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ERSTES KAPITEL.

die den Genossen eine werktätige brüderliche Liebe zur Pflicht
machte und über sie eine Sittenpolizei ausübte.

Trägerin der gesamten genossenschaftlichen Rechte war die
Versammlung der Vollgenossen, der Meister, die aber gewöhnlich
Brüder heißen, indem dem Vorstand der Ehrentitel
Meister gebührte. Frauen und Kinder waren Schutzgenossen
der Zunft. Söhne genossen bei der Aufnahme in die Zunft Vorteile
. 1 In Unterordnung standen die Gesellen und Lehrlinge, die
ja im Hause des Meisters lebten und der Zunftgerichtsbarkeit
unterworfen waren. Nach Ablauf der Lehrzeit — sie schwankt
von 2 bis 8 Jahren, meistens aber dauerte sie in Deutschland
3 Jahre, in England 7 Jahre — ward der Lehrling Geselle.
Früher geschah der Übergang vom Lehrling zum Gesellen ohne
Formalitäten und Kosten, später wurden Einweihungszeremonien
rechtliches Erfordernis. Die Gesellen hatten kein aktives Recht
in der Zunft, wohl aber den Anspruch, als Meister in die Zunft
aufgenommen zu werden. Sie bildeten keinen besondern Stand
neben den Meistern, sondern die Gesellenzeit war nur eine
Vorstufe des Handwerks. Erst im 14. Jahrhundert bildete
sich ein eigentlicher Arbeiterstand heraus, seitdem das Meisterwerden
immer mehr erschwert wurde. Sofort verbanden sich
die Gesellen untereinander zu einer eigenen Korporation mit
Statuten, Vermögen und Vorständen.3

Der Trieb zur Assoziation wucherte weiter. Wie die Städte,
die Ritter, sich zu großen landschaftlichen Bünden zusammentaten
, so verbanden sich nun auch die Zünfte eines Handwerkes
miteinander. Immer aber blieb diese Verbindung eine örtlich
beschränkte. Diese Beschränkung wurde aufgehoben durch die
Sitte des Wanderns, wodurch gemeinsame Gebräuche über ganz
Deutschland verbreitet wurden. Es entstand die Vorstellung
einer Gesamtgenossenschaft. In Frankreich entsprachen die

1 So auch bei den Freimaurern, wo sie Lufton heißen; franz. louveton,
louveteau, engl, lewis = Wolf d. i. die Klammer, womit Steine in die Höhe
gehoben werden vgl. Latomia XX111, 284 ff.

2 Schanz, Gesellenverbände im Mittelalter. Leipzig 1877.


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