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ZWEITES KAPITEL

aus Frankreich und der Lombardei angeworben wurden.1 Da
der Profanbau bis ins 12. Jahrhundert hinein ohne Bedeutung
blieb, so kommen für die Entwicklung der Baukunst nur die
kirchlichen Werkstätten in Betracht, die einzige Schule einer
neuen Maurer- und Steinmetzengewerkschaft, die sehr langsam
erst gegen Ende der Epoche des romanischen Stils der geistlichen
Leitimg entwuchs. Nach den damaligen Anforderungen
an die allgemeine Bildung mußte ein Geistlicher auch die
Elemente der Baukunst verstehen, was um so weniger
schwierig war, da die Bauaufgaben vor Einführung des Gewölbebaus
durchwegs sehr einfache waren. Die Geistlichen
machten die Pläne,* gaben allgemeine Bestimmungen über Formen
und Maße; die Ausführung überließen sie dann den Laienhandwerkern
, die entweder grundhörige Leute des Klosters oder der
Kirche waren oder zugezogene Bauhandwerker, die von einer
Baustätte zur andern wanderten, wo es etwas zu tun gab, wie
die heutigen italienischen Maurer- und Erd-Arbeiter. Dieser
halbdilettantische Betrieb hatte sehr viele Mängel im Gefolge,
aber auch schwerwiegende Vorzüge. Er verschuldete die oft
sehr großen und auch niemals ganz überwundenen Nachlässigkeiten
und Ungleichheiten der Abmessungen, die trotz durchschnittlich
übertriebener Massigkeit des Mauerwerks häutig vorkommenden
Senkungen und Einstürze, die späte Verfeinerung
des Mauerverband es etc. Anderseits wäre aber ohne eine so
weit ausgebreitete praktische Teilnahme am Bauwesen eine so
gewaltige Leistung der Volksphantasie wie die Erschaffung der
neuen romanischen Forraensprache niemals möglich geworden*
Denn die Klöster und Domstifte sammelten ihre Insaßen aus
allen Ständen, eine Auslese der besten geistigen Kräfte der
Nation. „Diese Kunst ist, sehr im Unterschiede von der frühchristlichen
wie von der spätmittelalterlichen, fern von Routine

1 S. Schneider im Korrespondenzblatfc der Gesamtvereiue 1876 p. 79.

2 S. den berühmten Bauriß von St. Gallen bei Bahn, Geschichte der
bildenden Künste in der Schweiz. F. Keutgen, Ämter und Zünfte. Jena
1903, 25 ff.


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