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DIE MORALPHILOSOPHIE UND DAS TOLERANZPRINZIP IN ENGLAND. 87

Man sieht, wie seine Gedanken mit dem Toleranzedikt übereinstimmen
; letzteres kann nur als eine Frucht der Philosophie
Locke's angesehen werden.

Legt sich Locke in seinen religiösen Anschauungen noch
Zügel an, so gingen die Spätem weit über ihn hinaus, vor Allem
John Toland, der erste, welcher einen neuen religiösen Kultus
auf eine rein naturalistische Grundlage begründen wollte. Man
muß auch an die Religion den Maßstab der Vernunft legen. Die
ursprünglichen Lehren der Evangelien waren vernünftig, erst die
Pfaffen haben sie durch Zusätze entstellt und es dahin gebracht,
daß so einfache und natürliche Dinge wie Brotessen, Weintrinken
, ins Wasser tauchen und mit Wasser waschen für schreckliche
und unaussprechliche Geheimnisse galten.

„Erst war die Beligion natürlich, leicht und klar,

Doch Fabeln machten bald sie dunkel ganz und gar;

Man führt den Opfer dienst und viel Gepränge ein,

Die Priester wurden fett, das Volk ward arm und klein."1

Selbst ein so freigesinnter Denker wie Leibnitz fand diese
Angriffe auf die überlieferten Glaubenssätze zu weitgehend. Da
ist es denn kein Wunder, wenn die Geistlichkeit gegen diese
Ketzereien Gift und Galle sprühte und von den Kanzeln gegen
Toland donnerte. Einer Verhaftung in Dublin entging er nur
durch die Flucht, aber er war eitel genug, in den Kaffeehäusern
und Klubs in London von seinen Reformideen zu sprechen. Die
Gefahr, in die er geriet, belehrte ihn jedoch, daß es nicht gut
sei, die Gedanken der Weltweisen dem Volke zu offenbaren.
Er erinnerte sich der Sitte der alten Philosophen, eine exoterische
und eine esoterische Lehre aufzustellen, und rechtfertigte diese
Unterscheidung durch eine hübsche Anekdote, die ihm ein Verwandter
des Lord Shaftesbury erzählte. „Als der letztere sich
eines Tages mit Major Wildmann über die mancherlei Religionen
in der Welt unterhielt, kamen sie zuletzt zu dem Schlüsse, daß
ungeachtet jener unzähligen, durch das Interesse der Priester

1 Hettner 1. c. p. 170.


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