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ven, Tiervi spinales, gebildet, von denen einige blos der Empfindung, andere blos der Bewegung, und noch andere
beiden Thätigkeiten zugleich dienen (oder wie man sagt: aus sensitiven und motorischen Nervenfasern zusammengesetzte
, gemischte Nerven sind). Die Nervenröhren des centralen Nervensystems besitzen sehr feine Scheiden,
werden leicht varikös und zerfallen auch leicht in einzelne Bruchstücken.
Häute der Centraltheile des Cerebrospinalsystems. 1) Die dura mater s. meninx fibrosa, harte Hirn-
und Rückenmarkshaut, ist eine feste, fibröse Membran, welche aus dicht mit einander verwebten, meist longitudinal verenden
Bindegewebsbündeln und reichlichen, netzförmig unter einander verbundenen, elastischen Fasern besteht. a) Die harte
Hirnhaut, stellt einen geschlossenen, nur von Gefässen und Nerven durchbohrten Sack dar, dessen äussere rauhe Oberfläche an
den Schädelknochen angeheftet ist und für diese als inneres Periosteum (jpericranium internum) functionirt, während die innere
von einem eben solchen Plattenepithel überzogen wird, wie es auf der äussern Fläche der tunica arachnoidea vorkommt und
demzufolge glatt und feucht ist. An einigen Stellen spaltet sich die dura mater in 2 auseinander weichende Blätter, welche
längliche, plattrunde oder dreiseitige Kanäle zwischen sich lassen, in welche Venen eintreten, d. s. Blütleiter, sinus durae
matris. -Vach aussen zu bildet sie röhrenförmige Fortsätze (jprocessus spurii), welche die Nerven wie Scheiden während ihres
Durchganges durch die Löcher des Schädels umgeben und dann in das periosteum externum und in das Neurilem der Nerven
übergehen. Nach innen zu bildet sie platte Fortsätze, processus veri, die sich zwischen Gehirntheile legen (s. bei Gehirn).
u) Die harte Rückenmarkshaut, ist dünner als die des Gehirns und bildet um das Rückenmark einen lockern Sack, welcher
den Spinalkanal nicht ganz ausfüllt, nach unten bedeutend weiter wird und sich in der Gegend des 2. Kreuzbeinwirbels mit
einer stumpfen Spitze endigt, welche durch 5—6 sehnige Fäden an die Wände des canalis sacralis und das lig. sacro-coccygeum
posticum befestigt ist. Oben am foramen magnum hängt sie mit dem apparatus ligamentosus und lig. obturatorium zusammen
und wird von den artt. vertebrales durchbohrt. Sie hat nicht, wie die dura mater cerebri, zugleich die Bedeutung der Knochenhaut
für die Innenfläche des Spinalkanals, sondern ist blosse Umhüllungshaut für das Rückenmark. Für die Spinalnerven giebt
sie Scheiden ab, welche mit diesen durch die foramina intervertebralia dringen. In dem Zwischenräume zwischen diesem Sacke
und der Wand des Wirbelkanals findet sich lockeres Zellgewebe, in welchem sich viele Blutgefässe (plexus venosi spinales intemi
Breschet.) verbreiten. — 2) Die Arachnoidea, meninx serosa, Spinnwebenhaut, ist eine zarte, durchscheinende seröse Haut,
mit einem weitmaschigen Netze sehr feiner Capillaren und einem Ueberzuge aus einer einfachen Lage pflasterförmiger Epithe-
lialzellen, welche Lage allein auch das sogenannte parietale, mit der chcra mater verbundene Blatt der Arachnoidea bildet.
a) Die Gehirn-Spinnwebenhaut, ist eine zarte, durchsichtige Haut, welche das Gehirn mässig fest umgiebt, zwischen dura
und pia mater mitten inne liegt und am foramen magnum continuirlich in die arachnoidea spinalis übergeht, mit welcher zusammen
sie einen in sich abgeschlossenen Sack bildet. An ihrer glatten Aussenfläche ist sie von einem einfachen Plattenepithel
überzogen, welches die vom Gehirn und Rückenmark abgehenden Nerven scheidenartig überkleidet und an den Durchgangsstellen
dieser Nerven durch die dura mater sich auf die innere Fläche der letztern fortsetzt, wodurch diese ebenso glatt wird als. die
Aussenfläche der arachnoidea. Somit entsteht zwischen dieser und der dura mater ein in sich abgeschlossener Raum, welcher
allseitig von einem zusammenhängenden Epithel überkleidet ist und eine spärliche Menge seröser Flüssigkeit enthält, durch welche
eine geringe Verschiebung des Gehirns und seiner weichen Häute innerhalb der dura mater möglich wird. Der erwähnte Raum
entspricht daher vollständig demjenigen, welcher zwischen dem parietalen und visceralen Blatt der serösen Häute (pericardium
u. s. w.) sich befindet. Am Gehirn hängt die arachnoidea mit der unter ihr liegenden pia mater vielfach lose zusammen, dringt
aber nicht mit dieser zwischen die Hirnwindungen ein, sondern geht brückenförmig über dieselben hinweg, wodurch grössere oder
kleinere Räume zwischen der in die Tiefe dringenden pia mater und der arachnoidea entstehen, die sogenannten Subarachnoideal-
räume, von denen der grösste zwischen dem hintern Umfang der medulla oblongata und dem Thal des Kleinhirns, der nächst
grösste zwischen dem vordem Rand des pons Varolii und den beiden pcduncidi cerebri sich befindet. Alle diese Räume com-
municiren unter einander sowie mit dem Sack der arachnoidea spinalis und enthalten den liquor cerebro-spinalis. Auch hängen
sie mit der Höhle der Hirnventrikel durch einen Spalt zusammen, Avelcher sich im untern Gefässvorhange (zwischen mechdla
oblongata und Kleinhirn) befindet und aus dem dort befindlichen Subarachnoidealraum in den 4. Ventrikel führt. Dagegen
nimmt die an-achnoidea an der Bildung des ependyma ventriculorum (s. pia mater) keinen Antheil. b) Die Rückenmarks-Spinnwebenhaut
verhält sich im allgemeinen wie die des Gehirns, umgiebt aber das Rückenmark als weiter, schlaffer Sack. Sie
bildet zu beiden Seiten des Rückenmarks eine Reihe von dreieckigen Zacken oder Verdoppelungen, deren Basis an die pia mater,
die Spitze an die dura mater stösst. Diese Zacken (etwa 20 auf jeder Seite) liegen am seitlichen Rande des Rückenmarks,
zwischen den vordem und hintern Wurzeln der Spinalnerven herab und stellen zusammen das gezahnte Band, lig. denticu-
latum, dar. Die erste Zacke findet sich im foramen magnum, die letzte am 1. Lendenwirbel. — 3) Die Gefässhaut, pia
mater s, meninx vasculosa, welche Hirn- und Rückenmark ganz eng umschliesst und auch in die Lücken und Höhlen dieser
Organe eindringt, wird von schlaffem Bindegewebe gebildet und ist mit zahlreichen Gefässen durchsetzt, welche ihre Aestchen
in die Hirn- und Uückenmarkssubstanz hineinschicken, a) Die weiche Hirn- oder Gefässhaut ist eine dünne, an Gefässen
ausserordentlich reiche Zellgewebshaut, welche die Oberfläche des Gehirns überall und unmittelbar überkleidet, in alle Vertiefungen
und Höhlen desselben eindringt und von welcher aus das Gehirn ernährt wird. Durch den Querschlitz des Grosshirns (unterhalb
des splenium corporis callosf) dringt die pia mater in den 3. Ventrikel ein und bildet daselbst den plexus choroideus tertius,
welcher durch die foramina Monroi in die beiden plex. choroidei laterales der Seitenventrikel übergeht. Im 4. Ventrikel beiludet
sieh der unpaarige plex. choroideus quartus, welcher aber nicht mit den übrigen Adergeflechten zusammenhängt. — b) Die
weiche Rückenmarkshaut ist dicker und fester als die des Gehirns und dringt nicht nur in die Spalten des Rückenmarks,
sondern mit vielen kleinen fadenförmigen Fortsetzungen auch zwischen die Fasern der Marksubstanz. Vom convs medullaris an
umgiebt sie den Rückenmarksfaden, welcher Blutgefässe und das letzte feinste Paar der Rückenmarksnerven, nämlich die nervi
coccygei enthält. Die plexus chor oidei, Adergeflechte bestehen fast nur aus Gefässen, einer geringen Menge Bindegewebe
und einer einfachen Lage rundlicher, gewöhnlich noch gelbliche Körnchen enthaltender Zellen an ihrer freien Fläche,
welche Zellen kurze, spitzzulaufeude Fortsätze in das Bindegewebe hineinschicken und im Alter incrustiren (durch Bildung von
Hirnsand). — 4) Das gefässlose Ependyma der Ventrikel, die Auskleidung der Hirn höhlen, die innere Hirnbekleidung
ist ein einfaches Pfiasterepithelium, oder stellenweise flimmerndes Cylinderepitbel, welches in der Regel unmittelbar
der Nervensubstanz aufsitzt, häufig aber (besonders an Fornix, Stria Cornea und Septvm pellucidum) von dieser durch eine
streifige Schicht Bindesubstanz getrennt wird, in welcher sternförmige Zellen wie Bindegewebskörperchen, mit denen die Epithelzellen
durch lange Ausläufer sich verbinden, beobachtet werden. Das Ependym bekleidet alle Theile der Hirnhöhlen, die nicht
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