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DIE ENTARTUNG DER FREIMAUREREI IM 18. JAHRHUNDERT. 253
war inzwischen auch mit dem Herzog Ferdinand von Braunschweig
in Korrespondenz getreten. Bei aller Ehrfurcht vor dem Fürsten
spricht er sich mit republikanischer Freimütigkeit über das, was
beiden das Herz und Gemüt erregte, aus. Besonders interessant
ist sein Brief vom 1. Januar 1780, worin er ein freimaurerisches
Glaubensbekenntnis ablegt. Nachdem er in die vier ersten
Grade eingeweiht worden sei, habe er die Entwicklung der
Freimaurerei schon bestimmt vermutet, aber immer nur als
schwache Bilder, als Schatten angesehen. „Mein Eifer, mein
Durst, meine Hoffnung, Weisheit und nützliche Geheimnisse
oder doch Wege zu solchen zu finden, war stärker, als die
Gegenbemühungen verschiedener maurerischer Freunde." Auch
die Einführung in den Hohen Orden durch den Ritter a Strut-
hione (Schubart), habe ihn nicht befriedigt. Nach Hause zurückgekehrt
, habe er keine Gelegenheit mehr gehabt, eine Loge
oder ein Kapitel zu besuchen, jedoch um so eifriger die verschiedenen
Systeme, Französische, Deutsche, Schwedische studiert,
dazu theosophische, magische und chemische Schriften gelesen,
besonders seltene Manuskripte. Dadurch wurde ich dem Orden
wieder geneigter. „Ich betrachtete ihn da von der religiösen
und moralischen Seite und da fand ich ihn, auch nach dem
gegebenen Aufschluß der Strikten Observanz, äußerst wichtig,
in demselben eine fast unerschöpfliche Fülle von Lehren der
Weisheit, von ermunternden, tröstenden, stärkenden, warnenden
Beispielen, die zum Heil, zur Besserung der Brüder, zum Besten
der Menschheit, blos durch vernünftige Anwendung wirkend
gemacht werden könnten." Die Geschichte der Freimaurerei sei
eine Wiederspiegelung des Weltlaufes. „Da nun einmal die
Freimaurerei noch existiert, so sehe ich die Logenzusammenkünfte
zugleich als eine eigene Art, so unvermerkt dem menschlichen
Herzen beikommen zu können, und als eine Gelegenheit
und Schule der großen Wissenschaft der Menschenkenntnis, die
Einrichtung von feierlicher Ordnung, verbunden mit der brüderlichsten
Freimütigkeit als die schicklichste Gelegenheit, sich in
der allen Männern, besonders aber Republikanern, die schon als
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