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in entsprechender Weise der Ausdehnung entgegengetreten wurde. Trotzdem aber, dass der Umfang der Arterien
stets so ziemlieh derselbe bleibt, scheinen sie für unser Gefühl sich bedeutend auszudehnen und zusammenzuziehen: sie
pul siren. Dieses Gefühl ist abhängig von der Wellenbewegung, welche sich in Folge jeder Herzcontraction durch
die Blutmasse in den Arterien fortpflanzt. — Die Arterien des grossen Kreislaufs liegen im Allgemeinen entfernter
von der Oberfläche des Körpers in langen, zelligen Zwischenräumen, die von einer Lage von Weichtheilen bedeckt
sind; an den Gelenken nehmen sie ihren Lauf an der Beugeseite hin; ihre Aeste lagern sich in die
Räume, welche die Organe oder deren Theilchen von einander trennen (wie zwischen die Fasern der Muskeln,
Nerven, acini der Drüsen u. s. w.). — Unterschiede der Arterien von den Venen. Ausser dass die Arterien a) das
Blut vom Herzen zu den einzelnen Theilen des Körpers hinschaffen und b) wegen der grössern Mächtigkeit der
contractilen und elastischen Elemente weit dickere Wände besitzen, unterscheiden sie sich von den Venen auch
noch dadurch: c) dass sie, die art. pulmonales ausgenommen, hellrothes, sauerstoffreicheres und nahrhafteres Blut
(arterielles) enthalten; d) dass ihre innere Haut, ausser den halbmondförmigen Klappen an ihren Ursprüngen,
keine Klappen weiter bildet; e) dass sie, im Vergleich zu den Venen, enger, weniger zahlreich sind und mehr
entfernt von der Oberfläche des Körpers laufen. Anastomosen finden sich bei den Arterien seltener zwischen
den grössern Aesten als bei den Venen, indess kommen sie sehr häufig zwischen den kleinen Zweigen vor.
Arterien des kleinen Kreislaufes.
Als kleiner Kreislauf oder richtiger Lungenblutbahn, dessen Zweck die Umwandelung des venösen
Blutes innerhalb der Lunge in arterielles ist, wird der Lauf des Blutes aus der rechten Herzhälfte durch die
Lungenarterie, die Capillarnetze derselben, welche die Lungenbläschen umspinnen, und durch die Lungenvenen
zurück zum linken Herzen bezeichnet. Diese Bahn besitzt in der arteria pulmonalis das Gefäss, welches das
vom rechten Ventrikel ausgetriebene Blut zu den Lungen schafft und sich von allen übrigen Arterien dadurch
unterscheidet, dass es kein hochrothes, sondern dunkelrothes (venöses) Blut führt, weshalb diese Pulsader auch
ar teria venosa genannt wird. Dagegen bringen die Pulmon al venen arterielles Blut von der Lunge zum
Herzen zurück und heissen daher auch venae arteriosae. Während des Durchganges des Blutes durch die
Pulmonalcapillaren tritt Kohlensäure und Wasser aus dem Blute heraus in die Lungenbläschen, Sauerstoff dagegen
aus der eingeathmeten atmosphärischen Luft hinein in das Blut. — Die Lungenblutbahn ist aber keineswegs ganz
isolirt von der Körperblutbahn (vom grossen Kreislaufe), da Zweige der ort. und ven. pulmonales mit denen der
artt. und vv. bronchiales anastomosiren.
Arteria pulmonal™
Der Stamm der art. pulmo nalis, etwa 2" lang, entspringt
aus dem rechten Ventrikel, wo sein ostium [pulmonale)
durch 3 valvulae semilunares verschlossen werden kann. Er liegt
anfangs zwischen beiden Herzohren und steigt dann im Herzbeutel
vor dem Anfangsstück der Aorta und dem linken Atrium
schräg von rechts nach links in die Höhe und spaltet sich vor
dem 2. oder 3. Brustwirbel unter dem Aortenbogen in 2 Aeste,
in einen rechten und einen linken Ast für die rechte und linke
Lunge. An der Theilungsstelle befindet sich das lig. arteriosum
oder beim Embryo der cluetus arteriosus Botalli, welcher mit
dem Aortenbogen in Verbindung steht.
Die Aeste der Lungenarterie, von denen ein jeder vor
dem Bronchus seiner Seite in querer Richtung zu seiner Lunge
tritt, verzweigen sich in dieser baumförmig, die Bronchia be-
s* venosa, Cimgenpufsacier.
\ gleitend, und lösen sich schliesslich zu Capillarnetzen auf, welche
) die Lungenbläschen umspinnen und aus denen die Lungenvenen
s ihren Ursprung nehmen.
1) Ramus dexter, der längere und weitere Ast, läuft
unter dem Aortenbogen und der vena azygos, vor dem rechten
Bronchus, hinter der aorta adscendens und vena cava superior
zur rechten Lunge und spaltet sich in 2 oder 3 Zweige.
a) Ramus superior, für den obern Lappen.
b) Ramus inferior, für den mittlem und untern Lappen.
2) Ramus sinister, der kürzere und engere Ast, tritt
vor der aorta descendens und vor und über dem linken
Bronchus zur linken Lunge mit:
a) Ramus superior, für den obern, und
b) Ramus inferior, für den untern Lappen.
Arterien des grossen Kreislaufes.
Nachdem das Blut als arterielles durch die Lungenvenen zum linken Vorhofe zurückgekehrt und aus
diesem in den linken Ventrikel geflossen ist, treibt es dieser in die Aorta, durch deren Zweige es im ganzen
Körper vertheilt wird, um, nachdem es während seines Durchganges durch die Capillargefässe dunkelroth geworden
ist, durch die venae cavae und vena magna cordis zum rechten Atrium zurückzukehren. Dieser Theil des
Kreislaufs heisst die Körperblutbahn oder der grosse Kreislauf und der Hauptstamm aller zu ihm gehörigen
Pulsadern ist die arteria aorta.
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