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DIE GILBEN IM MITTELALTER.

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Sammlung war die Trägerin eines alle Genossen umfassenden
Gildfrieden ; daher besaß sie Strafgewalt, konnte den Friedensstörern
und Ungehorsamen Bußen auferlegen oder sie ganz ausschließen
. Kurz, sie waren in ihrer Organisation ein Abbild der
Germanischen Volksgemeinde.

Dieser Genossenschaftstrieb durchdrang alle Schichten des
Volkes. Daher konnten die weltlichen und geistlichen Gewalten
nicht gleichgiltig dieser Erscheinung gegenüberstehen; entweder
mußten sie die freie Assoziation verbieten und beschränken oder
in ihr System aufnehmen; das erstere geschah im Fränkischen
Reich (Deutschland, Frankreich, Italien), das letztere in England
und Skandinavien.

In England wurden die Londoner Friedensgilden schon im
10. Jahrhundert staatlich anerkannt und ihnen öffentlichrechtliche
Funktionen übertragen. Auch die Hundertschaften und die
Shire wurden als gildenartige Vereine, als durch freie Verbindung
geschaffene und doch notwendige und erzwungene
Friedensgilden aufgefaßt, wodurch die Selbstverwaltung, die ja
die Englische Verfassung charakterisiert, ermöglicht wurde. Ja,
sogar den ganzen englischen Staat verglich man mit einer großen
Schutzgilde.

Diese Gilden und Bruderschaften entwickelten sich nun seit
dem 10. Jahrhundert nach verschiedener Seite hin, bald mehr
das geistliche Moment betonend, bald mehr das weltliche. Allein
diese Scheidung war während des ganzen Mittelalters niemals
eine scharfe, indem auch die weltlichen Genossenschaften religiöse
Pflichten erfüllten. Eine große Rolle spielen die geistlichen
Bruderschaften, deren es zu Stadt und Land unendlich viele
gab. Ihre Zwecke waren mannigfaltige, bald zur Unterhaltung
und zur Teilnahme an bestimmten gottesdienstlichen Verrichtungen
gestiftet, bald zur Instandhaltung von Kirchen oder Teilen derselben
, zur Unterstützung von Geistlichen und Klöstern, von
Wohltätigkeitsanstalten wie Spitälern, Armenhäusern etc. Niemals
aber fehlt bei solchen Bruderschaften die Pflicht zur Geselligkeit
und gegenseitiger Liebe. Sie hatten ihre Ordnungen,


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