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finden; und aus Röhrensubstanz, Nierenmark, sub-
stantia tubulosa s. medidlaris. In dieser letztern sind die
Harncanälchen gerade, tubuli uriniferi recti s. Belliniani,
liegen in Bündeln, welche pyramides Ferreinü heissen, beisammen
, und von diesen bilden wieder mehrere die pyramides
Malpighii s. coni titbulosi, welche (12—14 an Zahl) von Rindensubstanz
umgeben sind, und sich nach dem Hilus hin mit
einer kegelförmigen und von den tuhulis rectis durchlöcherten
Spitze, Nieren w ärzchen , papilla renalis, endigen. Jedes
Nierenwärzchen ragt in einen
a) Nierenkelch, Nierenbecher, calyx renalis,
hinein, und diese Kelche vereinigen sich zu 2 — 3 weitern
Schläuchen (Aeste des Nierenbeckens), welche dann zum
trichterförmigen
b) Nierenbecken, pelvis renalis, zusammenfliessen,
welches mit seinem engern Theile aus dem untern Ende des
Talus renalis hervortritt und sich in den
a) Harnleiter, Ureter, fortsetzt. Dieser läuft an der
hintern Bauch wand nach innen und unten, sich mit den
vasa spermatica (hinter denen er hinwegtritt) kreuzend, ins
kleine Becken herab und senkt sich in den Grund der
Harnblase.
Feinerer Bau der Niere. Das Nierenparenchym, und zwar
die Kindensubstanz sowohl wie die Marksubstanz, besteht wesentlich
aus zwei Röhrensystemen: aus den Harncanälchen und den Blutgefässen
; beide sind mit einander durch ein undeutlich faseriges Bindegewebe
eng verbunden.—Die Harncanälchen, tubuli uriniferi,
welche den bei weitem grössten Theil der Nierensubstanz bilden, sind
mikroskopische Röhrchen von etwas wechselndem Durchmesser (i/gQ bis
Vioo'")' deren Wand aus einer wasserhellen, vollkommen structurloscn
membrana propria und einem, die Innenfläche der letztern auskleidenden
Epithelium besteht. Das Epithel ist ein Bf last er epithe-
lium. Die Harncanälchen verlaufen in der Marksubstanz oder den
Malpighi'schen Byramiden als gerade Röhren (tubuli recti, Mark-
canälchen), in der Rindensiibstanz aber gewunden (tubuli contorti,
Rindencanälchen). Die Harncanälchen beginnen an jeder Nierenpapille
mit 200— 500 in das Nierenbecken mündenden Gängen, die sogenannten
duetus papilläres, welche von heträchtlicherer Weite als die
übrigen Harncanälchen sind, ein Cylindercpithel besitzen und keine
membrana propria haben. Diese duetus papilläres theilen sich meist
dichotomisch und unter sehr spitzen Winkeln in engere, gerade durch
die Byramiden verlaufende Harncanälchen und diese wiederholte gabelförmige
Theilung ist eben die Ursache der pyramidenförmigen Gestalt
der einzelnen Markabschnitte. An der Grenze zwischen Cortical- und
Medullarsubstanz nehmen die bisher gerade verlaufenden Harncanälchen
einen sanft wellenförmigen Verlauf an, in der Rinden Substanz selbst
aber bilden sie vielfache Windungen und Schlingen und enden zuletzt
mit eigenthümlichen, blasenartigen Anschwellungen, den sogenannten
Malpighi'schen Körperchen, welche als das directe Verbindungsglied
zwischen den Harncanälchen und Blutgefässen zu betrachten
sind. Jedes Malpighi'sche Körperchen enthält in seiner blasenartigen
Höhle einen dichten, rundlichen Gefässknäuel, glomerulus Mal-
pighiamis, und besteht wie die Harncanälchen aus einer structurlosen,
etwas verdickten membrana propria, welche an ihrer Innenfläche
von etwas kleinern und undeutlichem Bflasterepithelzellen überzogen
ist. Das Epithel überzieht den Gefässknäuel auch da, wo derselbe
dem Lumen des Harncanälchens zugekehrt ist. Die Malpighi'schen
Körperchen haben meist eine rundliche Gestalt und sind durchgängig
nicht ganz Vio'" *m Durchmesser. Gegenüber der Stelle, wo das
Harncanälchen vom Malpighi'schen Körpereben abtritt, wird die
Membran des letztern von 2 Gefässen durchbohrt, von denen das
eine Blut in den glomerulus hinein, das andere aus diesem wieder
herausführt. — Blutgefässe der Niere; gl o m eru Ii Mü l p i g Ii i au i.
Die Nierenarterie theilt sich sogleich nach ihrem Eintritt in die
Niere in mehrere grössere Aeste, welche zwischen den Byramiden (in
den columnae Bertini) gegen die Rindensubstanz vordringen. Unter
wiederholter Theilung verlaufen sie hart an der Grenze der Cortical-
und Medullarsubstanz, so dass im Umfange jeder Byramide eine in
der Regel nur von zwei grössern Arterien abstammende Verästelung
entsteht, jedoch ohne dass die einzelnen Aestchen sich unter einander
verbinden. Aus dem der Rindensubstanz zugewendeten Theile jener
Verästelung entspringen mit grosser Regelmässigkcit und meist unter
rechtem Winkel kleinere Arterien, welche sich wiederum in l/50—Vio'"
dicke Aestchen spalten. Letztere verlaufen in gerader Richtung von
dem Umfange der Byramiden durch die ganze Dicke der Rindensubstanz
gegen die Nierenoberfläche hin. Sie liegen in bestimmten, kleinen
Abständen von einander, so dass sie regelmässige Abschnitte des
Nierenparenchyms abgrenzen. Sie werden deshalb von Kölliker als
arteriae interlobulares bezeichnet. Von ihnen gehen unter rechtem
Winkel in regelmässigen Abständen und nach verschiedenen Seiten
hin feine kurze Aestchen ab, welche als vasa afferentia zu den Malpighi
'schen Körperchen treten. Sie durchbohren die Kapsel der
letzteren, und bilden innerhalb derselben die glomeruli, indem sie
sich gleich nach ihrem Eintritte in 5 bis 8 Aeste und jeder dieser in
ein Büschel von Capillaren spalten, welche vielfach gewunden und
verschlungen, aber ohne Netze zu bilden, verlaufen und schliesslich
in derselben Weise, wie sie sich aus dem vas afferens bildeten, wieder
zu einem vas efferens zusammenfliessen. Letzteres tritt in unmittelbarer
Nähe des zuführenden Gefässes und gewöhnlich diametral
gegenüber dem Anfang des betreffenden Harncanälchens aus dem
Malpighi'schen Körperchen heraus. Die vasa efferenlia sind noch
als kleine Arterien zu betrachten, welche sich erst in ihrem weitern
Verlauf in das eigentliche Capillarnetz der Nieren auflösen. Dasselbe
umgiebt in der Rindensubstanz mit seinen rundlich - eckigen,
durchschnittlich Vioo'" weiten Maschen die tubuli uriniferi contorti
von allen Seiten. Die vasa efferentia aber, welche aus den zunächst
an die Byramiden angrenzenden glomerulis hervortreten, bleiben nicht
l in der Rindensubstanz der Nieren, sondern treten in die Byramiden
ein und verlaufen langgestreckt zwischen den tubuli uriniferi recti.
Man nennt sie deshalb arteriolae rectae (Arnold); sie zeigen eine
spärlichere Verästelung, laufen unter wiederholter, spitzwinkliger
Theilung gegen die Nierenpapillen und lösen sich um die tubuli redi
herum in mehr lauggezogene Capillametze auf. — Die Nierenvenen
gehen an zwei Orten aus dem Capillametze hervor, nämlich an der
Nierenobcrfiäche und in den Nierenpapillen. Die kleinsten Yenen-
ästchen der Rindensubstanz sammeln sich zu Stämmchen, welche mit
den arteriae interlobulares verlaufen. Diese treten zu grössern
Stämmen zusammen; welche die in den Nierenpapillen entstehenden
Venen aufnehmen, und dann zu den grossen Nierenvenen zusammen-
<| treten.
Ueber das in dem Nierenparenchym vorkommende Bindegewebe
sagt Kölliker: Alle feinern Gefässe der Nieren werden von einer
Bindesubstanz getragen, welche zugleich als stronia für die ab-
^ sondernden Elemente dient und in der Marksubstanz viel entwickelter
ist, als in der Rinde. Es besteht dieses Stronia aus einem äusserst
dichten und feinen Netze von B in degcwebskörperchen ohne
flbrilläres Bindegewebe und schliesst sich somit auf das Innigste
der Bindesubstanz des centralen Nervensystems sowie dem Reticulum
der Milz u. s. w. an. Das Netz ist so dicht, dass dasselbe zusammenhängende
, so zu sagen undurchbrochene Blatten zwischen den
Gefässen und Harncanälchen bildet, welche namentlich mit den erstem
auf das Innigste zusammenhängen.
Gefässe und Nerven der Niere. Die art. renalis tritt mit
2 bis 3 grössern Zweigen durch den hilus in das Innere der Niere,
wo dieselben zwischen den Malpighi'schen Byramiden gegen die Be-
ripherie hin und von hier aus zwischen und in den Berrein'schen
Byramiden laufen, anfangs baumartig verzweigt, dann aber ein dichtes
Capillargefässnctz bildend, welches die Harncanälchen umstrickt und
die Nierenkörnchen bildet. Die Venen umgeben die bases pyrainidum
mit Bögen und laufen dann von der Bcripherie gegen den hilus hin.
Die Saugadern und Nerven bilden plexus renales.
2) Harnblase, Urinblasc, vesica urinaria. An ihr ist be-
> nannt: der Scheitel, Vertex, welcher nach oben in den Haru-
\ sträng, uraclius (s. lig. Suspensorium vesicae) ausläuft; —
}, der Körper oder mittlere Theil; — der Grund, fundus;
l und — der Hals, Collum, welcher sich in die Harnröhre
\ fortsetzt. — Die Häute, welche die Urinblase bilden, sind:
\ Schleimhaut, die innerste Haut, an welcher 2 plicae ure-
\ tericae (s. lineae eminentes) und zwischen diesen das corpus
s trigonum hervortritt; eine Zellgewebshaut und eine Mus-
\ kelhaut, welche letztere aus einer äussern Schicht mit Längen-
\ fasern (m. detrusor urinae), und einer innern mit queren und
l schrägen Fasern besteht; letztere bilden am Halse einen <m.
\ sphineter vesicae.
3) Harnröhre, Urethra; ist die Fortsetzung des Blasen-
< halses, und hat ein ostium vesicale und cutaneum. Die weib-
\ liehe Harnröhre ist sehr kurz und gerade, die männliche da-
\ gegen lang und unter der Symphyse etwas gekrümmt. Die
\ letztere zerfällt in folgende Abtheilungen:
a) Pars prostatica, der Anfangstheil, ist rings von der
Prostata umgeben, und in ihm zeigt sich der Schuepfen-
kopf (caput gallinaginis s. colliculus seminalis, veru mon-
tanum), nebst den beiden Mündungen der duetus ejacidatorii,
sowie daneben mehrere Oeffnungen von den Ausführungs-
\ gängen der Prostata.
b) Pars membranacea, (s. isthmus urethrae), der engste,
leicht gekrümmte und unter der Symphyse liegende Theil
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