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ACHTES KAPITEL.
Strodzky als Verräter verhaften und über vier Monate lang
gefangen halten, ein abgekartetes Spiel. Im Mai begab sich
Johnson mit seinen Kittern nach Altenberge in Sachsen-Altenburg,
wo ein großer Kongreß abgehalten werden sollte. Bis Hund
anlangte, wurde fleißig Ritterspiel gehalten. Johnson spiegelte
seinen Getreuen vor, er würde von verschiedenen Fürsten, darunter
Friedrich dem Großen, verfolgt; sie mußten daher vor
seiner Schlafkammer mit gezogenem Schwerte Wache halten und
fleißig patrouillieren, bei Nacht im Sturm und Regen durch die
Thüringischen Wälder schweifen oder bei plötzlich gemachtem
Alarm aus den umliegenden Quartieren gerüstet zu Pferde erscheinen
; wer nicht gehorchte, erhielt Arrest. So durchhallten
«die Thüringer Berge von dem Hailoh der neuen Don Quixote,
und es muß einen unsäglich lächerlichen Anblick gewährt haben,
wenn man Professoren der Theologie mit schweren Reiterstiefeln,
den Raufdegen umgeschnallt, herumstolpern sah.
Am 26. Mai traf endlich Hund mit seinen Freunden in Altenberge
ein. Jetzt erklärte Johnson, die Freimaurerei sei nur die
Fortpflanzung des Tempelritterordens, und erzählte dann die uns
bekannte Legende. Er bezeichnete sich als Abgesandten der
Ordensobern, um die Deutschen Brüder auf den richtigen Weg
zurückzuführen. Hund bestätigte die Aussagen Johnsons und
huldigte ihm knieend; dabei trug Hund eine so schwere Rüstung
und einen solch prunkvollen Ornat, daß er von zwei Rittern
unterstützt werden mußte. Hund war durch den Oberstleutnant
von Pracht aus Prag über die Schwindeleien Johnsons genau
unterrichtet worden, allein er bedurfte dessen Unterstützung, da
er arg verschuldet, mit dem Plane umging, sein Rittergut um
50,000 Thaler an den Orden zu verkaufen. Aus den Revenuen
des Gutes sollten alsdann der Heermeister jährlich 1000 Thaler
Rente, der Visitator generalis 600 Thaler, der Sekretär 200
Thaler etc. erhalten. Ferner wurde ein Plan ausgeheckt, der
die Brüder samt ihrem Vermögen vollständig der Gewalt der
hohen Oberen überliefert haben würde. Jeder Novize sollte sich
verpflichten, sein Vermögen nach seinem Tode dem Orden zu
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