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ACHTES KAPITEL.
wertvolle Gehilfin gewann er in der jungen reizenden Lorenza
Feliciani, die er 1769 in Rom heiratete. Mit ihr reiste er nach
Spanien, Portugal, England und Frankreich, aber es erging ihm
meist sehr elend und nur die Reize seiner schönen Frau retteten
ihn. So entkam er in Palermo, wohin ihn das Heimweh getrieben
hatte, mit Hilfe seiner Frau den Klauen der Justiz. Er
entfloh nach Neapel, wo er einige Zeit seine Künste ausübte,
indem er Stunden in der Alchimie und Kaballa gab, ein Schönheitswasser
verkaufte, Hanf in Seiden verwandelte und Quecksilber
in Gold, Diamanten und Perlen vergrößerte und die Glücksnummern
der Lotterie ansagte. Allmählich wurde Balsamo etwas
klüger, indem er begriff, daß wenn er sein Glück machen wollte,
man vor den Menschen nicht wie ein Lump dastehen dürfe. Er
nahm daher einen Umwandlungsprozeß mit sich vor, indem er
seinen ehrlichen Namen abwarf und sich und seine Vorfahren
eigenmächtig in den Adelstand erhob; nach verschiedenen Versuchen
nannte er sich seit Ende des Jahres 1776, wo er England
wieder mit seiner Gegenwart beglückt hatte, Oberst Marquis
Cagliostro. Aber um einen solch vornehmen Namen führen zu
können, bedurfte er des Geldes und dieses verschaffte er sich
durch Betrug, was ihn logischerweise ins Gefängnis brachte.
Doch wußte er das notwendige Geld beizubringen und die Freiheit
zu erlangen. Er erschien nicht mehr wie früher als der
arme Teufel, den die Richter und Polizeileute mit Verachtung
behandelten, nun hielt er etwas auf schöne Kleidung und edle
Sprache. Er verstand es, durch lautes Reden die Leute einzuschüchtern
und ihnen eine große Meinung von sich einzuflößen.
Auch stand er nicht mehr wie früher schutzlos allein, sondern
neben und hinter ihm die mächtige Genossenschaft der Freimaurer
.1
In London gab es in den siebziger Jahren eine Loge „zur
Hoffnung", die sich zum Hündischen System hielt und der meist
Leute aus dem Handwerkerstande angehörten.2 Am 12. April 1777
1 Der Artikel im Allg. Handbuch I, 147 f. ist ungenügend.
2 d'Alm&as 1. c. p. 70 ff.
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