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SIEBENTES KAPITEL
Aber es gelang den Damen doch, sich in die Logen einzudrängen
und vollwichtige Mitglieder derselben zu werden. Das
nannte man in Frankreich Magonnerie d'Adoption oder MaQonnerie
blanche. 1742 gründete M. de Chambonnet den Orden der
Glückseligkeit (Ordre de la Felicite). Herren und Damen unternahmen
symbolisch eine Seereise nach der Insel der Glückseligkeit
d. h. der Liebe. Die Ausdrücke des der Freimaurerei
entlehnten Rituals waren dem Seewesen entnommen.1 Einige
Jahre darauf, 1747 stiftete der Chevalier de Beauchaine den
Orden der Holzhauer (Ordre des Fendeurs charbonniers), eine
burleske Nachahmung freimaurerischer Zeremonien. Ähnlicher
Art war der von M. Chaumont, Vergnügungsmeister des Herzogs
von Ohartres (Philippe EgaUte) gestiftete Ordre des Chevaliers
et des Nymphes de la Rose etc. Die vornehme Französische
Gesellschaft dürstete nach Vergnügungen jeder Art, also war
ihr auch die Adoptionsmaurerei willkommen. Darüber täuschte
sich selbst die öffentliche Meinung nicht. Am 28. August 1754
ließ Poinsinet auf einem Pariser Theater eine Parodie der Oper
Fßtes de l'Amour et de l'Hymen (Musik von Rameau) aufführen,
betitelt: Les Fra-ma-Qonnes. Die Hauptfiguren waren der
Venerable (der sehr ehrwürdige Meister) und Hortense, die zum
Schluß die Verse sang:
Vos lois outragent la Nature,
iN'en croyez jamais que sa voix.
Elle a forme les doux noeuds
Qui nous joignent Tun ä l'autre:
Votre sexe n'est heureux
Qu'alors qu'il s'unit au nötre . . ij^
Und diese Meinung teilten wohl auch die meisten Französischen
Freimaurer. Ja, anstatt daß die freimaurerische Oberbehörde,
1 Thory, Histoire de la fondation du Grand Orient de France p. 350
und Thory, Acta Latomorum I, 313.
2 H. d'Almeras, Cagliostro. La Franc-Maconnerie et TOccultisme au
18, siecle. Paris 1904 p. 88 ff.
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