http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/boos1906/0247
DIE ENTARTUNG DER FREIMAUREREI IM 18. JAHRHUNDERT. 241
vermachen etc. Doch erhob sich gegen diese tolle Idee Widerspruch
, der Plan wurde zunächst fallen gelassen, um später
in anderer Form wieder aufgenommen zu werden. Unterdessen
intriguierte man lebhaft gegeneinander. Johnson suchte Hund
durch kriechende Schmeicheleien zu gewinnen, während er andere
Brüder durch schamlose Brutalität in Unterwürfigkeit hielt. Doch
die Eintracht ging bald in Stücke. Man stieg dem Johnson zu
Leibe und warf ihm seine Lügen vor. Darauf wurde er dermaßen
grob und unverschämt gegen Hund, daß dieser ihn mit
Degen und Pistolen bedrohte. In diesem kritischen Momente
verließ den Schwindler sein tolldreister Mut. Er versprach Belege
für seine Legitimation herbeizubringen und erbat sich dafür 24
Stunden Frist, die er benutzte, um zu verduften. In Nürnberg
wollte er nochmals seine gewohnte Bolle spielen, die. dortigen
Brüder waren jedoch gewarnt. Dann tauchte er in Schaffhausen
auf, von wo aus er Drohbriefe an von Prangen schrieb. In
Worms wartete er in eitler Hoffnung, seine Getreuen würden
ihn holen. Da niemand sich um ihn bekümmerte, so trat er
von neuem die Wanderung an^ m der Hoffnung, bei den Brüdern
in Jena Unterschlupf zu finden- Allein der Zorn und die Erbitterung
waren zu groß; durfte es doch Dr. Teychmeyer längere
Zeit nicht wagen, seine Wohnung zu verlassen, weil die Studenten
ihn verhöhnten. Dennoch erschien Johnson in Jena, wurde aber
sofort verfolgt und auch seine Frau wurde weggewiesen. Sie
wäre mit ihren Kindern im Elend verkommen, wenn sich ihrer
nicht einige Brüder angenommen hätten. Johnson wurde nun
wie ein Wild gehetzt und endlich am 24. Februar 1765 in Als-
leben im Herzogtum Anhalt-Dessau auf Veranlassung des Weimarischen
Ministers von Fritsch durch Preußische Soldaten verhaftet
und an Weimar ausgeliefert. Er wurde auf die Wartburg
geschafft, wo er zehn Jahre lang bis zu seinem Tode, den 13, Mai
1775 in Luthers Stube gefangen gehalten wurde, ohne Verhör
und Urteil, ein trauriger Beleg für die damalige Willkür in den
Deutschen Kleinstaaten. Denn im Zeitalter des Despotismus
galt der brutale Willen des Fürsten beziehungsweise des Ministers
H. Boos, Geschichte der Freimaurerei. 16
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/boos1906/0247