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rerdünnt haben, so trennen sie sich von den sie bis dahin
begleitenden Venen und es tragen dann ihre VlOO— V25'" starken
Zweige die Malpighi'sehen Körperchen. Dann dringen sie in die
rothe Milzsubstanz, zerfallon büschelförmig in kleinste Arterien (die
sogenannten penicilli), welche in wirkliche Capillaren sich auflösen.
Die Capillaren liegen allerwärts in den traheculae lienales des eigentlichen
Milzgewebes und setzen sich, ohne eiu wirkliches Capillarnetz
zu bilden, unmittelbar in die Anlange der Venen fort {Billroth).
Uebrigens versorgt jeder Arterienast von seinem Eintritt in die Milz
an bis zu seiner letzten Ausbreitung ein scharf gesondertes Gebiet,
ohne mit nachbarlichen Gefässen zu anastomosiren. — Die Milzvene
übertrifft die Arterie in ihrem Lumen um das 3—5fache, hat
sehr dünne Wände und keine Klappen. Die Zahl ihrer Hauptäste
gleicht derjenigen der Arterienäste. Dieselben verzweigen sich zunächst
wie die sie begleitenden Arterien, später treten sie von diesen
ab und nun münden sie in eine sehr grosse Anzahl kleiner Venen-
xwi igelchen unter rechtem Winkel ein, so dass ihre Wand wie sieb-
förmig durchbrochen erscheint (die Mündungsstellen dieser kleinen
Venen heissen stigmata Matpighii). Die kleinsten Venen von 3/10o
bis s/]oo"' Durchmesser bilden allerwärts in der rothen Milzsubstanz
ein sehr dichtes Netz, welches den Hauptbestandtheil jener Substanz
ausmacht. Diese sogenannten capillaren Venen (Billioth), welche
wahrscheinlich unmittelbar in die Capillaren übergehen, sind dadurch
merkwürdig, dass sie keine ihnen eigenthümliche Wand mit besonderer
Begrenzung besitzen, sondern dass sie nur von einer etwas
dichteren Lage des reticulum des eigentlichen Milzgewebes umgeben
werden, so dass sie nur als vom Epithel ausgekleidete Lücken des
letztem erscheinen. — Lymphgefässe besitzt die Milz in verhält-
nissmässig nur geringer Anzahl. Sie liegen theils unter dem Perito-
näalüberzug der Milz, theils dringen sie mit den Gefässen in den
liilus der Milz ein. Ihr Verhalten hierselbst ist nicht bekannt,
competente Forscher haben sogar das Vorkommen von Lymphgefässen
in dem Innern der Milz gänzlich in Abrede gestellt. — Ihre Nerven
erhält die Milz aus dem plexus lienalis.
Der seröse Ueberzug der Milz ist ein integrirender Thoil des
Bauchfells und mit der tunica albuginea fest verwachsen. Er bildet
nach dem Zwerchfelle hin das lig. phrenico-lienale s. Suspensorium
lienis und nach dem Magengrunde hin das lig. gastro- lienale.
f. Bauchfell, Bauchhaut, peritonaeum.
A. Peritonaeum abdominale s. parietale, Baiichplattc des
Bauchfcllsackes,' bekleidet die Wände der Bauchhöhle und zerfallt
nach dieser in :
a) Partes abdominalis (s. anterior), Bauchmuskelwand,
mit: der mittleren plica wacht (s. lig. sibspensorii vesicae) und
den seitlichen plicae pubo - umbilicales. Zwischen denselben sind
die fossae inguinales internae, nach aussen neben denselben die
fossae inguinales extemae.
b) Paries plirenicus (s. superior), Zwerchfellswand,
mit dem lig. Suspensorium hepatis.
c) Paries pelvicus (s. hypogastricus inferior), Beckenwand
; bildet beim Manne: die excavatio recto-vesicalis und
zur Seite derselben die plicae semilunarcs Douglasii; bei der
Frau: die ligg. uteri lata und die alae vespertilionis, die excavatio
vesico-uterina, und an der letzteren die plicae Douglasii.
d) Paries dorsalis (s. lumbaris, posterior), Rückenwand
; bildet Einstülpungen und Ueberzüge über die Baucheingeweide
, und so das peritonaeum viscerale.
B. Peritonaeum viscerale s. intestinale, Eingeweideplatte
des BauchfellsackesJ überzieht alle Verdauungswerkzeuge mit
Ausnahme des Duodenum, des untern Theiles des Mastdarms und
der hintern Fläche des Pancreas. Sie bildet Bänder, Gekröse
und Netze, und hat noch einen kleinern Bauchfellsack, den
Netzsack, saectis epiploicus, anhängen, dessen Eingang das
foramen Winsloioii, zwischen lig. hepatico - renale und hepatico-
duodenale, ist.
a) Bänder des peritonaeum viscerale, d. s. Falten desselben,
die sich von einem Organe zum andern ziehen, wie:
1) Lig. phrenico- lienale (s. Suspensorium lienis), von der
Zwerchfellswand zur Milz.
2) Lig. phrenico - gastricum dextrum und sinistrum, neben
der cardia, vom Zwerchfelle zum Magen.
3) Lig. coronarium hepatis, mit dem trianguläre dextrum und
sinistrum vom Zwerchfelle zum hintern obern stumpfen Rande der
Leber.
4) Lig. gastro - lienale (s. splenico-gastricum), vom Magengrunde
zur Milz.
5) Lig. hepatico-colicum (s. hepatico-renale), vom rechten
Theile der porta hepatis und von der fossa venae caoae zum colon
ascendens und gegen die rechte Niere.
6) Lig. hepatico-duodenale, von der porta hepatis zur vordem
Wand des Duodenum und von da zum Quergrimmdarme (mit lig.
duodeno-colicum s. Omentum Halleri), gegen die rechte Niere hin
(lig. duodeno-renale) und auf die vordere Fläche des Magens.
7) Lig. hepatico-gastricum s. Omentum minus, von der fossa
duetus venosi der Leber zur kleinen Curvatur des Magens.
8) Lig. gastro - colicum; von der grossen Curvatur des Magens
zum Quergrimmdaime.
9) Lig. pleuro-, costo s. phrenico-colicum, von der Zwerchfellswand
(an den falschen Bippen) zur flexura coli, sinistra, einen Boden
für die Milz bildend.
b) Netze, Omenta s. epiploa, d. s. aus 2 Blättern bestehende
und über ein Organ hinausgehende Verlängerungen
der Visceralplatte, die mit Fett durchwebt sind.
1) Omentum (s. epiploon) minus s. hepatico-gastricum, s.
vorher 7.
2) Omentum (s. epiploon) majus, hängt von der grossen Curvatur
des Magens, dem Quergrimmdarme und der Milz über Jejunum
und Ileum frei bis ins Becken herab.
3) Appendices epiploicae s. adiposae, d. s. kleine, mit Fett-
klümpchen oesetzte Verlängerungen des serösen Ueberzugs des Colon.
c) Gekröse; d. s. aus meist 2 Blättern bestehende Einstülpungen
der Visceralplatte, in deren Grunde Eingeweide
liegen, so dass dieselben vom Gekröse einen Ueberzug bekommen
.
1) Mesenterium, Dünndarmgekröse; nimmt das Jejunum
und Ileum auf.
2) Mesocolon transversum, queres Grimmdarmgekröse
nimmt das colon transversum auf.
3) Mesocolon dextrum, rechtes Grimmdarmgekröse; für
das aufsteigende und
4) Mesocolon sinistrum, linkes Grimmdargekröse, für
das absteigende Colon.
5) Mesocoecum, Blinddarmgekröse, mit dem mesenteriolum
Processus vermiformis, für das Coecum und den Wurmfortsatz.
6) Mesenterium flexurae iliacae; nimmt das S romanum auf.
7) Mesorectum, Mastdarmgekröse, für die obere Hälfte des
Mastdarms.
Die Gefässe des Bauchfelles sind am peritonaeum abdominale
Zweige der an den Wänden der Bauchhöhle verlaufenden Gefässe
als: vasa epigastrica, mammaria, phrenica, lumbalia, spermatica,
ileo-lumbalia, circumßexa ilei, lnjpogastrica; am peritonaeum viscerale
: Zweige der Gefässe, welche zu den eingewickelten Organen treten.
III. Ijamroerßäeufle, Organa uropoetic€i.
1) Nieren, renes (eine rechte und eine linke); sie sind das Nierenbecken hervorsieht. Sie bestehen aus Rindensub-
in eine Capsula adiposa eingehüllt, haben einen äussern fib- \ stanz, substantia corticalis s. vascidosa, in welcher sich
rösen Ueberzug, tunica albuginea s. propria renis, und an \ geschläugelte Harncanälchen, lubuli uriniferi contorti und die
ihrem innern coneaven Rande den hilus renalis, aus welchem | Nierenkörnchen, glomeridi (s. corpuscula, acini) Malpighii
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