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DIE ENTARTUNG DER FREIMAUREREI IM 18. JAHRHUNDERT. 227

war in jener Zeit erlahmt und deshalb konnte die Toleranz
immer mehr Raum gewinnen. Toleranz ist ja schließlich nichts
anderes als Gleichgültigkeit gegen die Konfessionen. Ramsay
gibt über seine Stellung zur religiösen Frage deutlichen Aufschluß
in seinem Leben Fenelons. „In einem freien Lande
geboren, wo der menschliche Geist sich in allen seinen Gestalten
ohne Scheu zeigt, bin ich die meisten Religionen durchgegangen,
um darin die Wahrheit zu suchen. Der Fanatismus oder der
Widerspruch, welcher in all den verschiedenen protestantischen
Systemen herrscht, haben mich zum Gegner aller Sekten des
Christentums gemacht." Fenelons milder Geist hatte es ihm
angetan und ihn der katholischen Kirche zugeführt. Denn nicht
der katholische Glaube als solcher machte auf ihn Eindruck,
vielmehr die praktische Frömmigkeit dieses hochgebildeten
Mannes. Ramsay blieb auch als Katholik Ekletiker, wollte
nichts von katholischer Propaganda wissen und beurteilte das
jesuitische Treiben mit unverhehlter Verachtung. Ebendeshalb
konnte er auch nach dem Übertritt zur katholischen Kirche ein Freimaurer
bleiben. Nicht eine einzige Tatsache kann beigebracht
werden, wodurch der Vorwurf gerechtfertigt würde, daß er
den Freimaurerbund für politische oder katholische Zwecke mißbraucht
hätte. In seinem freimaurerischen Diskurs sagt er selbst,
daß alle politischen Angelegenheiten von der Verbindung der
Freimaurerei ferngehalten werden müßten. Auch die andern
Vorwürfe, daß er die Entstehung der Hochgrade veranlaßt und
die Brüderschaft in einen Ritterorden verwandelt habe, zu
welchem Zwecke er die Geschichte der Freimaurerei verfälschte,
sind ungerecht. Er selbst spricht nur von drei Graden, und
der von ihm gebrauchte Ausdruck Orden kann nichts beweisen,
da Ordre in Frankreich oft für Gesellschaften gebraucht wurde,
ohne daß diese einen Bezug zu geistlichen oder weltlichen Orden
hatten.

„Zur Zeit der Kreuzzüge nach Palästina," erzählt Ramsay,1
„vereinten sich mehrere Fürsten, Adlige und Bürger, und taten

1 Discours d'un Gr. Maitre dans la Gr.-Loge assemblee solennement a
Paris en 1740, wieder abgedruckt bei de la Tierce, Histoire, Obligations


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