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ACHTES KAPITEL.

Obwohl die ältesten Deutschen Logen in Hamburg, Braunschweig
, Berlin, Frankfurt u. s. w. unter Englischem Einflüsse entstanden
waren und sie ihren Arbeiten das Englische Konstitutionenbuch
und das Prichardsche Ritual zu Grunde legten, so war doch in
der Folge der Zusammenhang der Tochterlogen mit der Mutterloge
ein ganz lockerer. Die Englische Großloge bekümmerte
sich wenig um das, was auf dem Kontinente vorging. Die
Rituale und Instruktionen wurden nur mündlich überliefert und
erlitten naturgemäß mannigfache Abänderungen, indem man die
Gebräuche dem örtlichen Bedürfnis anpaßte. Das wäre nun
nicht so schlimm gewesen, wenn man sich nur nicht von den
Grundprinzipien entfernt hätte. Aber die Isoliertheit führte auf
böse Abwege, namentlich als der Französische Einfluß überwog.

Seitdem der große Krieg die nationale Deutsche Bildung
vernichtet hatte, klammerte sich der Deutsche krankhaft an
alles fremdländische, und besonders die Franzosen wurden seine
Vorbilder und Lehrer, die er bewunderte, beneidete und nachahmte
. Wer Anspruch auf Bildung machen wollte, mußte die
Französische Sprache kennen. Den letzten Schliff der Bildung
erhielt man nur in Paris, weshalb es zum guten Ton eines jeden
Edelmannes oder jeden, der ein Weltmann sein wrollte, gehörte,
nach Frankreich zu reisen. „Welche Schande", sagt Herder
ironisch, „bei Landräten und Sekretären von Wind und Geschmack
kein Französisch zu sprechen! Welche Schande, eine
Schweizer-Französin und einen durchwandernden Franzosen, insonderheit
wenn es ein Abbe wäre, nicht zu verstehen! Welcher
Vorteil hingegen, mit jedem Narren nach seiner Narrheit zu
reden! Den Geschmack auch in der Sprache des Geschmacks
hören zu lassen! Werke des Geschmacks in Poesie, Prosa,
Malerei, Baukunst, Verzierung, auch in der Sprache des Geschmacks
zu charakterisieren!" In der vornehmen Gesellschaft
unterhielt man sich und schrieb man nur Französisch und selbst
ein Goethe bequemte sich dieser Sitte an, indem er an seine
Freundin Charlotte von Stein Briefe in einem sehr fragwürdigen
Französischen Stil richtete. Friedrich der Große sprach nach


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