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ACHTES KAPITEL.
wir besitzen eine Anzahl schriftlicher Äußerungen, woraus seine
unwandelbare wohlwollende Gesinnung gegenüber dem Bund deutlich
erhellt. Es ist ja selbstverständlich, daß der alternde König
den Idealen seiner Jugend fremd werden mußte, aber dessenungeachtet
ist sein Eintritt in den Bund von epochemachender
Bedeutung für diesen geworden, denn seinem Beispiel folgten
viele andere Fürsten und vornehme Leute.
Bei den mannigfaltigen Beziehungen Hamburgs zu England
ist es begreiflich, daß in genannter Stadt die erste Deutsche
Loge gestiftet wurde. Im Protokoll der Londoner Großloge
vom Jahre 1730 wird ein De Thoms als Provinzialgroßmeister
des Kreises Niedersachsen erwähnt, von dessen Tätigkeit indessen
nichts bekannt ist. Eine Hamburger Loge ist unter der
Nummer 124 im Logenverzeichnis der Londoner Großloge eingetragen
.1 Die erste Loge, die in Hamburg eine wirkliche
Tätigkeit entfaltete, ist laut dem erhaltenen Protokoll2 am
6. Dezember 1737 durch den sehr ehrwürdigen zugeordneten
Großmeister von Preußen und Brandenburg Karl Sarry und die
Brüder Georg Ludwig von Obrig, Peter Karpse, Peter Stüven
und Johann Daniel Krafft gegründet worden unter dem Namen
„La tres venerable Societe des acceptes Magons libres de la
ville de Hambourg". Wie in England wurden der erste und
zweite Grad nacheinander erteilt, während der dritte (Meistergrad
) in einer besonderen Meisterloge gegeben wurde; auch
wurden bis 1763 die Suchenden mit unverbundenen Augen aufgenommen
. Den Teppich zeichnete man in jeder Sitzung mit
Kreide oder Kohle auf Wachsleinwand. Seit 1741 nannte sich
diese Loge „ Absalom" und wurde im selben Jahr durch M. A-
Lüttmann, der in London die Vollmacht als Provinzialgroßmeister
von Hamburg und Niedersachsen erhalten hatte, in eine Provinzial-
großloge umgewandelt. Von Hamburg aus verbreitete sich die
Freimaurerei nach Hannover und Braunschweig, andere Logen
erhielten von der Großloge in London Freibriefe, wie die 1742
gestiftete Loge „Zur Einigkeita in Frankfurt a. M.
1 Hughans, Facsimüe of engraved List of Lodges a. d. 1734 p, 25.
* Hamburgische Zirkel-Korrespondenz 1896/97. p. 50.
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