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DIE BAUKORPORATIONEN IM MITTELALTER.

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steht aber wieder das Bild vom Salomonischen Tempel in unlösbarem
Widerspruch. Der Salomonische Tempel, der bei den
Freimaurern von so großer Bedeutung ist, kann unmöglich dem
Gedankenkreis der Taufgesinnten entnommen worden sein. Den
Mitgliedern der evangelischen Gemeinden wurde die Verwaltung
öffentlicher Ämter nur ungern gestattet; das Waffen tragen war
ihnen verboten, während die Bauleute als Mitglieder einer Zunft
im Rat der Stadt saßen und Waffen führten, wenn der Rat sie
aufbot.1 Kurz, zwischen Bauhütten, Taufgesinnten und Freimaurern
ist kein Zusammenhang. Ich leugne incleß nicht, daß
in den Zünften ketzerische Elemente vorhanden gewesen sein
können. Zur Zeit der Reformation waren die Zünfte die Träger
der Bewegung, aber doch mehr aus materiellen Gründen, weil
sie die Konkurrenz der Klosterarbeit haßten.2 Zu dieser selben
Zeit verfiel die Bauhütte, weil die neu aufkommende Kunst der
Renaissance sich nicht in die Fesseln des zünftigen Handwerks
schlagen ließ. Die künstlerische Individualität dürstete nach
Freiheit und sie vollzog den Bruch mit der Tradition. Damals
1516 veröffentlichte Lorenz Lachner seine Unterweisung an
seinen Sohn Moritz, während schon vorher 1486 das „Büchlein
von der Fialen Gerechtigkeit" von Mathias Roriczer erschienen
war.3 Diese setzten sich somit über die Hüttenordnung hinweg,
die diese Dinge als strenges Geheimnis der Bauhütte bewahrt
wissen wollte.

Wie viel ist nicht schon über das Geheimnis der Bauhütte
geschrieben worden ! Die meisten finden in diesem Geheimnis
eine philosophisch-künstlerische Symbolik, andere Konstruktions-

1 S. Keller, 1. c. p. 36 iL Waiden, Laienbruderschaften p. 44 f. Über
die Ketzerbewegungen in Deutschland s. die Schriften von H. Haupt, namentlich
dessen Waldensertum und Inquisition im südöstlichen Deutschland.
Freiburg i. Br. 1890. J. y. Döllinger, Beiträge zur Sektengeschichte des
Mittelalters. München 1890. 2 Bände, die die Darstellung Kellers wesentlich
rektifizieren.

2 Geering, Handel und Industrie der Stadt Basel.

3 S. Reichensperger, Vermischte Schriften.


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