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ACHTES KAPITEL

jeder Meister konnte zum Vorsteher der Loge gewählt werden.
Diese Freiheit gefiel den Stiftern der neuen Gesellschaften nicht,
und sie führten, um die volle Herrschaft ausüben zu können,
absoluten Gehorsam ein; ja der Aufgenommene sollte nicht einmal
die kennen, denen er zum Gehorsam verpflichtet wurde.
Man rechnete dabei mit großer Menschenkenntnis auf die Schwäche
menschlicher Natur und auf die damalige Gewohnheit, sich vor
Höhern schweigend und demütig zu ducken. Eine geheime Gesellschaft
, die den schon eingeschüchterten Menschen in neue
Unterordnung und Einschränkungen bringen wollte, mußte ihn
locken, reizen und verführen,. daß er sich das Joch in gedankenloser
Gutwilligkeit selbst über den Nacken ziehe. Sie mußte
aus dunkler Ferne seine Erwartungen rege machen, seine Neugierde
reizen und seine Hoffnung in schmeichelnder Geschäftigkeit
erhalten. Welchen Unsinn diese unsichtbaren Obern ihren
Brüdern zu bieten wagten, zeigen die Rituale der Rosenkreuzer
und Tempelritter. Die Hauptsache war, abgesehen von der
Lust zu mystifizieren und die Zeit angenehm totzuschlagen, den
Leuten möglichst viel Geld aus der Tasche zu locken.

Die Deutschen Schrifsteller1 schieben, wie schon bemerkt,
diese Entartung den Franzosen in die Schuhe. Doch mit Unrecht
, Wir haben gesehen, wie in Frankreich, um der wachsenden
Unordnung zu steuern, eine Anzahl eifriger Freimaurer
unter dem Namen „Schottische Meister" zusammengetreten
waren, die für sich das Recht in Anspruch nahmen, eine Kontrolle
über die Johannislogen auszuüben. Aus ihnen erwuchs
dann ein vierter Grad. In Deutschland ging die Entwicklung
ganz unabhängig von Frankreich dahin, daß hier die
Schottischen Meister nicht einen mit den Johannislogen organisch
verbundenen höheren Grad bildeten, sondern einen von den
Johannislogen ganz unabhängigen Orden.2 Bei dem regen

1 Ich nenne einen unter vielen: ü. Mach er, Erläuterung der Katechismen
, IV. Teil. 4. Aufl. Leipzig 1886 p. 57.

2 S. Schiffmann, d. Freimaurerei in Frankreich p. 176 ff.


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