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8 ERSTES KAPITEL.

mosen etc. war nun Vereinszweck geworden. Eine Haftpflicht
der Genossenschaft war, für das Begräbnis und Seelenheil der
verstorbenen Brüder zu sorgen. Kurz, in allen Nöten des Lebens
fand der Bruder liier seine Zuflucht, Trost und Hilfe. Daneben
wurde die Geselligkeit intensiv gepflegt. Regelmäßige Zusammenkünfte
fanden statt, teils als Totenmahl, teils als Liebesiitaltt
weßhalb sie auch Convivia genannt wurden. Bei diesen Gelagen
war eine Tafelordnung üblich, wobei ein bestimmtes Ceremoniel!
beobachtet wurde. Alt und weit verbreitet war die Sitte, die
Gesundheit in drei Zügen auszubringen. Manche der bei Studenten
, Handwerkern und Freimaurern üblichen Tisch- und
Trinkgebräuche gehen auf uralte Zeiten zurück.1

In allen Wechselfällen des Lebens sollte jeder Bruder bei
der Gilde einen Rückhalt finden. Diese hatte daher die Verpflichtung
, für den erkrankten oder den verarmten Bruder zu
sorgen; Brüder, welche in Gefangenschaft geraten waren, sollten
losgekauft werden etc.2 Darum erhob die Gilde von den Mitgliedern
Beiträge. Sie wird zuweilen als Schutegilde bezeichnet
, die durch gemeinsame Selbsthilfe den vom Staate nicht genügend
gewährten Rechtsschutz zu leisten suchte. Zur Genossenschaft
gehörten aber nicht nur die Brüder, sondern auch seine
Angehörigen. Die Versammlung aller Brüder übte die Gewalt
in allen genossenschaftlichen Angelegenheiten aus. Diese Ver-

1 S. Wanner, die Toaste der Freimaurer-Bruderschaft in Bauhütte ISIS
p. 56 £ 64 ff. 71 ff. Jachin und Boaz bei F. K. Sehwal baeh, Geschichte-
des altern maur. Gebrauchtums. I. Berlin 1889 p. 86, 103. In den Französischen
Ritualen kommen die Ausdrücke Kanone, Pulver, Laden, Feuern
vor; auch die Tischgeräte erhielten hier eigene, sonderbare Namen s. La-
tomia IX (1847) p. 74 ff. Mit Recht sind diese Albernheiten aus der Mode
gekommen. R. Waiden, Die Laienbruderschaften und die Logen» Bauhütten
, Baulogen und Arbeit am Bau. Berlin 1889 p. 25 erklärt die Ausdrücke
Kanone, Laden, Feuer, dahin, daß bei Trinksprüchen aus kleinen
Kanonen geschossen wurde; so am Berliner Hofe bis zur Zeit König Friedrich
Wilhelms IV. Auch die Loge Royal York in Berlin besaß solche
kleine Kanonen. Daher der Ausdruck: «Auf mieh> (d. h. sehet auf mich).

* Darauf bezieht sich der alte rituelle Trinkspruch: «Allen auf der
Erde zerstreuten Brüdern.>


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