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DRITTES KAPITEL.
begriffs, und für einen solchen Zweck bedurfte es allerdings,
wie Andrere mit einem Seitenblick auf die damaligen Akademien
und gelehrten Gesellschaften bemerkt, keiner Sakramente, keiner
Geheimnisse, keiner verborgenen Zusammenkünfte, keiner Laster,
keines Aberglaubens; alles soll frei, eben, offen, leicht, unschuldig
, ersprießlich und von der Art sein, wie es längst in unserm
Bekenntnis und allenthalben gebilligt ist; nur was Christus gesagt
hat: tue das, wird gefordert." In der Tat, viele gleich-
gesinnte Männer traten diesem Bunde bei, der in jenen bösen
Zeiten Tausenden „ein Quell des Trostes, der innern Erhebung
und der äußern Erleichterung" wurde.1 Andrese hat das menschenmögliche
für die Linderung der fürchterlichen Not getan,
und seiner Initiative verdankt das Färbergestift in Calw seine
Entstehung, indem er und andere ein Kapital von 18,000 Gulden
zusammenschoßen, dessen Zinsen dazu dienen sollten, „die Dürftigen
zu unterstützen, den kommenden Übeln zu begegnen, für die
Nachwelt zu sorgen, Standhaftigkeit in der Freundschaft zu erhalten
und den verdorbenen Sitten entgegen zu arbeiten," also
genau dieselbe humane Gesinnung, wie sie die Freimaurerei fordert,
hegen soll.
Johann Arnos Comenius2 ist einer der helleuchtendsten Geister
aller Zeiten, nicht nur ein großer bahnbrechender Denker, sondern
auch ein Charakter, ein Mensch, der sich alle Mühe gab,
seinem hehren Vorbild Jesus Christus nachzufolgen; ein Apostel
des Friedens in einer Welt des Unfriedens, ein Priester der
Humanität und ein Prophet eines bessern und glücklicheren
Weltalters.
Er wurde am 28. März 1592 in Ungarisch-Brod geboren
und starb am 15. November 1670 in Amsterdam. Als Mitglied
1 Hoszbach 1, c. p. 182.
a Über die Comenius-Literatur vgl. die Monatshefte der Comenius-Ge-
sellschaft I, 1892 ff. Die beste wissenschaftliche Biographie ist von
J. JKvacsala, Joh. A. Comenius. Leipzig 1892. Ferner vgl. A. Patera, Jana
Amosa Komenskeho Korrespondence, 1892.
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