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DIE BAUKOKPORATIONEN IM MITTELALTER.
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Märtyrertod erlitten hatten.1 St. Johannes kommt überhaupt in den
Steinmetzenordnungen nur einmal vor § 89 der Rochlitzer Urkunde
. Der Freimaurerbund hat lediglich deswegen den St.
Johannistag zum allgemeinen Festtag des Bundes erkoren, weil
die Englische Großloge am 24. Juni 1717 gestiftet worden ist
Ein weiterer Beweis für die nahe Verbindung der Werkleute
mit den Gottesfreunden soll die Symbolik sein, in der die
Erscheinungen des Lichtes, der Wärme, der Schwere, des Weltalles
, eine besondere Rolle spielen. „Das Licht ist das Symbol
des Geistes, des Guten, Gottes, Christi, der Heiligen; die linse,
ist das Symbol zeitlichen Leidens, der Adler dasjenige der Kraft;
weiße" Gewänder sind das Symbol der Reinheit etc."2 Hier gilt
das, was wir schon oben gegen den Zusammenhang der Freimaurer
mit den Steinmetzen gesagt haben. Diese Symbolik ist
Gemeingut der Kulturvölker.
L. Keller bringt auch die reformatorische Tätigkeit John
Wiclefs (f 1384) in England zu der Deutschen Bauhütte in Beziehung
. Die Deutschen Steinmetzen wanderten in ganz Europa,
sie arbeiteten an allen großen Kirchenbauten der Welt. Ein von
der Kirche wegen Ketzerei Verfolgter konnte daher unter dem Schutze
der Bauhütte sich leicht dem Inquisitionstribunal entziehen. So kamen
flüchtige deutsche Steinmetzen nach England, als zur Zeit König
Eduards III. (1328—1377) die öffentliche Meinung entschieden die
Tendenzen der Römischen Kurie ablehnte. Damals setzten sich die
Gemeinden Christi in England fest, und die Träger dieser freireligiösen
Bewegung sollen eben die Deutschen Steinmetzen gewesen
sein. Wenn diese Vorgänge sehr dunkel sind, so habe
das seinen Grund darin, daß die Verschwiegenheit außer der
Bruderliebe und Wahrhaftigkeit eine Hauptpflicht sowohl der
Bauhütte wie der evangelischen Brüder gewesen sei. Bei den
4 Über die vier Gekrönte» vgl. Kloss, Freimaurerei in ihrer wahren
Bedeutung p. 257 ff. Janner 1. c. p. 198 ff. Gould, History II, 467 ff. Siehe
die eingehende Untersuchung von Begemann in Berliner Zirkel Correspon-
denz 1894, 167—188.
2 Keller 1. c. p. 214.
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