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ACHTES KAPITEL.

Die Mystik und die Magie übten von neuem ihren Zauber auf
den größten Sohn des Volkes, wie im 16. Jahrhundert auf einen
Reuchlin, Agrippa und Paracelsus. Die magisch-mystischen
Schriften der Bosenkreuzer des 17. Jahrhunderts wurden eifrig
studiert und nicht nur Dummköpfe hantierten in Laboratorien
und brauten nach alten Rezepten geheimnisvolle Elixiere. Hat
sich doch der junge Goethe eifrig mit dem Studium abstruser
alchemistischer Schriften wie der Aurea catena Homeri
abgegeben. Deutschland bedeckte sich mit einem Netze geheimer
Gesellschaften, die vorgaben, das Glück der Menschen
zu fördern. „Das Zeitalter des aufgeklärten Despotismus konnte
sich, auch die Verbreitung der Aufklärung nur in der Form
despotischer Bevormundung denken. Ausgeschlossen von aller
selbsttätigen Teilnahme an den großen Bewegungen des Staates
suchte der Strebende, dem die Verwirklichung seiner stillen
Begeisterung ernste Herzensangelegenheit war, in geheimen Gesellschaften
, was ihm das öffentliche Leben versagte. Wie tief
und allgemein die Idee von der Notwendigkeit und dem Segen
erziehender und leitender Geheimbünde auch im Bewußtsein
der Gebildetsten und Erleuchtetsten lebte, beweist die hervorragende
und abschließende Stellung, die denselben Goethe im
Wilhelm Meister zuerteilt, in jenem unvergleichlichen Roman,
welcher die buntdurchkreuzten Wirren und Kämpfe einer modernen,
nach reinem und harmonischem Menschendasein ringenden
Bildungsgeschichte mit tiefster Lebensweisheit und ergreifendster
Naturwahrheit schildert." „Gewiß sind diese geheimen Gesell-
Schäften eine arge Krankheit der Zeit, ein arger Auswuchs der
allgemeinen Unfreiheit und Bedrückung, die jeder kraftvollen
Regung des öffentlichen Lebens den Atem abschnitt. Der bewegende
Grundgedanke aber, welcher diesem krankhaftem Treiben
Halt und Macht gab, war nichtsdestoweniger gesund und unverlierbar
. Es war die fruchtbringende Einsicht der Deutschen
Aufklärungsphilosophie in die Notwendigkeit des Heraustretens

1 H, Hettner, Geschichte der Deutschen Litteratur. 4. Aufl. II, p. 302 f.


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