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DRITTES KAPITEL.

zu ergründen, die in heißem Wissensdurst nach der tiefsten Erkenntnis
rangen und die zugleich ein warmes Herz für die gepeinigte
Menschheit empfanden. Sie standen zueinander in
freundschaftlichem Verkehr und kämpften Schulter an Schulter
sowohl gegen die Scholastik, die wieder die Herrschaft über
die Wissenschaft erlangt hatte, als auch gegen die Ausgeburten
eines phantastischen Mysticismus, der die Gemüter vieler berückte
und verwirrte. Immer wieder wurden Versuche gemacht,
die Gleichgesinnten in geschlossenen Gesellschaften zu vereinigen^
denn, sagt Joachim Jungius, einer der bedeutendsten Gelehrten
am Anfange des 17. Jahrhunderts, „was an einer Person hanget,,
ist sterblich, was am ganzen Collegio. ist dauerhaft."1 Um sich
gegen das ihnen entgegengebrachte Mißtrauen zu schützen, hielten
sie den Zweck ihrer Gesellschaft und die Namen ihrer Mitglieder
geheim und bedienten sich als Schild gegen unbefugte
Neugierde wunderlicher Symbole. Auch der Freimaurerbund verdankt
diesem Drang der Gleichgesinnten zum engen Zusammenschluß
seine Ausbildung.2

Dem Mittelalter war die Natur das Böse, das Reich des.
Teufels, das man hassen und fliehen mußte. Allein das Verbotene
und Unbekannte reizt immer. Da man nicht offen der
Natur ins Angesicht schauen durfte, tat man es heimlich. Nach
mittelalterlicher Anschauung3 war ein Blick in diese Geheimnisse
der Natur durch ein Bündnis mit dem Satan möglich. Ein
solches Bündnis konnte hauptsächlich durch magische Künste
geschlossen werden. Indem man sich also der Natur hinzugeben
schien, entfernte man sich wieder weiter als je von ihr und

1 G. E. Guhrauer, J. Jungius und sein Zeitalter. Stuttgart und Tübingen
. 1850, p. 69.

2 L. Keller, Commenius und die Akademien der Naturphilosophen des-
17. Jahrhunderts, in Vorträgen und Aufsätzen der Comenius-Gesellschafk
Berlin 1895. Derselbe, die Akademien der Platoniker im Altertum, in Monatsheften
der Comenius-Gesellschaft. VIL 1898. p. 169 ff. Diese Aufsätze
dürfen freilich nur mit großer Vorsicht benützt werden.

3 S. von Eicken, Geschichte und System der Weltanschauung des Mittelalters
. Stuttgart 1887.


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