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ZWEITES KAPITEL.

Handwerker. Allein in Deutschland bestand für das gesamte
Handwerk die Freizügigkeit; die Schlosser, die Schuhmacher,
Schneider u. s. w. wanderten nicht minder als die Steinmetzen,
hatten wie diese Verbindungen in allen Ländern, gleiche Sitten
und Gebräuche ausgebildet. In England dagegen waren die
Bauhandwerker, die Freimaurer, d. h. die Steinmetzen im Gegensatz
zu den Maurern, genau so geknebelt wie die übrigen Handwerker
. Und in Frankreich unterlagen alle Handwerker der
scharfen Aufsicht der Staatsgewalt, die ein freies Vereinsleben
nicht aufkommen ließ.

Alle Schriftsteller, die sich mit der Geschichte der Freimaurerei
oder der Bauhütten beschäftigen, behaupten das hohe
Alter der Steinmetzenverbrüderung und setzen ihre Blüte gleichzeitig
mit der Blüte der Gotik an. „Der Verfall der deutschen
Brüderschaft", sagt Findel, „ging mit dem zunehmenden Mangel
an Baulust Hand in Hand etc."1 So viele Worte so viele Unrichtigkeiten
. Die Bauhütten sollen schon im 13. Jahrhundert
von Päpsten und Kaisern Freibriefe erhalten haben. Allein noch
niemand hat bis jetzt ein solches Privileg nachgewiesen.2 Dagegen
ist es Tatsache, daß wir erst aus der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts Hüttenordnungen besitzen, daß erst Kaiser
Maximilian L den Bauhütten ein Privileg erteilte. Im Gegensatz
zu der immer wieder vorgebrachten Behauptung, im 15. Jahrhundert
sei wenig gebaut worden, beobachten wir gerade umgekehrt
in der unmittelbar der Reformationszeit vorangehenden
Epoche eine fast fieberhafte Bautätigkeit. Denn das war die
Zeit der großen Turmbauten, der reichskulpierten Kanzeln, Altäre,
Sakramentshäuschen, die Zeit des kirchlichen Prunkes und der
künstlerischen Spitzfindigkeit. Jetzt erst bildete sich die Baukunst
zum Handwerk aus, jetzt erst traten die Steinmetzen in
besondere Verbände zusammen, ähnlich wie die Kupferschmiede

1 Findel 1. c. 67.

2 S. Jänner 1. c. p. 40 ff.


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