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concentrisch an der inneru Fläche der Chorioidea bis zur ora
serrata vorliegt, ist gewissermaassen die Fortsetzung oder die
membranartige Ausbreitung des Sehnerven, der aber noch sehr
wichtige Bestandteile als Stäbchen- und Körnerschicht beigegeben
sind. — Die Eetina ist eine sehr zarte, während des
Lebens vollkommen durchsichtige, bald nach dem Tode aber
weisslich trübe Haut, welche hinten mit dem Sehnerven (der
an seiner Eintrittsstelle den colliculus s. papilla nervi optici
bildet) in continuirlichem Zusammenhange steht, nach vorn zu
allmälig um mehr als die Hälfte an Stärke abnimmt und an
der ora serrata mit einem wellenförmigen Rande {ora serrata
retinae s. margo undidato-dentatus), der einerseits mit der Chorioidea
, andererseits mit der Hyaloidea innig zusammenhängt,
endigt. An der Retina, welche etwa \"' nach aussen vom
Colliculus eine eirunde gesättigt gelbe Stelle, den gelben Fleck,
macida lutea, mit der fovea centralis im Mittelpuncte zeigt,
lassen sich mehrere Schichten unterscheiden und diese folgen
von aussen nach innen so aufeinander", die Stäbchen- und
Zapfenschicht, die Körner- und .Nervenschicht und die Be-
gränzungshaut.
Die Stäbchen- und Zapfenschicht, Stratum bacülorum
s. Membrana Jacobi, besteht aus unzähligen, in regelmässiger Anordnung
gleich Pallisaden dicht (ohne Zwischensubstanz) nebeneinander
stehenden, länglichen und das Licht stark reflectirenden, theils Stäbchen-,
theils zapfenfövmigen Körpern, welche senkrecht auf der Eetina stehen
und mit ihrem freien Ende an die Pignientschicht der Chorioidea
stossen. Die Stäbchen, bacilä, sind schmale, lange, glänzende,
breite, nach aussen quer abgeschnittene, nach innen dagegen sich
zuspitzende und in ein äusserst zartes, senkrecht in die innern Schich-
' ten der Eetina eindringendes Fädchen auslaufende (solide oder hohle?)
Körper, welche aus einer homogenen, zähen, weichen, aber leicht
brüchigen Masse bestehen, deren chemische Natur noch nicht genau
bekannt ist. — Die Zapfen, cord, stellen mit ihrem äussern Theile
(dem Zapfenstäbchen) kurze Stäbchen dar, während ihr innerer Theil
rüben- oder zapl'enförmig angeschwollen ist und sich ebenfalls, wie
die Stäbchen, mit einem feinen Fädchen in die inneren Schichten der
Eetina fortsetzt. Oberhalb der Stelle wo dieses Fädchen vom inneru
Ende des Zapfens abgeht, befindet sich, von demselben nur durch
eine seichte Einschnürung getrennt, eine rundliche kernhaltige Zelle
(das Zapfenkorn). — Die Zapfen sind zwischen die Stäbchen vertheilt,
jedoch nicht gleichmässig; sie treten nach vorn immer mehr zurück,
während sie am gelben Fleck in grosser Menge angehäuft sind. —
Die Fädchen der Stäbchen und Zapfen vereinigen sich mit den Zellen
der Körnerschicht.
Die Körnerschicht, Stratum granulosum, welche nach innen
auf die Stäbchcnschicht folgt, besteht aus dunklen, rundlichen oder
spindelförmigen, feingranulirten kernhaltigen Zellen, welche das Licht
ziemlich stark zurückwerfen und, wie die bipolaren Ganglienzellen,
von beiden Seiten einen sehr feinen Faden ausschicken. Die Kör-
nerschieht bildet zwei Lagen, eine äussere stärkere und eine innere
schwächere; beide Lagen sind durch eine feingranulirte, radial gestreifte
(von einer Fortsetzung der Fädchen der Stäbchen und Zapfen
gebildete) Zwischenschicht geschieden und verschmelzen nur gegen das
vordere Ende der Membran zu einer Lage. Die Körner sind durch
die auch noch tiefer in die Jietinaschichten eindringenden Fädchen
jener Zwischenschicht ebensowohl unter einander, als mit den Stäb-
chen um! Zapfen vereinigt und sie erscheinen sonach nur als in den
Verlauf jener (Müller'sehen) Fädchen eingewebte zellige, kernhaltige
Erweiterungen.
Die Zellenschicht oder die Lage grauer Hirnsubstanz,
welche sich ziemlich scharf von der Kövnerschicht abgränzt, besteht
aus rundlichen und birnförmigen, kernhaltigen, mehrästigen, in 2 bis
3 Lagen über einander liegenden und in eine feinkörnige Grundlage
eingebetteten Nervenzellen, welche durch ihre Fortsätze theils unter
einander, theils mit den Fädchen der Stäbchen und Zapfen, theils mit
den Opticusfasern im Zusammenhange stehen.
Die Nervenfaserschicht, welche im Umkreise des Sehnerven
(am colliculus nervi optici) am stärksten ist und nach vorn immer
dünner wird, ist von den radienförmig nach allen Eichtungen aus
einander strahlenden Opticusfasern gebildet, die am colliculus unter
rechtem Winkel sich umbeugend und die macula lutea umgehend,
bis zur ora serrata reichen. Es scheint, dass dieselben, nach aussen
umbiegend, in den Ganglienzellen der vorigen Schicht ihr Ende finden.
Die Begr änzun gshaut, membrana limitans, ist ein zartes
structurloses, an die Hyaloidea des Glaskörpers gräuzendes Häutehen,
welches mit der übrigen Eetina innig verbunden ist, nach Einigen
über die ora serrata hinaus reicht und die Ciliarfortsätze überkleidet:
nach Brücke auch noch auf die hintere Fläche der Iris tritt und erst
am Pupillarrande endigt.
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Der gelbe Fleck der Retina, welcher seine Farbe
l einem diffusen, die Körner der Retina durchtränkenden Pig-
\ mente verdankt, wird nicht von allen Retinaschichten gebildet,
\ denn es fehlt hier eine zusammenhängende Nervenfaserschicht,
X auch mangelt an der im Mittelpuncte befindlichen, verdünnten
\ und etwas vertieften Stelle (fälschlich foramen centrede genannt),
\ durch welche das Chorioideapigment durchschimmert, die Kör-
l nerschicht. Die Stäbchenschicht enthält liier nur Zapfen. Die
\ plica centralis, eine vom Rande des Opticuseintrittes bis zum
s gelben Flecke verlaufende Falte fehlt beim Lebenden. — Die
> G-efässe der Retina sind Aeste der art. und ven. centralis
retinae, welche im Centrum des Sehnerven verlaufen; die Ca-
pillaren, ein nicht sehr engmaschiges Netz bildend, breiten sich
\ hauptsächlich in der Faser- und Zellenschicht der Retina aus
und fehlen am gelben Fleck. An der ora serrata retinae befindet
sich, deutlicher bei Thieren, der circulus venosus retinae, in
welchen die vordem Capillaren einmünden und der mit der
I; ven. centralis retinae in Verbindung steht.
ö) Lichtbrechungs - Apparat, durchsichtiger Kern
des Auges, diopfrische Apparate, wie: der Glaskörper, die
Linse, das Kammerwasser.
7) Corpus vitreum, Glaskörper, füllt den ganzen
Hohlraum des Auges hinter der Linse und dem Ciliarkörper,
innerhalb der Retina aus. Es stellt dieser Körper eine wasser-
I helle, völlig gefässlose Kugel dar, welche an ihrer vordem Fläche
eine schüssel - oder tellerförmige Grube (fossa hyaloidea) für
die Linse hat und äusserlich von einer durchsichtigen, struc-
turlosen Haut, der Glashaut, membrana hyaloidea, umschlossen
| ist, die vorn unter dem Ciliarkörper (wo sie sich fest mit der
membrana limitans vereinigt) als pars eiliaris hyaloideae s.
zonula Zinnii (lig. Suspensorium lentis) mit zwei Lamellen
sich rings am Rande der Linsenkapsel inserirt. Die hintere
Lamelle verschmilzt mit der hintern Wand der Linsenkapsel,
< die vordere mit den Ciliarfortsätzen verbundene (die Zonula im
l engern Sinne oder die corona eiliaris, das Strahlenblättchen,
und nach den Ciliarfortsätzen gestaltete) Lamelle setzt sich
etwas vor dem Rande der Linse an die Kapsel derselben an.
\ Zwischen diesen beiden Lamellen und dem Linsenkapselrande
\ bleibt ein mit wasserheller Flüssigkeit erfüllter, dreieckiger, die
X Linse ringförmig umgebender Raum, der canalis Petiti. ■—
{ Was den Bau des Glaskörpers betrifft, so ist derselbe zur Zeit
\ noch nicht genau gekannt; nur so viel scheint gewiss, dass die
| Grundsubstanz dieses Körpers aus einer formlosen Intercellu-
larsubstanz (gallertartigem Bindegewebe, Schleimgewebe) mit
eingebetteten , zerstreuten Zellen besteht. Beim Embryo findet
5 sich eine Art faseriges Balkenwerk im Glaskörper, welches als
| Träger für Gefässe (Zweige der art. capsidaris aus der centralis
retinae) dient.
9) Lens crystallina, Linse, Cry stall-Linse, ist
< ein vollkommen durchsichtiger (in der Jugend wasserheller, im
\ Alter leicht gelblich gefärbter), biconvexer, linsenförmiger, aus
: Schichten von Fasern oder Röhren gebildeter Körper, welcher,
| rings vom Ciliarkörper und von der Zonula umgeben, seine
j Lage in der tellerförmigen Vertiefung an der vordem Fläche
\ des Glaskörpers, dicht hinter der Pupille und Iris hat. Man
unterscheidet an der Linse: die Linsenkapsel und die eigent-
j liehe Linse. — Die Capsula lentis, Linsenkapsel, die
\ Matrix der Linse, wird von einer völlig structurlosen, wasser-
i hellen, elastischen Membran (einer Glashaut) gebildet, welche
die Linse von allen Seiten umgibt und an ihrer vordem Wand
stärker als an der hintern ist. Die Innenfläche der vordem
Kapselwand ist noch mit einer einfachen Lage heller polygonaler
Zellen bekleidet. Die hintere Wand der Linsenkapsel
s ist mit der Hyaloidea verschmolzen. — Innerhalb der Linsen-
< kapsei, zwischen dieser und der Linse befindet sich nach Einigen
| eine äusserst geringe Menge einer wasserhellen, etwas klebenden
Flüssigkeit, der humor Morgagnii, dessen Existenz von
j Andern geleugnet wird. In diesem Humor zeigen sich voll-
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