom Parallelogramme
der Kräfte) eine mittlere Bewegung hervor und diese Muskeln, welche gemeinschaftlich und zu gleicher Zeit wirken, heissen socii, zusammenwirkende
Muskeln. — Das Gesetz des Antagonismus und der Association ist aber keineswegs so allgemein, das jeder Muskel seinen Antagonisten
und Socius nothwendig haben müsste. — Die Elemente aller Ortsbewegung sind die Annäherung und Entfernung; zur erstem
gehören: die Anziehung, Beugung und Einwärtsdrehung; zur letztern: die Abziehung, Streckung und Auswärtsdrehung. Die Anziehung, ad-
duetio, besteht darin, dass die zu bewegenden Theile durch mm. adduetores, Anzieher, einander von einer Seite des Körpers zur andern
genähert werden; bei der Abziehung, abduetio, entfernen Abzieher, mm. alductores, diese Theile seitwärts von der Mittellinie des
Körpers. Bleiben bei der Annäherung und Entfernung zweier bewegter Theile dieselben in der Längenrichtung des Körpers und nähern oder entfernen
sie sich nur nach oben oder unten von einander, so nennt man diese Art der Annäherung Beugung, flexio, und die Entfernung
Streckung, extensiv; die hierzu dienenden Muskeln werden Beuger, flexores, und Ausstrecker, extensores, genannt. Wird ein
Theil dem andern auf eine solche Weise genähert, dass sich der bewegte um den festen, wie um eine Achse dreht (rotatio), so geschieht dies
durch die Ein- oder Vorw^ärtsdrehung, pronatio; entfernt sich der Theil durch eine ähnliche Drehung vom andern, so heisst dies Auswärts
- oder Kückwärts drehung, supinatio; die hierbei wirkenden Muskeln sind pronatores und supinatores.
A. Musculi capitis, ßnkin am Jiapfe,
Uebersicht der Kopfmnskeln.
a) Nach ihrer Lage. «) Die Schädeldecke ist von einer sehnigen Haube, galea aponeurotica, bedeckt,
welche mit der behaarten Haut fest verbunden ist, und mit dieser zugleich durch Muskeln, welche an der Stirn
(mm. frontales) und am Hinterhaupte (mm. occipitales) liegen, vor- und hinterwärts bewegt werden
kann.-— ß) An jeder Schläfe liegt unter der fascia temporalis der m. temporalis, welcher die fossa tem-
poralis ausfüllt und sich an dem Unterkiefer befestigt.— y) Vor der Augenhöhle findet sich der m. orbicularis
palpebrarum, der nach oben und innen mit dem m.frontalis verschmilzt und hier den m. corrugator
supereilii bedeckt. — d) In der Augenhöhle liegen 4 mm. recti (superior, inferior, exlernus und internus)
und 2 obliqui (superior und inferior), der m. lev ator palpebrae superioris und m. sacci lacrymalis. —
«) Die Nase wird auf dem Rücken ihrer Wurzel von einer Portion der Stirnmuskeln, m. procerus Santorini
bedeckt, seitlich an ihrem Flügel vom m. levator labii superioris alaeque nasi und vom m. co mpressor und
depressor nasi] mit der Nasenscheidewand hängt ein Theil (m. depressor septi mobilis) vom Schliessmuskel
des Mundes zusammen. — t) Rings um den Mund verbreitet sich in den Lippen der m. orbicularis oris,
in dessen oberm Theile sich vom untern Augenhöhlenrande her die mm. levator labii superioris alaeque
nasi, levator labii superioris proprius und zygomaticus minor und etwas weiter auswärts die mm. levator
anguli oris und zygomaticus major verlieren. Er hängt bisweilen mit dem m. risorius Santorim
zusammen.— rj) Mit der in der Unterlippe liegenden Portion des m. orbicularis oris vereinigt sich der
m. quadratus menti ixadi m. triangularis menti, welche am Kinne und zur Seite desselben am Unterkiefer
ihre Lage einnehmen. Zwischen den beiden mm. quadrati menti verliert sich der m. levator menti
in der Haut des Kinnes. — &) In der Backengegend schliesst der m. buccinat or den bis jetzt durch die
genannten Muskeln noch offen gelassenen Raum zwischen Ober- und Unterkiefer; er gränzt an den m. mas-
seter, welcher sich dicht vor dem Ohre zum Winkel des Unterkiefers herabzieht. An derselben Stelle hinter
dem Unterkiefer würde man die mm. ptery goid e i finden. — i) In der Ohrengegend zeigen sich: m. attol-
lens, attrahens und die mm. retrahentes auriculae; die Muskeln am Ohre selbst und in demselben s. bei Ohr
in der Eingeweidelehre. — x) Am Hinterhaupt finden sich die mm. occipitales.
b) Nach ihrer Function, a) Mm. zur Bewegung der Sehnenhaube und Kopfhaut: mm. frontales
und irrocerus nasi, zum Vorziehen; mm. occipitales, zum Hinterziehen; mm. corrugatores supercilii, zum Runzeln
der Augenbrauen.— ß) Mm. zur Bewegung des Augapfels und der Augenlidspalte: 4 mm. recti
(superior, inferior, extemus und internus), von welchen der rectus superior den Augapfel nach oben und innen,
der inferior nach unten und innen, der extemus und internus aber gerade nach aussen und innen zieht; 2 mm.
obliqui (superior und inferior), von welchen der erstere den Augapfel so dreht, dass die Papille nach unten und
aussen, der letztere so, dass sie nach oben und aussen sieht; rn. orbicularis palpebrarum, zum Verengern und
Schliessen der Augenlidspalte; m. levator palpebrae superioris zum Oeffnen des Auges. — y) Mm. zur Bewegung
des äussern Ohres (nach Andern zur Bewegung der galea aponeurotica): m. attolens auricidae, zum Heben; m.
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