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DIE FEEIMAUREREI IN FRANKREICH.

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hatte, wieder aufgebaut wurde. In dieser Legende und in diesem
Ritual dreht sich alles um die Vorzüge des Adels. In dem
Grade des Chevalier de POrient sind alle Maurer Ritter, allein
sie erlangen ihre Befreiung aus der Knechtschaft und ihren Adel
doch nur durch die Grand-Seigneurs. Der Grad selbst wird nur
Grand-Seigneurs verliehen und der Vorsitzende heißt Souverain;
alle Mitglieder dieses Grades heißen Prinzen. Freimaurer
nennen sie sich deshalb, weil die den Tempel erbauenden Maurer
durch Salomon von allen Abgaben befreit waren. Steuerfreiheit
war aber das Hauptprivileg des Französischen Adels. Schon zur
Zeit Ludwig des XIV. hatten edelgesinnte Männer auf das Verderbliche
der Rechtsungleichheit der Stände hingewiesen. Im
Laufe des 18. Jahrhunderts wurde der Kampf des Bürgertums
gegen den Adel heftiger und leidenschaftlicher. Voltaire goß
die volle Schale seines ätzenden Witzes über den Französischen
Adel aus, indem er ihn mit dem Englischen verglich. Noch
rücksichtsloser ging Rousseau vor, der die historischen Grundlagen
der Gesellschaft und des Staates negierte und erschütterte
und Rückkehr zur Natur, Freiheit, Gleichheit zum Schlachtruf
von vielen Tausenden machte. Diese Kämpfe wurden auch in
die Logen hineingetragen. Der Verfasser der Schrift 1'Ordre
trahi preist noch mit Begeisterung die Gleichheit in den Logen.
Allein der Adel wollte von einer solchen Gleichheit nichts
wissen; er fühlte sich abgestoßen durch die schlechten Manieren
der Bürgerlichen. Der Baron von Tschudy teilt in seinem L'Etoile
flamboyante eine Stelle aus dem Briefe eines hochgeachteten Bruders
aus dem Elsaß mit, worin dieser sich beklagt, daß man
nicht sorgsam bei der Auswahl der Brüder sei. „Warum ist die
Forderung der Reinheit des Blutes in Wegfall gekommen?
Warum schmückt das schwarze Band, dieser traurige Ersatz für
das glänzende Zeichen, das die Kreuzritter auszeichnete, in
unsern Tagen den Bruder Seifensieder ebenso gut wie den Bruder
Grafen? Erbärmliches Gemisch der Stände!"1 (Namentlich

1 Eine vortreffliche drastische Schilderung des Gebahrens des Adels
gegenüber dem Volke gibt Claude Tillier in „Mon oncle Benjamin/'


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