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DIE GILDEN IM MITTELALTER.
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Compagnons1 den Deutschen Gesellenverbänden. Selbst bis
in die höchsten Gesellschaftskreise erstreckte sich dieser Bündnis
-Trieb. An den fürstlichen Höfen bildeten die Dienstmann-
.schatten (Ministeriales) eine Familie, zuweilen Masonie genannt.
Unbedingte Lehnstreue, Zusammenhang der Brüder im Leben
und Tod, strengste Wahrung der Ritterpflichten, waren die
lohen Ziele dieser Masoneien, für die die fabelhafte Tafelrunde
König Artus das Ideal abgab. Das Wort stammt aus dem Romanischen
maisnie, maison, latein. mansio. Bekanntlich wollte
Lessing, Ernst und Falk, fünftes Gespräch, aus diesen Masoneien
die Freimaurerei herleiten, indem nach ihm Mason nicht Maurer
bedeute, sondern von MMase", der Tisch, die Tafel abstamme.
Masony sei eine geschlossene Tischgesellschaft, und eine solche
habe sich in London erhalten. Wren, der Baumeister der St. Pauls-
Kirche, in deren Nähe sich eine uralte Masoney von undenklichen
Jahren her versammelte, sei ein Mitglied dieser Masoney gewesen,
welche er die 30 Jahre über, die der Bau dauerte, um so öfter
besuchte.2 Die Kritik verhüllt das Haupt! Indeß besteht eine
Verwandtschaft zwischen Freimaurern und jenen Masoneien, insofern
beiden Vereinen bestimmte Gebräuche gemeinsam sind.3
Auch die Adelsorden kommen hier in Betracht, deren es eine
große Anzahl gibt, von dem vom schwarzen Prinzen Eduard gestifteten
Hosenbandorden an bis zu den neuesten Schöpfungen
Deutscher Fürsten. Sie alle sind Bruderschaften, gestiftet zur
gegenseitigen Hilfe in Notfällen. Besonders interessant ist der
1440 vom Markgrafen Friedrich II von Brandenburg gestiftete
Schwanenorden, dessen Zweck war, daß die Ordensbrüder an
der Heilung der Schäden und der Milderung der Sitten mitwirken
sollten. König Friedrich Wilhelm IV., der Romantiker
1 Latomia XXV, 109 ff. Gould, The History of Masonry. London 188Ö
1, 178-252.
2 Schon Herder, Sämtliche Werke ed. Suphan (Berlin 1888) XV, 58
lehnt Leasings Ableitung ab. Mason kommt von macon, macon von spät-
lat, machio (bei Isidor XIX, 8). S. Fr. A. Eckstein, Maurerische Vorträge
über Lessing und seine Schriften. Leipzig 1886 p. 87 ff.
Ä S. Waiden, Laienbruder schatten p, 19 f.
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