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DIE GEHEIMEN GESELLSCHAFTEN IM 17. JAHRHUNDERT. 53

Eine freie Forschung und Wissenschaft mußte zur Zeit der
Reformation mit der Kirche, der alten wie der neuen, zusammenstoßen
, und die Vertreter der Wissenschaft wurden als Feinde,
ja als Ketzer auf alle Weise verunglimpft und verfolgt. Ein
solcher Märtyrer der Wissenschaft war u. A. auch Giordano
Bruno, der am 17. Febr. 1600 in Rom verbrannt wurde. Seinen
Richtern schleuderte er die stolzen Worte ins Angesicht: „Ihr
sprecht das Urteil mit größerer Angst, als ich es empfange."
„Er ist der Phaeton der modernen Philosophie, der die Zügel
der Sonnenrosse den alten Göttern aus den Händen reißt und
mit ihnen durch den Himmel stürmt, um in den Abgrund zu
stürzen."

Aber nicht besser erging es denen, die das Gezanke der
Theologen anwiderte, vielmehr sich bestrebten, Jünger Christi
zu sein.

Die Erfahrung des Herzens, die Versenkung in Gott und
die Vereinigung mit Gott sind die Grundlagen der Deutschen
Mystik, von der einst Luther ausgegangen war. Allein der
Idealismus, welcher der Mystik eigen ist, brachte sie in scharfen
Gegensatz zur realen Organisation des neuen Kirchentums, das
nun ebenso engherzig und rachsüchtig gegen jede Abweichung
von ihrer bereits verknöcherten Dogmatik vorging. Doch ist es
gerade dieser mystischen Richtung innerhalb des Protestantismus
zu verdanken, daß die philosophische Wissenschaft sich
fortentwickeln konnte, daß die erhabene Lehre des Christentums
von der Nächstenliebe nicht ganz im eklen Kampfe der Konfessionen
zu Grunde ging. Ihr, der Mystik, gehören die Vorkämpfer
der Glaubensfreiheit an. Ein solcher war Sebastian
Franck,1 gestorben 1545 in Basel, einer er Edelsten und
Tapfersten, der die Autorität eines Papstes oder Luthers ebenso
verwarf wie die der biblischen Bücher, der erklärte, es sei ein
Wahn, das Heil in dem Glauben an bestimmte Lehrsätze zu
suchen; wer in reiner Liebe die Einheit mit Gott in sich trägt

1 A. Hegler, Geist und Schrift bei S. Franck. Freiburg i. Br. 1892.


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