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FÜNFTES KAPITEL.
und daher konnten auch nicht die Deutschen Steinmetzenhütten
auf die Englischen Baulogen irgend einen Einfluß gewinnen.1
Wir verdanken nun den außerordentlich sorgfältigen und eindringlichen
Forschungen W. Begemanns sichere Kenntnis des
Ursprungs der Freimaurerei in England,2 der sich auf die
Studien der Engländer Lyon, Woodford, Hughan, Gould, Speth
u. s. w. stützt, aber durchaus selbständig verfährt.
Die Steinmetzen nehmen überall unter den Bauhandwerkern
eine höhere Stellung in Anspruch, denn sie sind Künstler. In
England hießen sie Freemason im Gegensatz zum Rohmaurer
(Roughmason, auch blos Mason) und dem Ziegelleger (layers
oder setters), welche in der Zunft niedriger ge wert et wurden*
Der Name Freemason steht mit dem Freistein (Freestone) in
engster Verbindung; unter Freistein verstand man laut einem
Bauvertrag aus dem Jahre 1434 für eine Kirche zu Fotheringhay*
kunstvoll ausgemeiselte Steine mit frei vorspringenden Verzierungen
, aber auch Skulpturen. In einem Kirchenregister von
Chester heißt es 1599:4 „Walter Hancox, Freimaurer, ein sehr
geschickter Mann in der Kunst der Maurerei, im Entwerfen von
Plänen für Gebäude und in der Ausführung derselben, im Gravieren
in Alabaster und anderm Stein oder Gips und in verschiedenen
anderen Fertigkeiten, die zu jener Kunst gehören,
wie seine Werke zeigen, die man in verschiedenen Teilen von
England und Wales sehen kann, höchst prächtigen Gebäuden,
höchst stattlichen Denkmälern, höchst bemerkenswerten Bildwerken
etc." Also dieser Walter Hancox ist ein Steinmetz und
Bauunternehmer zugleich gewesen, ein bedeutender Künstler*
Und wie stolz diese Freimaurer auf ihre Kunst waren, zeigt
eine Stelle aus einem Buch von 1550, die wir dem Forscherfleiß
1 Alles was Findel 1. c. p. 70 ff. hierüber sagt ist Staub.
* Berliner Zirkelkorrespondenz (B Z C) 1888, 39—76. 1889, 28—119.
1890, 159-200, 267-320. 1891, 1-39, 162-208. 1893, 14-86, 194-286.
1894, 111-216, 241—334.
3 B Z C. 1888, 43 f.
* B Z C. 1893, 20 ff.
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