Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TF 2014/26
Bock, Carl Ernst
Hand-Atlas der Anatomie des Menschen: nebst einem tabellarischen Handbuche der Anatomie
Berlin, 1864
Seite: 103
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Anatomische Literatur

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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bock1864/0121
findet man hier ausser solitären Follikeln, ebenfalls schlauchförmige
Drüsen, welche sich nur dadurch von den Lioberkühn'sehen
des Dünndarms unterscheiden, dass sie länger und dicker sind. Sie
stehen, wie jene, senkrecht in der Schleimhaut, ihre Mündungen sind
ebenfalls noch mit den Epithelien derselben ausgekleidet. Ihre Form
ist cylindriseh, das Ende leicht angeschwollen, die OerTnungen sind
bald rund, bald spaltförmig. Ihr Inhalt gleicht dem der Lieber-
kühn'schen Drüsen des Dünndarms. Ihre Wandung ist als eine glashelle
structurlose Membran zu sehen. — Die lenticulären solitären
Drüsen des Dickdarms unterscheiden sich nicht von denen
des Dünndarms.

d. Hilfsorgane der Verdauung, iM)aH(]SÖl*ü(Cil

Des Dürmcanafs (Ceöcr unö )Tancreas).

1) LeiHT, Galleudrüsej hepar, jecur. Sie liegt im rechten
Hypochonclrium und zeigt: et) eine obere convexe und durch
das lig. Suspensorium hepatis in einen rechten und einen linken
Lappen getheilte Fläche; — ß) einen hintern und höher
liegenden margo obtusus, — y) einen vordem und untern
margo acutus, mit der metsura interlobulavis für das lig.
tcres hepatis und der incisura vesicalis für den Grund der
Gallenblase; — ö) eine untere coneave Fläche, weiche durch
eine Hförmige Vertiefung in 4 Lappen getheilt ist, nämlich:
in lobus dexter. lobus sinister, lobulus quadratus und lobulus
Spigeln. Die Vertiefungen zwischen diesen Lappen sind: 1)
die Pforte, Quer für che, porta (s. fossa transversa, sinns
venae portae), welche die Pfortader, art. liepatica, duetus hepatici,
plexus nervor. hepaticus und Lymphgefässe zu, oder aus der
Leber leitet; 2) Fossa vesicae felleae, die rechte vordere
Längenfurche; 3) Fossa umbilicalis s. pro lig. terete, die
linke vorlere Längenfurche; 4) Fossa venae cavae, die
rechte hintere Längenfurche; 5) Fossa duetus venosi
(Arantii), die linke hintere Längen furche.

Bau der Leber. Bezüglich des feinem Baues der Leber ist man
trotz der vielen und genauen Untersuchungen noch nicht in allen Punkten
zu vollständiger Klarkeit gelangt. Die wesentlichen Elemente des Leber-
parenehyms sind Zellen, Blutgefässe (Aeste der Pfortader, der Lcberartcrie
und Lebervenen), Gallenkanälchen und Bindegewebe. — Betrachtet man
das Lcbcrgcwebe von einer Schnittfläche aus, so sieht man mit blossem
Auge kleine braunrothe Flecke von unrcgclmässig zackiger Begrenzung,
welche von einer hellem, gelblichen oder hellbraunen Substanz umgeben
sind. Diese Verschiedenheit der Farbe hängt beiläufig von der ungleichen
Blutvcrtheilung in den feinsten Gcfässen ab. Diese dunkeln Flecke mit
hellerer Umgebung, welche man L cber 1 äppchen oder Leberinselchen
nennt, entstehen dadurch, dass die kleinsten Blutgefässstämmchen
in ziemlich gleicher Entfernung von einander liegen und somit in der
Leber kleine, — in der Dicke messende Stückchen begrenzen, deren
jedes in seinem Innern ein kleines Lebervenenstämmchen enthält und von
mehreren feinsten Pfortadcrästchen umsponnen ist. Jedes Leberinselchen
aber besteht wesentlich aus zwei Elementen, nämlich aus Capillargefässen
und aus Lcberzcllen. Die Capülargcfässe bilden ein zartes und enges Netz,
welches nach aussen hin mit den feinsten, das Leberläppchen begrenzenden
Pfortadcrästchen, nach innen zu mit einem centralen Gefässe, dem Anfange
der Lebmene zusammenhängt. Zwischen dieses Capillargefässnetz ist ein
Flechtwerk von zarten Balken eingeschoben, welche letztere zusammengesetzt
werden aus den dichtgedrängten, unmittelbar sich berührenden Leber -
zcllcn. Das Gefässnetz und das Balkennetz sind so ineinander geschoben,
dass die Zwischenräume des einen von den Theilen des andern vollkommen
ausgefüllt werden. Ausser diesen beiden Bestandtheilen enthalten die
Leberläppchen noch eine sehr geringe Menge einfacher Bindesubstanz.
Gallenführende Kanälchen finden sich im Innern der Leberläppchen nicht,
diese treten vielmehr erst an der Peripherie der Läppchen auf, wo sich
auch die Pfortaderäste befinden. Der Zusammenhang zwischen den feinsten
Gallenkanälchen und den Lcberzellenbalken ist derjenige Punkt, über
welchen die Ansichten der einzelnen Forscher am weitesten auseinander
gehen. In dieser Hinsicht sind hauptsächlich zwei verschiedene Ansichten
ausgesprochen worden; nach der einen sind die feinsten Gallengänge nichts
anders, als wandlose Lücken zwischen den Zellen der Leberbalken, welche
erst an der Peripherie der Leberläppchen eine ihnen eigentümliche "Wandung
bekämen; nach der andern dagegen sind die Balken von einer struc-
turloscn membrana proprio oder sogenannten Leberzellenschläuchen umgeben
, welche unmittelbar zur Wandung des gallenführenden, aber keine
Leberzellen mehr enthaltenden Kanals wird. Nach der letztern Ansicht
würde also die Leber in ihrem Bau andern drüsigen Organen, z. B. den
Labdrüsen des Magens, sehr nahe kommen. — Bindegewebe findet
sich an der Leber zuvörderst unter dem Bauchfellüberzuge und bildet
^icr die sogenannte Petre quin'sehe Kapsel, von welcher mit den

i Gefässen Fortsätze in die Tiefe der Leber eindringen. Ferner werden
| die Pfortader, die Leberarterie und der duetus hepaticus in der porta
\ hepatis von einer gemeinschaftlichen, aus Bindegewebe bestehenden Scheide,
der Capsula Glissonii, eingeschlossen, welche sich mit den Gefässen in
die Leber hinein fortsetzt. Im Innern der Leberläppchen aber besteht
die Bindesubstanz nur aus einer äusserst geringen Menge einer gleich-

< artigen, formlosen Substanz, in welcher zarte, sternförmige, kernhaltige
\ Bindegewebskörperchen angetroffen werden. Beim Fötus und kleinen
i Kindern dringt das Bindegewebe der Capsula Glissonii bis zwischen die
| einzelnen Leberläppchen ein, welche dadurch wirklich von einander ge-
\ schieden werden. Mit dem Fortschreiten des Wachsthums und der Ent-
\ Wickelung aber wird dieses interlobuläre Bindegewebe durch die Leber-

< zellen verdrängt, so dass letztere dann unmittelbar an den Gefässen
) anliegen.

«. Die Leberzellen sind rundliche oder meist durch gegenseitigen
Druck polygonale, häufig plattgedrückte Zellen von 0,01"' Durchmesser
. Sie besitzen einen (selten 2) grossen, rundlichen, 1 —2 Kern-

\ körperchen enthaltenden Kern. Ihr Inhalt ist bei gesunden Lebern

feinkörnig und besteht aus Elemcntarkörnchen, Fetttröpfchen und
gelben Farbkörnchen. Die Leberzellen sind mit ihren Flächen zu

\ einfachen oder doppelten Beihen, den Leberzellenbalken, an
einander gelegt, welche ein Netz bilden, in dessen Maschen die Ca-

\ pillargefässe enthalten sind. Nach Beate sind die Leberzellenbalken
in structurlose Schläuche, Leberzellenschläuche, eingeschlossen;

e nach Andern liegen sie unmittelbar an den Gefässen an. Gegen die

\ Centraivene eines Leberläppchens hin sind die Zellenreihen deutlich
radienartig angeordnet, gegen die Peripherie des Läppchens hin

\ sind diese radienartigen Balken durch Querbalken netzförmig verbunden
. — Die Leberzellcn sind die eigentlichen, die Galle secerni-

| renden Elemente der Leber.

| b. Die feinsten Gallenkanälchen, duetus s. canaliculi bilij'eri,

nehmen, soweit sie als deutliche Röhrchen mit selbstständiger Wand
wahrzunehmen sind, in der Peripherie der Leberläppchen ihren Anfang
. Die mit den feinsten Pfortaderstämmchen die Leberläppchen
geflechtartig umspinnenden Gallengänge, die sogenannten duetus interlobulares
, geben nach Beule feine Aeste ab, welche sich direct in
\ die Leberzellenschläuche fortsetzen. Nach Andern sollen sie mit den
zwischen den Leberzellen 'befindlichen Intercellularräumen in offener
Verbindung stehen; ihr Anfang würde also wandlos sein. Die duetus
interlobulares besitzen eine gänzlich structurlose, mit spärlichen läng-
| liehen Kernen besetzte Wand. Sie vereinigen sich zu Röhren, welche
\ etwas weiter und mit einem Cylinderepithel ausgekleidet sind. Diese
ä Röhren wieder treten zu Gängen zusammen, deren Wand an Dicke
zunimmt und aus einer derben, bindegewebigen Faserhaut mit ein-
l gestreuten elastischen Fasern besteht, aber der Muskelfasern so gut
wie gänzlich entbehrt. — An den über ^/^"' im Durchmesser haltenden
Gallengängen finden sich kleine, schlauchförmige, einfache oder

< mit einer Anzahl von Bläschen besetzte Ausstülpungen, welche den
Namen der Gallengangdrüsen führen und zur Absonderung gewisser
, in der Galle enthaltener Stoffe, vielleicht des Gallenschleimes,
dienen. — Als vasa aberrantia bezeichnet man feine, netzförmig verbundene
Gallenkanälchen, welche frei in dem Bindegewebe der fossa
transversa hepatis liegen, vereinzelt aus dem Leberparenchym hervortreten
und ebenso vereinzelt in den rechten und linken Ast des
duetus liepaticus einmünden.

; c. Lebergefässe. Die Leber erhält hellrothes Blut durch die

Leberarterie (s. S. 59) und dunkelrothes durch die Pfortader (s.
S. 66); beide Blutarten werden durch die Lebervenen (s. S. 65) aus
der Leber wieder heraus und in die untere Hohlvene geschafft, und
zwar, nachdem das arterielle Blut durch Ernährung des Leberparen-
chyms venös geworden und nachdem das Pfortaderblut durch Ausscheidung
der die Galle constituirenden Stoffe modificirt worden ist.
Die Aeste der Pfortader theilen sich dichotomisch in immer feiner
werdende Aestchen, welche nicht unter einander communiciren. Die
feinsten Aestchen umspinnen die Leberläppchen und werden daher

s venae interlobulares genannt. Sie gehören aber nie einem einzigen
Läppchen allein an, sondern schicken stets in mehrere benachbarte
Läppchen ihre capillaren Fortsetzungen hinein. Aus diesem peripherischen
Gefässnetz gehen Capillaren nach der Mitte des Läppchens
und fliessen dort zu der venu intralobularis oder vena centralis
lobuli zusammen, welche letztere den Anfang der Lebervene bildet.
Hat die Centraivene das Leberläppchen verlassen, so mündet sie alsbald
in einen grössern Lebervenenast. Die Lebervenen sind klappenlos
und communiciren auch nicht unter einander. — Die Leberarterie
verhält sich zur Pfortader in ähnlicher Weise, wie die artt. bronchiales
zu den artt. pulmonales; sie dient zur Ernährung des Leberparen-
chyms. In ihren grossem Aesten schliesst sich die art. hepatica
dem Verlaufe der Pfortader und der Gallengänge an: ihre Endzweige
verbreiten sich aber, als rami vasciliares, auf den Wänden der Pfortaderäste
und Gallengänge, oder sie gehen als rami serosi s. capsu-
lares zur Oberfläche der Leber und verzweigen sich in deren Hülle.
Die Venen, welche aus dem Capillarnetze der Leberarterie hervorgehen,
münden sämmtlich in meist kleinere Aeste der Pfortader. An dem
Capillargefässnetz der Leberläppchen selbst scheinen die Aeste der
Leberarterie keinen Antheil zu haben.

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