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DIE ENTARTUNG DER FREIMAUREREI IM 18. JAHRHUNDERT - 209
Friedrich Wilhelm L von Preußen, der mit seinen Söhnen eine
Reise nach den Niederlanden unternahm, in Minden auf, wo
ihm der Graf von Lippe seine Aufwartung machte. Bei Tafel
kam das Gespräch auch auf die Freimaurerei, über die sich
der König abfällig äußerte, wogegen der Graf sie warm verteidigte
und sich freimütig als Maurer bekannte. Der Kronprinz,
im Innern durch diesen Vorgang tief berührt, erklärte dem
Grafen seinen Wunsch, Mitglied einer Gesellschaft zu werden,
der so ausgezeichnete Männer angehörten. Da der Graf seit
seiner Abreise aus England keine direkten Beziehungen zu Logen
hatte, wandte er sich an Friedrich Christian von Albedyll in
Hannover, der den Wunsch des Grafen der Hamburger Loge
(seit 1741 Absalom genannt) übermittelte. Diese beschloß am
29. Juli eine Abordnung nach Braunschweig, wo die Aufnahme
des Kronprinzen stattfinden sollte, zu schicken. Am 11. August
erschienen die Hamburger Abgeordneten in Braunschweig und
zu gleicher Zeit der Graf Albrecht Wolfgang von Lippe, Graf
Georg Ludwig von Kielmannsegge und Albedyll. In der Nacht
vom 14. auf den 15. August wurde der Kronprinz in üblicher
Weise und nach ihm sein Begleiter Reichsgraf von Wartensleben
aufgenommen.1 Er war von dieser Aufnahme so sehr begeistert,
daß er auf dem Schlosse Rheinsberg maurerische Sitzungen veranstaltete
und 1740 nach seiner Thronbesteigung sich öffentlich
als Freimaurer bekannte. Am 20. Juni 1740 hielt er eine
feierliche Loge in Charlottenburg und übernahm 1744 die Stelle
eines Großmeisters der Loge Aux trois Globes in Berlin. Aber
freilich die wachsende Last der Geschäfte und die schweren
Sorgen des Krieges ließen ihm keine Zeit mehr, sich viel um
die Freimaurerei zu bekümmern, und aus spöttischen Äußerungen
des großen Königs über die Freimaurerei (»La ma^onnerie est
un grand rien,u soll er angeblich gesagt haben) hat man geschlossen
, daß er sich der Freimaurerei entfremdet habe, aber
1 0. Etzel, Beschreibung der Säkularfeier der Aufnahme Friedrichs
des Großen. Berlin 1738.
H. Boos, Geschichte der Freimaurerei.
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