Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TF 2014/26
Bock, Carl Ernst
Hand-Atlas der Anatomie des Menschen: nebst einem tabellarischen Handbuche der Anatomie
Berlin, 1864
Seite: 95
(PDF, 50 MB)
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Anatomische Literatur

  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bock1864/0113
A) Acusscrcr Theil des Geruchsorgans.

1) Äeussere Nase, nasus externus. An ihr sind j
folgende Theile benannt: Wurzel, radix nasi; — Seiten-
wände; — Kücken, dorsum nasi;— Spitze, apex nasi; —
Flügel, alae s. pmnae nasi; — Nasenlöcher, nares; —
Nasen Scheidewand, septum narium. — Die Grundlage ihres
obern Theiles ist knöchern (pssa nasi und processus nasales der
Oberkiefer), die des untern knorplig. An der äussern Nase
trifft man Muskeln (s. S. 34), Zweige der ort. maxillaris externa
und ophthalmica (s. S. 55), Nerven aus dem plexus in-
fraorbitalis und nerv, ethmoidalis (s. S. 79 und 80), also vom
Trigeminus und Facialis. \

Nasen knor pol, c ar Ii l a gi nes nasi, sind wahre Knorpel, \

mit Pcrichondrium überzogen und heissen: «) laterales superiores i

iiiii] ß) inferiores (s. alarum), von jeden ein rechter und ein l

linker; — y) alarum minores s. sesamoideae, an den hintern Enden i
der laterales inferiores; — ö') cartilago scpti narium.

II) Innerer Theil des Geruchsorgans.

2) Nasenhöhle, cavitas nasi. Sie wird durch die
Nasenscheidewand, welche vom vomer, von der pars perpendi-
cidaris des Siebbeins und der cartilago septi narium gebildet 5
■wird, in 2 Nasenhöhlen geschieden, von denen jede mit mehreren
Nebenhöhlen (d. s. sinus frontales, ethmoidales, sphenoi- <
dales und maxillares) zusammenhängt. —• Der Eingang in die j
knöcherne Nasenhöhle ist die apertura pyriformis, der Aus- \
gang die choanae narium] das Dach ist vom Nasen-, Stirn-, >
Sieb- und Keilbeine gebildet, die untere Wand vom harten i
Gaumen, die innere Wand ist die Scheidewand. Die äus- j
sere (mit der concha superior, media und inferior und den i
3 meatus narium) vom Sieb-, Thränen-, Oberkiefer- und Gau- |
menbeine. — Die Haupt- und Nebenhöhlen der Nase sind zu- i
nächst mit Knochenhaut bekleidet, und über diese ist Schleim- j
haut gezogen.

3) Die Schleimhaut der Nase, (Riechhaut, Mem- j
brana Schneidert) ist an verschiedenen Stellen verschieden dick,
weich, schwammig, zeigt ein f'einzelliges, durch wallförmige Er- jl
hebungen bedingtes Ansehen, ist im Allgemeinen lebhaft rosen-
roth gefärbt, reich an Gefässen und Nerven, sowie an Schleim- \
drüsen (besonders im mittlem und hintern Theile); ihr Binde-
gewebsgerüste entbehrt der elastischen Fasern und birgt sehr
viele grossere und kleinere Schleimdrüsen. — Die Schleimhaut
der Nebenhöhlen (mit Flimmerepithel) ist viel dünner, völlig l
glatt, bleicher, ärmer an Gefässen und Nerven, enthält nur l
wenig Schleimdrüsen und ist lockerer an den Knochen geheftet, j

In der Nasenhöhle unterscheidet man an der Schleimhaut
eine Regio olfactoria und respiratoria. Die eigentliche >
Riech Schleimhaut nimmt nur den obersten Theil der Nasenhöhle
(Septum und obere Muschel) ein; sie ist dicker, gelblich,
ohne Flimmerhaare, mit einem einschichtigen Cylinderepithel \
(langgestreckte Zellen mit braunen und gelben Pigmentkörnchen).
Zwischen diesen Cylinderzellen, aber in gleichem Niveau mit
ihnen, befinden sich die Riechzellen, d. s. langgestreckte, >
spindelförmige Körper, welche aus einem mittlem Zellkörper j
(mit rundlichem hellen Kern und mit Kernkörperchen, ohne
Farbstoff) bestehen und nach beiden Seiten hin in einen faden- <
förmigen Fortsatz auslaufen. Der äussere Fortsatz ist etwas
dicker und zieht sich zwischen den Epithelialzellen bis zur
freien Schleimhautfläche hin; der innere Fortsatz ist äusserst
zart und steht wahrscheinlich mit den feinsten Endfasern des 5
Nerv, olfactorius in unmittelbarem Zusammenhange. — Die \
respiratorische Schleimhaut nimmt den grossem untern
Theil der Nasenhöhle ein, hat ein Flimmerepithel und Gefühls- \
nerven vom Trigeminus. — Die Gefässe der Schleimhaut (aus ?
den artt. spheno-, 2)fcrl/9°~ nn& naso- palatinac, ethmoidales') >
sind sehr zahlreich und bilden ein engmaschiges Haargefässnetz. \
Ein cavernöses Veuennetz findet sich an den Naseumuscheln
(besonders am hintern Theile der beiden untern) zwischen

Schleimhaut und Periost. Von Nerven erhält die Schleimhaut,
ausser dem Olfactorius, Zweige des Trigeminus (nn. ethmoidales,
nasa-palatini, nasales posteriores).

——

IV. Geschmacksorgan, organon gustus (Zunge).

Die Zunge, lingua, hat: die Wurzel, radix s.
basis linguae, welche durch die ligg. glosso - epiglottica mit dem
Kehldeckel, durch den arcus glosso -palatinus mit dem weichen
Gaumen und durch den m. hyo- glossus mit dem Zungenbeine
zusammenhängt; —die Spitze, apex; — den Rücken, dor-
sum, mit dem foramen coecum s. Meibomii; — Seite nrän-
der; — untere Fläche, die mit ihrem hintern Theile an dem
fleischigen Boden {in. genio- und hyo -glossus) der Mundhöhle
und durch das Zungenbändchen, frenulum linguae, an
die Schleimhaut desselben befestigt ist. — Die Substanz der
Zunge besteht aus Muskelfasern, welche mit der von Geschmackswärzchen
besetzten Mundschleimhaut überzogen ist. In der Mitte
der Zungenwurzel findet sich ein dünnes, knorpelartiges Blatt.
Zungenknorpel, septum linguae, dessen Flächen nach rechts
und links gerichtet sind und dessen hinterer Rand durch Sehnenfasern
an die vordere Fläche der Basis des Zungenbeins geheftet
ist. Dieser sog. Zungenknorpel besteht jedoch nur aus
Bindegewebe und enthält keine Knorpelkörperchen.

a. Fleisch der Zunge, caro Linguae, wird von quergestreiften
Muskelfasern gebildet, nämlich vom m. lingualis und 7a. trans-
versus linguae, zwischen deren Fasern sich die der mm. genio-,
stylo- und hijoglossi verlieren (s. S. 36). Die Muskelfasern verlaufen
nach Kolliker in senkrechter, querer und Längs - Richtung.
Die senkrechten Fasern stammen von den mm. genioglossi in
der Mitte, vom m. lingualis und hyoglossus seitlich. Ausserdem
findet man noch, besonders an der Zungenspitze, senkrechte Muskelfasern
, deren Anfangs- und Endpunkt in der Zunge selbst liegt.
Die queren Fasern schieben sich geflechtartig in die senkrechten
ein und stammen vom m. transversus linguae und von den mm.
styloglossi. Die Längsfasern gehören dem m. lingualis, hyoglossus
und styloglojsus an.

b. Zungenhaut, innolucrum s. cutis linguae, ist eine Fortsetzung
der Mundschleimhaut, von der sie sich aber, wenigstens am
Zungenvücken (denn die Schleimhaut an der untern Fläche gleicht
ganz der Mundschleimhaut) dadurch unterscheidet, dass sie dicker,
gefäss - und nervenreicher, mit einem dickern Pflasterepithelium überzogen
, genauer mit dem Zungenfleisch verwachsen und mit äusserst
zahlreichen Papillen versehen ist. Sie bildet mehrere Fältchen, als:
das Zungenbändchen, frenulum linguae, von der untern Fläche
zum Boden der Mundhöhle; die ligg. glosso-epiglottica, von denen
das mittlere auch frenulum epiglottidis heisst und von der Zungenwurzel
zum Kehldeckel geht. Nach hinten zu geht die Zungenschleimhaut
auf den arcus glosso-palatinus über.

c. Zungen- oder Geschmackswärzchen, pupillae linguae
s. gustus, zeigen sich als kleine Erhabenheiten auf dem Eücken
und den Rändern der Zunge. Man unterscheidet 3 Arten von Geschmackswärzchen
, nämlich:

a. Papillae circumvallatae, die grössten Wärzchen, finden sich zu
8—12 in der Form eines V, dessen Spitze nach hinten gekehrt ist,
auf der Zungenwurzel aufgestellt. Sie haben die Form eines umgekehrten
, mit der Basis nach oben sehenden Kegels und sind ringsum
mit einer Furche und einem "Walle umgeben. Diese Papillen bestehen
aus kreisförmigen Erhabenheiten der Zungenschleimhaut, welche in
der Mitte einen flachen Eindruck besitzen.

b. Papillae fungiformes s. elevatae, mittelgrosse Wärzchen, liegen
vereinzelt zwischen den folgenden, besonders gegen die Spitze und
die Ränder der Zunge hin und stehen etwas über dem Niveau der
übrigen Zungenschleimhaut hervor.

c. Papillae filiformes s. conicae, die kleinsten Zungenwärzchen, sind
in grosser Masse an dem vordem Theil und den Seitenrändern der
Zunge angebracht und geben dieser das pelzartige Aussehen.

d. Zungendrüsen, sind theils Schleim-, theils Balgdrüsen
. Erstere finden sich über den ganzen Zungenrücken und
am Rande der Zunge und liegen mit ihren tiefern Partien zwischen
den Muskelfasern eingebettet. Letztere liegen in einer zusammenhängenden
Schicht zwischen den papillae circumvallatae und der
Epiglottis und erscheinen als breite und flache Erhebungen der
Schleimhaut (glandd. lenticulares), welche in ihrem feinem Baue
den Tonsillen gleichen.

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