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ERSTES KAPITEL

auf dem Throne, stellte diesen Orden wieder her und gab ihm
die Aufgabe, auf dem Wege der Bildung von Vereinen physische
und moralische Leiden zu lindern.1

Dieser Genossenschaftstrieb war ungeheuer fruchtbar und
mächtig, in allen Schichten des Volkes wirksam. Viele dieser
Genossenschaften starben am Ende des Mittelalters ab, als eine
neue Zeit hereinbrach, als neue Gedanken die Welt erfüllten,
aber dafür bildeten sich neue. Der Staat konsolidierte sich zur
Zeit der Reformation mehr und mehr und ließ keinen Spielraum
mehr für die Korporationen von politischer Bedeutung, und ebenso
wurden die religiösen Genossenschaften von der Reformation
in ihren Grundlagen erschüttert. Der Staat übernahm nun eine
Reihe von Aufgaben, die früher von den freien Korporationen
gelöst worden waren. Allein auch die mehr geselligen Zwecken
huldigenden Vereine gingen nun einem raschen Verfalle entgegen
. Aus der sich frei fortbildenden und neuerzeugenden Sitte
wurde nun ein erstarrtes, zopfiges Zeremoniell, aus den alten
poesievollen Symbolen wurden leere, unverstandene Formeln, die
frohe Geselligkeit artete in Rohheit und Völlerei aus, an die
Stelle des Genossenschaftsgeistes trat der Korpsgeist, der sich
in engherziger Abschließung, Mißbrauch der neueintretenden
Glieder durch die altern, Pochen auf Privilegien, bornierter Be-
tonung von Äußerlichkeiten gefiel; kurz, Entartungen des Vereinslebens
, die uns am besten aus den Studentenorden2 und
Handwerkervereinen des 17. und 18. Jahrhunderts bekannt sind.
Nur auf wissenschaftlichem Gebiete entfaltete sich ein frischeres
Leben. Nach dem Beispiele in Italien, wo 1439 die Platonische
Akademie eine große Wirksamkeit kundgab, der dann sich die
1582 gestiftete Akademie della crusca3 anschloß, entstanden aller
Orten ähnliche Gesellschaften, wie die von K. Geltes gegründeten
humanistischen Vereine, die Sodalitates in Wien, in Straßburg
, Schlettstatt, Basel, die alle der Wende des 15. und 16. Jahr-

1 S. Waiden 1. c. p. 21 f.

2 S. (G. Friederich) Der geheime Bund der schwarzen Brüder. Mainz 1834.
5 Auch Goethe gehörte ihr an. S. Italienische Reise.


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