Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TF 2014/26
Bock, Carl Ernst
Hand-Atlas der Anatomie des Menschen: nebst einem tabellarischen Handbuche der Anatomie
Berlin, 1864
Seite: 92
(PDF, 50 MB)
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Anatomische Literatur

  (z. B.: IV, 145, xii)



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kommen durchsichtige, runde Zellen mit grossem Kerne, welche
man entweder für Kapselepithelialzellen, oder für Bildungszellen
des Linsengewebes hält. —■ Die Crystalllinse, deren Con-
sistenz von der Peripherie nach dem Centrum hin (d. i. der
Linsenkern) zunimmt, besteht durch und durch aus den sehr
blassen, wasserhellen, glatten, (bandartigen) sechsseitigen Linsenfasern
, welche aber nicht solid, sondern zartwandige, mit
zähem, hellem, stark lichtbrechendem, eiweissartigem (aus Globulin
oder Crystallin bestehendem) Inhalte gefüllte Köhren sind
und sich aus den Zellen des humor Morgagnii hervorbilden
sollen. Diese Röhren verlaufen sämmtlich der Oberfläche der
Linse parallel und in der Richtung der Radien derselben; sie
sind so dicht aneinander gedrängt, dass überall ohne Zwischenraum
und Bindemasse Kante an Kante, Fläche an Fläche liegt.
Zur innigem Verbindung sind die Ränder der Linsenfasern
meist uneben, selbst sägeartig gezahnt. An undurchsichtigen
Linsen zeigt sich an der vordem und hintern Fläche eine sternförmige
Figur mit einer verschiedenen Anzahl von Strahlen,
welche gewissermaassen den Ursprungs - und Ansatzpunct der
Linsenfasern bildet. Keine Faser bildet nämlich einen geschlossenen
, die ganze Linse umgehenden Kreis, sondern jede
derselben umfasst nur etwas weniger wie die Hälfte und hört
an den Strahlen jenes Sternes auf. — Bei Erwachsenen sind
Linse und Linsenkapsel ganz gefässlos und nervenlos. Dagegen
besitzt die Kapsel beim Embryo eine gefässreiche Hülle (einen
Theil der membrana capsulo-pupillaris), deren Gefässe aus der
art. capsularis der centralis retinae stammen.

10) Das Kammerwasser, humor aqueus, welches die
vordere und hintere Augenkammer, d. s. die durch die Pupille
mit einander communicirenden Räume vor und hinter der Iris,
ausfüllt, ist eine dünne, vollkommen durchsichtige, keine Form-
bestandtheile enthaltende, seröse Flüssigkeit. — Die vordere
Augenkammer, camera oculi anterior, findet sich zwischen
der innern Fläche der Cornea und der vordem Fläche der Iris,
und ist mit der Wasserhaut ausgekleidet. Die hintere Augenkammer
, camera posterior, hat zur vordem Wand die Uvea
der Iris, zur hintern die Linse und den Ciliarkörper.

e) Muskeln, Gefässe und Nerven des Augapfels. Die

Muskeln sind die mm, recti und obliqui; Gefässe und Nerven
heissen ciliares.

a) Die Augenmuskeln, welche den Augapfel nicht
blos nach allen Richtungen zu drehen im Stande sind, sondern
auch durch die mit jeder Bewegung verbundenen Muskelgefühle
dem Bewusstsein eine Vorstellung von der Grösse und Richtung
der geschehenen Bewegung verschaffen können, haben ihre Lage
in der Augenhöhle und sind die 4 mm. recti und 2 mm. obliqui
(s. S. 34.)

b) Die Gefässe des Augapfels stammen aus der art,

ophthalmica (s. S. 55.) und sind: die art. centralis retinae,

die artt. ciliares posticae longae und breves, die artt. ciliares

anticae. — Die Venen, unter denen sich die vv. vorticosae

der Chorioidea (zierliche Wirbel mit den äussern Aestchen der

artt. ciliares posticae breves bildend) auszeichnen, entsprechen

den Arterien und senken sich in die vv, ophthalmicae (s. S. 64.)

Die artt. ciliares posticae breves, etwa 20 kleine Aestchen
der art. oplithalmica, durchbohren die Sclerotica am hintern
Umfange des Bulbus, spalten sich gabelförmig und verbreiten sich
mit aussen), innern und vordem Aestchen in der mittlem oder Ge-
fässschicht der Chorioidea. Die äussern Aestchen gehen mit ihren
feinen Endigungen (ohne eigentliche Capillaren zu bilden) sich bogenförmig
umbiegend direct in die venae vorticosae über; die innern
bilden das Capillarnetz der Ruyschiana; die vordem setzen sich in
das corpus ciliare fort.

Die artt. ciliares posticae longae und ciliares anticae
treten in die Iris ein und bilden hier am Ciliarrande den
circulus vasculosus major, am Pupillarrande den circulus arteriosus
minor.

c) Die Nerven des Augapfels sind, ausser dem nervus
opticus (s. S. 79), welcher in die Retina übergeht, die j

s nervi ciliares, die theils aus dem ganglion ciliare (die nn.
I ciliares breves), theils vom nerv, naso - ciliaris (die nn. ciliares

> longi) stammen.

b) Schutz- und lliilfsorganc für den Augapfel.

1) Augenhöhle, orbita s. cavitas orbitales. —
a) Ihr Eingang wird von den margines orbitales am-
^ gränzt, der obere Augenhöhlenrand (m. supraorbitalis) gehört
| dem Stirnbeine, der untere (m. infraorbitalis) dem Oberkiefer,
^ der innere dem processus nasalis des Oberkiefers und dem
Thränenbeine, der äussere dem Jochbeine. — ß) Die innere
Wand ist gebildet: vom os lacrymale, der lamina papyracea
\ des Siebbeins und ganz hinten noch vom processus orbitalis
\ des Gaumenbeins. — y) Die äussere Wand bildet: das os
jj zygomaticum und der grosse Flügel des Keilbeins. — d) Das
l Dach (lacunar orbitae) bildet: die pars orbitalis des Stirnbeins
| und die ala parva des Keilbeins. — s) Der Boden (pavi-
\ mentum orbitae) ist gebildet: vom planum orbitale des Körpers

> des os maxillare superius.

| Die knöchernen Wände der Orbita sind zunächst mit Knochenhaut,

Periorbita, bekleidet, übrigens wird die Orbita aber mit weichem
Fette ausgefüllt, und das Zellgewebe bildet am Bulbus (mit Ausnahme
des vordem Drittels) die fascia bulbi.

2) Augenbrauen, super cüia, d. s. die mit kurzen,
steifen, nach den Schläfen hin gerichteten Haaren besetzten
Hautwülste über den Augenhöhlen, welche das Auge von oben
beschatten und den herabrinnenden Schweiss von demselben

\ abhalten.

3) Augenlider, palpebrae, ein oberes und ein
unteres. Sie lassen die Augenl i dspalte {fissura palpebrarum
) mit dem innern und äussern Augenwinkel

\ (angulus s. canthus internus und externus) zwischen sich. In
ersterem ist der Thränensee, lacus lacrymalis (zur Ansamm-

> lung der Thränen), mit der caruneula lacrymalis und plica
semilunaris conjunctivae. — Jedes Augenlid besteht von aussen
nach innen aus folgenden, durch Zellgewebe mit einander vereinigten
Theilen: a) äussere Haut (sehr dünn, fettlos, fast
haarlos, mit kurzen Papillen und kleinen Schweissdrüsen); —
ß) Muskelfasern (stratum intemum des m. orbicularis pal-

l pebrarum), welche am Lidrande ein besonderes Bündel, den m.
\ ciliaris, Wimpermuskel, bilden; — y) Knorpel (tarsns) ;
< und — d) gefäss- und nervenreiche Bindehaut (conjunetiva
\ palpebrarum), welche (durch kurzes Bindegewebe mit dem

> Knorpel fest vereinigt und mit den Characteren der Schleim-
\ häute) sich ununterbrochen in die conjunetiva bulbi fortsetzt
\ und im innern Augenwinkel die plica, semilunaris bildet. Die
l beiden Augenlidknorpel (tarsus superior und inferior), welche
| zu den Faser- oder Bindegewebeknorpeln gehören und von denen
\ der obere reichlichere Knorpelzellen enthält, als der untere,
| werden durch das lig. palpebrale externum und intemum an den
\ äussern und innern Augenhöhlenrand befestigt, und enthalten

in ihrer Substanz die Meibom'schen Drüsen. — Der freie Rand
(und zwar die äussere Kante desselben) der Augenlider ist mit
\ den Wimpern, cilia, besetzt, hinter denen sich die Oeffnungen
\ der Meibom'schen Drüsen und in der Nähe des innern Augen-
) winkels ein oberes und ein unteres punctum lacrymale auf dem
Thränenwärzchen befindet. Die Wimpern stecken in 1,5"' langen
\ Bälgen, die zwischen Haut und Tarsalknorpel liegen.

4) Augenbutt er-ab sonder nde Organe:

a) Glandulae Meibomianae, Augenliddrüsen; sie
liegen in Eeihen in der Substanz des obern (etwa 30-—40 Stück)
und untern (20 — 30 Stück) Augenlidknorpels und münden sich auf
dem freien Augenlidrande hinter den Wimpern aus. Sie bestehen
aus structurlosen Bläschen, welche sich um einen durch die Länge

\ der ganzen Drüse gehenden Ausführungsgang träubchenartig anlegen
und Zellen, Zellenkerne und zahlreiche Elementarkörnchen nebst Fetttröpfchen
enthalten.

b) Caruneula lacrymalis, d. i. eine rundliche Anhäufung
von 7 — 8 cryptis sebaeeis (Haarbalgdrüsen mit Härchen), die im
innern Augenwinkel, auf dem Boden des Thränensees, liegt und ebenfalls
Augenbutter secernirt.


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