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VIERTES KAPITEL

ein Mann der Wissenschaft am öffentlichen Leben teilnimmt, um
so größer ist seine Wirksamkeit. Am Ende des 17. Jahrhunderts
war John Locke der Träger der philosophischen Bewegung.
Früh trat er zu dem Minister Shaftesbury in nahe Beziehung
und teilte dessen wechselvolle Schicksale. Jahre lang lebte er
teils in freiwilliger, teils in gezwungener Verbannung. Hier, zumal
in Holland, dem Asyl aller Verfolgten, wo auch Comenius
seine letzte Ruhestätte gefunden hatte, erweiterte sich sein
wissenschaftlicher und politischer Horizont, er legte die nationale
Beschränktheit des Engländers ab und begeisterte sich für
Toleranz und bürgerliche Freiheit. Später 1748 nahmen ihn die
Freimaurer als einen der ihrigen in Anspruch und man fälschte
sogar einen Brief, den Locke angeblich dem Grafen von Pem-
brocke geschrieben haben sollte, worin das Freimaurerverhör
mitgeteilt wird, das König Heinrich VI. habe schreiben lassen.1
Wohl hat Locke durch seine Schriften, namentlich die Briefe
über Toleranz (1685—1691), der Freimaurerei mächtig vorgearbeitet
, aber die Freimaurerei hat auf ihn keinen Einfluß ausüben
können, da wir von irgend einer Beziehung Locke's zu
ihr nichts erfahren.

Locke gehörte im Gegensatz zu Hobbes der liberalen Richtung
an; er ist durch seine Schrift über das Münzwesen der Vorläufer
der Englischen Nationalökonomie geworden, und er hat dann
durch sein berühmtes Buch über die menschliche Erkenntnis
einen maßgebenden Einfluß auf die Philosophie sowie auf die
moralische und politische Bildung geübt. Er tritt für die Kon-
fessionslosigkeit des Staates ein und zugleich für die Trennung
von Staat und Kirche. Nur den Katholiken und Gottesleugnern
versagt er die Duldung; ersteren, weil ihr Oberhaupt in Rom
lehre, Ketzern brauche man das Wort nicht zu halten, letztern,
weil Locke an der Lehre von der Offenbarung festhält; wer
Gott leugnet, leugnet damit auch die Möglichkeit der Offenbarung.

1 Abgedruckt bei Krause, Kunsturkunden I, 50 ff. Vgl. Keller,, Kurzgefaßte
Allgemeingeschichte 59 ff.


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