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ZWEITES KAPITEL.
Max habe sich als Grüßer ausweisen können. Allein nicht in*
Theuerdank kommt die angedeutete Stelle vor, sondern im
Weißkönig Kapitel XXI. Dieses merkwürdige Buch ist eine
Verherrlichung der Kenntnisse and Taten Kaiser Max zum Teil
nach den eigenen Diktaten desselben, verfaßt von Treitzsauer-
wein, seinem vertrauten Sekretär. Um die glänzende Erziehung
Maximilians in helles Licht zu setzen, wird ausführlich erzählt,,
wie der junge König in allen Künsten und Wissenschaften unterrichtet
worden sei und bald alle seine Lehrer übertroffen habe-
So wird auch vom „Stainwerck" gesprochen. Der „weiße Kunig"
fragte den Meister, „wie viel hauptgepew mit dem Stainwerck
weren. Das wolt ime der werchmaister nit sagen, sondern er
sprach zu dem kunig, solichs wisset ir selbs wol. Darauf ime
der jung kunig antwort. es sey mit dem stainwerch drew hauptgepew
, das erst zu dem lust, das andere zu der notturftr
das clrit zu der sterckh. Da verstundt der werchmaister wol^
das er den grundt der pawerey mit dem stainwerch gelernet,
und begriffen hat." Rziha stellt die Dreiteilung, Lust, Notdurft
und Stärke mit den drei Hüttenpfeilern Schönheit, Weisheit,
Stärke zusammen und er beruft sich hiefür auf Fr. G. Fallou.1
Niemand hat mehr Unheil in der freimaurerischen Geschichtsschreibung
angerichtet, als dieser kritiklose Phantast, dem fast
alle spätem nachgeplappert haben. Ein Hauptbeweis für den
intimen Zusammenhang der Loge mit der Bauhütte soll die
beiden gemeinsame Symbolik sein. Allein die von Fallou und
andern mitgeteilten Fragmente des Gebrauchtumes der Steinmetzen
und Maurer stammen erst aus später Zeit, dem Ausgang
des 18. oder dem Anfang des 19. Jahrhunderts. In dem Ausweise
der Maurer2 kommt nun folgendes Frag- und Antwortspiel
vor: „Altgesell: Was trägst du unter deinem Hute?
1 Die Mysterien der Freimaurer oder die verschleierte Gebrüderung-
etc. Leipzig 1848; 2. A. 1859.
a Fallou 1. c. p. 363. Findel, Geschichte 4. Auä. p. 771 f. Vgl. Gould,.
History of Freeniasonry. London 1887. II p. 489 ff.
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