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DIE GEHEIMEN GESELLSCHAFTEN IM 17. JAHRHUNDERT. 61
di Parnasso. In einem Nachwort zu seiner Übersetzung von Thomas
Campanellas Spanischer Monarchie (o. 0. 1632) bemerkt Professor
Christoph Besold in Tübingen, daß die „Fama" und „Confession"
das Produkt eines mutwilligen Genies gewesen seien; dessenungeachtet
hätten sich in allen Landen gelehrte und fromme
Leute äffen lassen und der vermeintlichen Gesellschaft ihren
Dienst und guten Willen anbieten lassen1. Höchst wahrscheinlich
hat aber Besold, der beste Freund Andreses, die Übersetzung der
„ Generalreformation" selbst gemacht, und daher ist in diesem
Kreise der Urheber der „Fama" zu suchen- Es handelt sich um
einen Scherz, der aber ernst genommen wurde und das größte
Unheil anrichtete, so daß man sich, meint Andrere bitter, wundern
müsse über die wachsende Kraft der elendesten Dinge und Possen,
durch welche ein Funke in die größte Feuersbrunst verwandelt
werden kann2. Nun hielt es Andrere für seine heiligste Pflicht,
dieses Unwesen mit Spott und Ernst zu bekämpfen. Noch in
seinem Testament 1634 lehnt er jeden Anteil an der ßosen-
kreuzerei ab.
In, Epochen großer geistigen und sozialen Gährungen, wo
der Staat und die Kirche in Stücke zerbersten, da treten Männer
auf, die mit kühner Hand einen Neubau des Staates und der
Gesellschaft versuchen. So geschah es zur Zeit der Renaissance3.
Die meisten dieser kühnen Neuerer stehen unter dem Einfluß
Piatons. Wie dieser bekümmern sie sich nicht um die Möglichkeit
der Ausführbarkeit ihrer Ideen, darum sind diese nichts
anderes als Utopien, mit welchem Namen der englische Lordkanzler
Thomas More (1478—1535) selbst seinen Staatsroman
betitelte. Durch Morus angeregt schrieb Thomas Campanella
(1568—1639) seinen Sonnenstaat (1620), der wie der utopische
Staat Morus auf dem Prinzip des Kommunismus beruht, während
der Orden vom freien Willen von Rabelais (1483—1553) den
1 A. Handbuch der Fr. II, 262.
2 Hoszbach 1. c. p. 115.
3 Gr. Adler, Geschichte des Sozialismus und Kommunismus von Plato
bis zur Gegenwart. I, 151 ff.
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