Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TF 2014/26
Bock, Carl Ernst
Hand-Atlas der Anatomie des Menschen: nebst einem tabellarischen Handbuche der Anatomie
Berlin, 1864
Seite: 52
(PDF, 50 MB)
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Anatomische Literatur

  (z. B.: IV, 145, xii)



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Yasa sanguifera, plufgefä^t

Die blutführenden Röhren sind dreierlei Art, nämlich Pulsadern (arterzae), Blutadern (venae) und
Haarge fasse (vasa capülaria). Die letzteren, welche stets Netze microscopisch feiner Röhrchen bilden, vermitteln
den Zusammenhang der Arterien mit den Venen, denn sie gehen auf der einen Seite allmälig aus den feinsten
Arterienästchen (arteriellen Uebergangsgefässen) hervor und setzen sich auf der andern Seite unmerklich durch
venöse Uebergangsgefässe in die Venen fort. Nur in den corpora cavernosa der Geschlechtsorgane und der
placenta uterina hängen Arterien und Venen ohne Vermittelung von Capillaren zusammen. Die Haargefässe
sind von allen Blutgefässen die physiologisch wichtigsten, weil durch ihre Wände Alles, was aus dem Blute heraustritt
und auch fast Alles, was in das Blut hineintritt, hindurchströmt; sie unterhalten die Ernährung, die Se-
und Excretion. Die Pulsadern leiten das Blut vom Herzen nach allen Theilen des Körpers hin, während die
Blutadern dasselbe von da zum Herzen zurückbringen.

a) Die Capillargefässe treten stets zu Netzen zusammen, deren Gestalt fast in jedem Gewebe eine andere, constaute,
characteristische und von der Ausdehnung und Gestalt ihrer Maschen, sowie von der Grösse des Lumens der Capillaren selbst
und den Elementartheilen der Gewebe abhängig ist. Was den Bau der Haarröhrchen betrifft, so wurde derselbe auf S. 50
besprochen. — In Bezug auf die Capillarnetze ergibt sich als allgemeines Gesetz, dass, je grösser die Thätigkeit eines Organes,
um so dichter diese Netze, um so reichlicher die Blutmenge. Am engsten sind die Capillarnetze in den secernirenden Organen,
wie in den Drüsen, vorzüglich in den Lungen, der Leber und den Nieren, dann in den Häuten; viel weiter in den Organen,
die nur behufs ihrer Ernährung Blut erhalten. Der Durchmesser der Capillaren und die Dicke ihrer Wandung verhalten sich
gerade fast umgekehrt, denn die dünnwandigsten und feinsten Capillaren finden sich in den Muskeln und Nerven u. s. f. (vielleicht
nach der Beschaffenheit des abzusondernden Materials?).

b) Die Arterien, welche der bedeutenderen Entwickelung ihrer mittleren Haut wegen eine weit stärkere Wand als die
Venen besitzen, sind aus einer innern, mittlem und äussern Haut gebildet. — Die Intima, welche an ihrer innern Fläche mit
einem einfachen Plattenepithel bekleidet ist, besteht überwiegend aus longitudinalen elastischen Fasern, die sich mit der Zunahme
der Stärke der Arterien immer mehr lagenförmig übereinander häufen und theils zu einem elastischen Längsnetze verdichten,
theils gefensterte Membranen darstellen.— Die Externa ist eine Bindegewebshaut, in welcher unter steigender Zunahme des
Bindegewebes elastische Netze auftreten. — Die Media besteht aus übereinander liegenden Schichten von glatter Muskulatur,
von Bindegewebe und elastischen Fasernetzen, mit transversaler Verlaufsweise. Im Allgemeinen schieben sich elastische hautartige
Lagen (deren Menge an grossen Arterien auf 30 bis 50 steigen kann) ziemlich regelmässig zwischen die Schichten der
Muskulatur. Nach Henle lassen sich in der mittlem Arterienhaut 4 differente Häute unterscheiden, welche von innen nach aussen
so aufeinander folgen: die gefensterte Haut (ist fein, durchsichtig und aus breiten elastischen Fasern gewebt, welche sich
zu Netzen mit offenen Interstitien verbinden); die Längenfaserb.aut (aus elastischen Longitudinalfasern, die sich durch
Anastomosen zu rhombischen Maschen verbinden); die Ringfaserhaut (aus organischen Muskelfasern und breiten elastischen
Fasern, mit querem Verlauf); die elastische Haut (aus dicht genetzten, elastischen, starken Fibrillen, welche auch in die
Externa eingreifen). — Ernährende Gefässe und Nerven finden sich in der äussern und mittlem Haut schon von kleinen
Stämmchen an.

c) Die Venen sind dünnwandiger, schlaffer und der Zusammenziehung weniger fähig als die Arterien, weil die muskulösen
und elastischen Elemente in ihnen weniger massenhaft auftreten. Im Allgemeinen bestehen sie wie die Arterien aus
einer Innenhaut, tunica intima, einer mittlem oder Ringsfaserhaut, t. media, und einer äussern Haut, t. adventitia. Die Venen
zeigen je nach ihrer Weite einen verschiedenen Bau. Bei grossen Venen trägt die dünne, aus einer streifigen kernhaltigen
Lage und einer elastischen Längshaut bestehende Intima ein Pflasterepithelium; die media ist weniger entwickelt als bei mittelstarken
Venen und besteht zunächst der intima aus einer von Bindegewebe und feinen elastischen Netzen gebildeten Längsfaser-
scbicht, auf welche nach aussen eine dünne Schicht querer, glatter Muskelfasern folgt. Die adventitia ist am stärksten und
besteht aus Bindegewebe mit der Länge nach eingelagerten glatten Muskelfasern. Die Venen von mittlerer Grösse zeichnen sich
durch stärkere Entwickelung der media aus, welche aus einer queren und längsverlaufenden Schicht besteht. Letztere folgt zunächst
auf die Intima und besteht aus netzförmig vereinigten elastischen Fasern; die Querschicht liegt nach aussen von dieser
und wird von wellenförmigen Bindegewebe und vereinzelten elastischen Fasern, hauptsächlich aber von glatten Mnskelfasern zusammengesetzt
. Die Zellen des Epithels der Innenhaut sind weniger platt als bei grossen Venen. Die adventitia entbehrt der
Längsmuskelfasern. Die kleinsten Venen bestehen nur aus undeutlich faserigem Bindegewebe und aus einem Epithelium. — An
den Venen des schwangern Uterus finden sich an allen Häuten sehr zahlreiche glatte, quergelagerte Muskelfasern, während die
Venen des Gehirns, der harten Hirnhaut, die Knochenvenen, und die der corpora cavernosa gar keine Muskelfasern enthalten. —
Die Venenklappen sind eine Fortsetzung der Innenhaut und bestehen aus Bindegewebe mit eingestreuten elastischen Fasern.
Sie besitzen ein Epithelium, entbehren aber der Muskelfasern.

ArtCFiae, Puls- oder Schlagadern.

Pulsadern sind diejenigen Blutgefässe, welche das Blut aus dem Herzen nach den Haargefässnetzen
aller Theile des Körpers hin leiten und, da sie zunächst den Druck des vom Herzen fortgepressten Blutes auszuhalten
haben, mit weit dickeren, contractileren und elastischeren Wänden als alle übrigen Gefässe v^ehen
sind, damit sie nicht widernatürli3h ausgedehnt werden können. In Folge dieses Druckes würden ihre Wände
bei jeder Zusammenziehung des Herzens ausgedehnt werden, wenn nicht durch die Muskelfasern der Gretässe


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