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ZWEITES KAPITEL.

gewaltiges Werkzeug Hildebrand, der spätere Papst Gregor VII.,
war. Noch vor Ablauf des 10. Jahrhunderts vereinigte die
Congregation von Cluny 37 Klöster in Frankreich und Burgund;
sodann wurden viele Klöster in Italien durch Cluny reformiert.
In Deutschland wirkte für Clunys Ideen Abt Wilhelm von Hirsau,
der zugleich epochemachend für die Geschichte der deutschen
Baukunst ist. Nach dem Muster des Mutterklosters in Hirsau
bauten gegen 150 Klöster ihre Kirchen ; wir nennen nur Allerheiligen
in Schaffhausen. Hirsau entlehnte Cluny das in Deutschland
bisher unbekannte Institut der Konversen, d. h. Handwerker
, die obgleich Laien doch zu dem Kloster im engsten
Zusammenhange standen, die Kutte trugen und der Disziplin
des Abtes unterworfen waren.1 Wilhelm beschäftigte zirka, 50
Bauhandwerker. Das war ein fester Stamm technisch gebildeter
Arbeiter, die dann auch bei andern Bauten Verwendung fanden.
Es entstanden eine Anzahl Schulen, am Khein, in Westfalen etc.,
in denen ein bestimmtes Bausystem traditionel war. Diese Bauhandwerker
arbeiteten um Lohn; gewiß gab es auch solche,
die um Gottes willen arbeiteten; doch sind die Schilderungen
Schnaases und anderer Schwärmer für das Mittelalter übertrieben.

So viel nun auch die Historiker über die Organisation dieser
kirchlichen Bauhütten zu erzählen wissen, so ist davon kritisch
wenig haltbar, beruht auf ganz unklarer Vorstellung der Bautechnik
und der Bauführung des Mittelalters. So lange die
flachgedeckte Basilica maßgebende Norm im Kirchenbau war,
bedurfte man nur im geringen Maße kunstgeübter Steinmetzen;
denn die meisten Kirchen sind aus Ziegeln, Bruchsteinen oder
Guß werk erbaut. Erst allmählich griff der Gewölbebau um sich,
der schließlich dem gotischen Stil, in Nordfrankreich entstanden,
zum Siege verhalf. Die Technik des Gewölbebaues war in
Italien nie verschwunden, wo die magistri comacini die Überlieferungen
der Römer in das Mittelalter hinüberretteten. Der

1 So noch jetzt im Kloster Beuron an der Donau, wie ich mich selbst
überzeugt habe.


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