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DIE ENTSTEHUNG DER GROSSLOGE IN ENGLDND. 151
Wartung gemacht hätte, um ihn ihrer Loyalität gegen die Majestät
und die Regierung zu versichern. Seine Lordschaft erwiderte,
er glaube, sie brauchten keinerlei Belästigung von der Regierung
zu befürchten, so lange sie nichts Gefährlicheres vorhätten, als
die alten Geheimnisse der Gesellschaft, die von sehr harmloser
Natur sein müßten, weil, so gerne die Menschen auch Schaden
stiften, noch nie jemand jene verraten hätte."1 Nicht geringen
Schutz und Ansehen gewährte es ihnen, daß im Jahre 1721 der
Herzog von Montague als Großmeister an die Spite der Gesellschaft
trat und ihm bis auf den heutigen Tag nur vornehme
Adelige in diesem Amt folgten. Und auch die beiden Posten
der Großaufseher, die am Anfange der Großloge einfache Handwerker
eingenommen hatten, wurden seit 1723 durch angesehene
Leute besetzt.
Also um nochmals zu rekapitulieren: die Anfänge der englischen
Großloge waren sehr unbedeutend, die Zahl der Logen
und ihrer Mitglieder sehr gering, und ihr geistiger und gesellschaftlicher
Standpunkt so niedrig, daß man ihnen unmöglich ein
hohes Ziel zuschreiben kann. Sie bezweckten lediglich eine
Wiederbelebung der alten fast vergessenen Werkmaurerei. Aber
das Geheimnis, in das sich die Gesellschaft hüllte, lockte die
Neugierde, namentlich Gelehrte, meist Mitglieder der königlichen
Gesellschaft, wie Desaguliers und Stukeley, die hofften, hier
Aufschluß über die Mysterien der Alten zu erhalten. Als dann
1721 auch Männer vom hohen Adel der Gesellschaft beitraten,
so wurde der Beitritt Mode und ist es bis auf den heutigen
Tag in England geblieben.
Daß den Gründern der Großloge von England jeder Gedanke
an einen universalen Menschheitsbunde fernlag, beweist das
Konstitutionenbuch von 1723, wonach dieses ausdrücklich nur
für den Gebrauch der Logen von London bestimmt war, und
noch 1724 wird laut Protokoll vom 21. November die Machtbefugnis
der Großloge auf einen Umkreis von zehn englischen
1 Bei BegemaniL L c, 1896 Nr, 19 p. 184.
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