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SECHSTES KAPITEL.
Handel und Erwerb beträfe, auf Grund gegenseitiger Freundschaft
, ohne irgend einen Zwang. In einem Spottgedicht auf
Anderson und seine Geschichte, genannt: Ode an den Groß-
khaibar, London 1726, wurden die Mitglieder dieser Gesellschaft
Khaibariten genannt, als eine Vereinigung bezeichnet, in der
eine harmlose und zwanglose Geselligkeit gepflegt werde.1
Natürlich geriet die Großloge von London über diese indiskrete
Veröffentlichung der Rituale in großen Zorn und der zugeordnete
Großmeister Blackerby nennt am 15. Dezember 1730 den Herausgeber
(Prichard) einen „Betrüger" und sein Buch „ein
thörichtes Ding." Dr. Martin Cläre, Mitglied der königlichen
Gesellschaft und ein höchst angesehener Freimaurer,2 hat gegen
Prichard eine berühmt gewordene Abwehr: A Defense of Masonry
Ende 1730 geschrieben, die Anderson in der zweiten Auflage
seines Konstitutionenbuchs 1738 wieder hat abdrucken lassen.
Die Großloge hielt es nun für geraten, bei der Zulassung von
Besuchern vorsichtiger und strenger zu sein, um sich vor falschen
Maurern und Verrätern zu sichern. Die Folge dieser Geschichte
war ein Umtausch der Erkennungsworte des ersten und zweiten
Grades, ein Hauptunterschied zwischen den „Alten" und „Neuen"
Maurern.
Viel gefährlicher nämlich als Prichard und andere Verräter
wurden für die Londoner Großloge die sogenannten „Alten
Maurer" (Ancient Masons). Früher glaubte man die „Alten"
hätten sich von der Großloge von London getrennt, weil sie
mit den Neuerungen nicht zufrieden gewesen wären, und 1739
eine neue unregelmäßige Großloge gegründet. Als Urheber
dieser Bewegung nennt Kloß3 Laurence Dermott, der durch
falsche Vorspiegelungen und unsaubere Mittel die Unzufriedenen
um sich gesammelt und durch die Verheißung des Royal-Arch-
Grades viele Freimaurer für sich gewonnen hätte. Auch ich
1 Masonic Reprints I, Margate 1889.
2 Gould In Ars quatuor Coronatorum IV, 33 ff.
8 Geschichte der Freimaurerei in England, Irland und Schottland.
Leipzig 1847 p. 323 ff.
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