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DIE MORALPHILOSOPHIE UND DAS TOLERANZPRINZIP IN ENGLAND. 93

und wo die einzelnen Teile sich naturgemäß unterordnen und
gliedern/1 Er glüht zugleich für das Ideal politischer Freiheit
„Wo unumschränkte Gewalt ist, werde auch die Tugend unmöglich
. "

Shaftesbury ist das große Sprachrohr aller derer, die so
sehnsüchtig darnach trachteten, das Ideal eines moralischen und
politischen Zustandes herbeizuführen, der zur allgemeinen Glückseligkeit
hinüberleite. Die Lehre Eousseaus will ja schließlich
nichts anderes als diese allgemeine Glückseligkeit. In der
Französischen Revolution machte man den Versuch, dieses Ideal
zu verwirklichen; bekannt ist, wie dieser Versuch scheiterte und
anstatt der ersehnten allgemeinen Glückseligkeit die Nation dem
Abgrund entgegenbrachte. Schon drei Generationen vorher hat
der Engländer Mandeville in seiner Satire die „ Bienenfabelu
dieses Ideal als ein falsches Idol gerichtet.2

Mit der ganzen Einseitigkeit, wie sie nur dem Genie eigen
ist, hatte sich Luther auf die Lösung der religiösen Frage
geworfen und dann das ganze gesittete Europa in den Streit
um die wahre Religion hineingezogen. Ströme Blutes waren in
diesem gewaltigen Kampfe geflossen; allmählich trat dann Ermattung
und Gleichgiltigkeit ein; man wuchs über die konfessionellen
Formen und Formeln hinaus und drängte auf einen
überkonfessionellen Standpunkt hin. Man löste sich gewissermaßen
von den Banden der Vergangenheit los, indem man auf
die natürlichen Bedingungen des menschlichen Lebens zurück-
griff. So entstand das Naturrecht an Stelle des historischen
Rechts; die Moralphilosophie setzte an Stelle des göttlichen
Gebots die moralische Anlage der menschlichen Natur, und den
positiven Religionen stellte man eine natürliche entgegen, d. h.
eine philosophische, die nichts von den überlieferten Dogmen
wissen wollte. Herbert von Cherbury (1581—1648) kann als

1 Hettner 1. c. p. 182 ff.

* S. Hettner 1. c. p. 195 ff. Windelband l c, I, 268 f. berichtigt das
Mißyeratändnis LangeB.


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