Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TF 2014/26
Bock, Carl Ernst
Hand-Atlas der Anatomie des Menschen: nebst einem tabellarischen Handbuche der Anatomie
Berlin, 1864
Seite: 109
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Anatomische Literatur

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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bock1864/0127
Von der rechten und linken Seite des Gebärniuttergrundes, |
dicht unter der Trompete und vor dem lig. ovarii, geht das

a) Ligamentum uteri rotundum {crura s. funiculi
uteri), runde Mutterband, ein rechtes und ein linkes, >
ab und tritt durch den Leistencanal zum Schamberge, j
Dieses Band hat eine eben solche musculöse Structur wie \
der Uterus.

Bau des Uterus. Die Wand des Uterus wird aus 3 von einander
deutlich geschiedenen Gewebslagen gebildet, nämlich aus einer äussern, s
serösen, dem Bauchfelle angehörigen, die Gebärmutter nicht total überziehenden
Hülle; aus einer innern, das cavum uteri auskleiden den Schleim-
haut, und aus einer dicken, gefässreichen, zwischen der Serosa und der
Schleimhaut liegenden Muskel sch icht. Die letztere besteht hauptsäch- <
lieh aus glatten Muskelfasern, welche, je nachdem der Uterus schwanger
oder nicht schwanger ist, in ihrer Form und in ihrer Anordnung grosse
Verschiedenheiten zeigen. Im nichtschwangern, besonders im jungfräulichen
Uterus, sind die musculöseu Faserzellen kurz, schwer zu
isoliren und mit Bindegewebe reichlich durchsetzt, in welchem sich zahlreiche
längliche und spindelförmige Bindegewebskörperchen nachweisen
lassen. Man kann hier eine äussere, mittlere und innere Muskellage
unterscheiden. Die äussere Lage wird im Grunde des Uterus aus
longitudinalen, dicht unter dem Bauchfellüberzuge bis zum Halse herablaufenden
, und aus tieferliegenden transversalen Pasern gebildet, von denen
letetere weniger als die ersteren mit Bindegewebe vermischt sind, entweder
auf den Gebärmuttergrund beschränkt bleiben oder am Körper eine schräge
Bichtung annehmen und dann am Halse ziemlich verwickelt erscheinen.
Seitlich vom Grunde gehen die Fasern der äussern Lage in die runden
Mutterbänder über. Die mittlere, sehr gefäss -, besonders venenreiche
Lage ist die breiteste, enthält sowohl quere, schiefe, wie Längsfasern,
welche auf die verschiedenste Art und "Weise unter einander verflochten
und nur am Halse zu einer deutlichem Querschicht vereinigt sind. Die
innere Lage ist die dünnste, verhält sich im Mutterhalse mehr netzförmig,
am äussern Muttermunde circulär und am Körper mehr quer; es hängt
diese Lage nach unten mit der Muskelsubstanz der Scheide zusammen;
um die Eintrittsstelle der Tuben bildet sie nach innen Längsfasern und
nach aussen Itingfasern.

Der schwangere Uterus zeigt eine ausserordentliche Vergrösserung
seines Umfanges und seiner Höhle, zuerst mit Verdickung, vom 5. Monat
an aber mit Abnahme der "Wände, sowie eine ungefähr 24fache Massenvermehrung
. Die letztere kommt hauptsächlich auf Kechnung der Muskelhaut
und ist bedingt durch eine V e rgrö s s er un g der schon vorhandenen
muskulösen Elemente und durch eine Neubildung von solchen. Die Ent-
wickelung der neuen Fasorzellen geschieht in der Weise, dass sich um
die vorhandenen Kerne zuerst Protoplasma anlegt, und dass dann diese
kernhaltigen, unregelmässig eckigen Protoplasmaklümpchen der Länge nach
wachsen, wobei sich auch ihre anfangs rundlichen Kerne in längliche,
später stäbchenförmige umwandeln. Haben diese Kliimpchen eine gewisse
Grösse erreicht, so verdichtet sich der am meisten nach aussen gelegene
Theil des Blastems (bildet eine Zellenmembran), während der centrale,
um den Kern herumliegende, noch einige Zeit flüssig bleibt. Die muskulösen
Faserzellen erreichen im schwängern Uterus eine ungewöhnliche
Länge; dabei sind sie gewöhnlich etwas wellenförmig gebogen, stellenweise
längsgestreift, in Spitzen auslaufend, zu Bündeln von grauröthlicher Farbe
vereinigt, welche durch ebenfalls neugebildetes Bindegewebe zusammengehalten
werden. Nach Kölliker findet in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft
keine Neubildung muskulöser Faserzellen mehr statt und die
Massenzunahme des Uterus kommt nur durch "Verlängeiung der schon
gebildeten Faserzellen zu Stande. Dagegen dauert nach Kilian diese
Neubildung während der ganzen Schwangerschaft fort und ist in der
zweiten Hälfte derselben nur weniger energisch, als in der erstem. —
Nach der Geburt nimmt die Länge der muskulösen Faserzellen alsbald
beträchtlich ab, sie werden brüchig und in denselben entwickeln sich
kleinere und grössere, bisweilen reihenartig gelagerte Fetttröpfchen, welche
resorbirt werden. Die Muskelfaser fällt dadurch zusammen, zerfällt in
feine Fasern und diese gehen bald ebenfalls zu Grunde. Die Involution
der Uterusmuskulatur findet also auf dem Wege der fettigen Degeneration
statt.

Die Schleimhaut des Uterus, welche im cavitin uteri vollkommen
ghitt, ira Halse dagegen faltig (die piieae palmahie bildend)
erscheint, ist, wie die Sehleimhaut an andern Stellen, aus 3 Schichten
zusammengesetzt, nämlich: aus Epithelium (pflasterförmiges am Muttermunde
und im Halse, flimmerndes Cyliaderepithel an den Einmündungs-
stellen der Tuben und im höiper des Uterus), welches die innere freie
Oberfläche überkleidet; aus einer mittlem, structurlosen Haut und aus
einer innern, von dicht verfilzten Bindegewebsfasern gebildeten Schicht,
die durch laxe Bindesubstanz an die innere Muskellage geheftet ist. —
In der Uterusschleimhaut finden sich 2 ürü-eiiformen : einfache Schleimdrüsen
und die röhrenförmigen LJiriculardiüsen. Die einfachen Schleimdrüsen
trifft man nur im Mutlerhalse, und gar nicht selten in Folge
der Verstopfung ihrer Mündung zu den bläsebenartigen, sogenannten
Ovula Habothi angeschwollen. Die Utriculardrüsen kommen nur in
der Schleimhaut der Geiiärmuttcrhöhle, hier aber dicht gedrängt an einander
liegend vor. Sie stellen blind endigende Canalchen dar, welche von

einer structurlosen Membran (Fortsetzung der structurlosen Schicht der
Schleimhaut) und pflasterförmigem Epithelium gebildet werden. Bisweilen
ist ihr Ende etwas angeschwollen oder die Hauptröhre theilt sich in 2
blindendigende Drüsenschläuche; nicht selten ist auch das Röhrchen spiralförmig
gewunden. In der nicht schwangern Gebärmutter sind die Utri-
culardrüsen selten länger als 0,05'"; bald nach der Conception nehmen
sie aber an Länge zu (l1^—2'" lang schon nach 3 Wochen) und ihre
Mündungen werden so weit, dass die Zotten des Chorions hineinwachsen
können und dadurch die Uterusschleimnaut auf das Innigste mit den Ei-
hüllen verbunden und selbst zur wahren Decidua wird. In Folge des
Gebärens stösst sich diese Schleimhaut mit ab und es zeigt sich dann
eine neue, mit kleinen Utriculardrüsen versehene Schleimhaut, deren Bildung
schon während der Schwangerschaft vor sich ging. — Zur Zeit der
Menstruation ist die Schleimhaut, als Vermittler dieser blutigen Secretion,
in Folge der Blutüberfüllung ihrer Gefässe, sammtartig aufgewulstet und
mit zottenartigen Gefässentwickelungen besetzt. —An Gefässen ist der
Uterus ungemein reich; sie verlaufen hauptsächlich zwischen der äussern
und innern Muskellage; die Arterien und selbst noch die feinsten Capil-
laren haben einen sehr gewundenen Verlauf; erstere sind ziemlich weit
und bilden vielfache Anastomosen, letztere bilden ein etwas unregelmässiges
Netz und umspinnen vorzüglich die Mündungen der Utriculardrüsen. Die
Venen, welche grosse Geflechte bilden, sind sehr weit, besitzen keine
Klappen und keine Scheiden, sondern sind direct an die Muskelsubstanz
angeheftet. Im schwangern Uterus findet eine lebhafte Neubildung von
Gefässen statt. — Das Verhalten der Nerven in der Uterussubstanz ist
noch unbekannt.

Gefässe und Nerven des uterus. Die artt. uterinae, aus der
umbilicalis, spermatica interna und externa, verlaufen sehr geschlängelt. —
Die Venen bilden ansehnliche plexus uterini. — Die Saugadern sind
zahlreich und laufen zum plexus hypogastricus. — Die Nerven kommen
aus dem plexus hypogastricus des Sympathicus.

D. Fruchtausführende weibliche Geschlechts-
theile:

4) Scheide, Mutterscheide, vägina. Sie fängt mit dem
orifiezum (s. introitus) vaginae im Vorhofe an und zieht sich
zwischen Blase und Mastdarm bis zum Mutterhalse, so dass
die portio vaginalis uteri in den Scheidengrund, das Scheidengewölbe
, fundus s. laquear vaginae, herabragt. An ihrer
vordem und hintern Wand bildet die Schleimhaut eine columna
rugarum {anterior u. posterior); ihr Anfang oder unteres Ende
ist vom m. constrictor cunni umgeben. An der Seite des Scheideneinganges
liegen die

a) Glandulae Cowperi, Duverney'- oder Bartholin'sche
Drüsen, sind traubige Schleimdrüsen, die sich mit langen
Ausführungsgängen ins vestibulum öffnen und dicht hinter
den innern Schaamlippen, unmittelbar vor und unterhalb
der corpora cavernosa clitoridis liegen.

Die Scheide ist ein sehr dehnbarer Schlauch; besteht
aus einer faserigen, reichlich mit elastischen Fasern gemischten
Bindegewebswand und aus einer Lage längs-
und querlaufender glatter Muskelfasern. Die Schleimhaut
ist mit zahlreichen Papillen, vereinzelten traubigen Schleimdrüsen
und einem geschichteten Plattenepithelium versehen.
Das Jungfernhäutchen, Hymen, ist eine Duplicatur
der Schleimhaut.

E. Weibliches Begattungsorgan:

5) Schaam, vulva, (cunnus, pudendurn midiebre). Ueber
ihr befindet sich der mit Schaamhaaren, pubes, besetzte S chaam-
berg, rnons Veneris, und an ihr sind folgende Theile:

a) Grosse oder äussere Schaamlefzen, labia pudendi
major a s. externa, welche die Schaamspalte,
rima pudendi s. vulvae, zwischen sich lassen, und durch
die commissura labiorum anterior und posterior oben und
unten in einander übergehen. An der hintern Commissur
ist das fremdum labiorum und vor diesem die fossa navi-
cularis. Es sind fettreiche Falten der Haut mit zahlreichen
Talgdrüsen.

b) Innere oder kleine Schaamlefzen, Wasserlefzen
, Nymphae, labia pudendi interna s. minora.

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