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EINLEITUNG
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sächsischer Zeit m erzählen. Es ist ein wahrhaft tragisches
Verhältnis für die maurerische Forschung gewesen, daß die
meisten maurerischen Gesdüchtschreiber Dilettanten gewesen
sind Datier kam es, dass fast alle diese Forscher auf Abwege
gerieten, entweder ans Mangel an kritischem Sinn oder durch
ausschweifende Phantasie verführt. Leider spielt in der Geschichte
der Freimaurerei die Lüge und die absichtliche Fälschung
eine allzu große Holle. Schon die erste Geschichte des Frei-
maurerbundes ist eine Täuschung. Seitdem man dann anfing
»ach Dokumenten zu forschen, hörte die Fälschung von solchen
nicht auf. Bekannt ist ja, daü die drei Kunsturkunden, die
Krause publizierte und kommentierte, unecht sind1 von andern
noch plumpem Fälschungen, wie die Kölner. Urkunde8 oder die
Geheiinstatuten des Tempelherrenordens* und die Kckieflftschen
Akten4 m geschweige». Nachdem einmal die Aufmerksamkeit
auf die Deutschen Bauhütten gelenkt worden war, haben Eingeweihte
und Uneingeweihte gewetteifert, neues Material ans
Licht zu ziehen, beinahe sämtliche Statuten der Deutschen Bau*
hätten sind jetzt durch den Druck bekannt und auch die Urkunden
und Statuten der Bauhandwerker in Frankreich liegen
vor, was aber alles nicht hindert, dass .man der Erkenntnis der
Wahrheit ausweicht, indem man mit vorgefassten Meinungen an
das Studium dieser Dinge herantritt und eben das findet, was
man sucht* Immer und immer wird dem neueintretenden Bruder
die Lehre wiederholt, daß die Freimaurerei aus den Bauhütten
des Mittelalters entstanden sei, und in unzähligen Aufsätzen hat
man sich bemüht, die Organisation, das innere und äußere
Leben dieser Bauhütten darzustellen und Beziehungen zu den
Logen zu finden. Aber selbst dein fleißigen Forscher Kloß
1 & Kloß» Die Freimaurerei in ihrer wahren Bedeutung. Keller, kurzgefaßte
allgemeine Geschichte der Freimaurerei etc.
* S. Keller, i e p, 95 ff.
8 S. ÖL Priits, Oeheicaiehre und Geheimstatuten desfem^ellierremordeBE.
Berlin, 181 § p. 106 - IIB.
4 G. üu Schifmana, Die Entstehung der Ritlergrade. Leipzig 1882,
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